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Katharina Kunz
Redakteurin Katharina Kunz (Foto: SWR)

Ein Mann hatte mit seinem Auto eine Absperrung am Hamburger Flughafen durchbrochen und war aufs Rollfeld gefahren. Der Bewaffnete wollte möglicherweise mit seiner Tochter in die Türkei ausreisen.

Mehr als 18 Stunden lang hat sich der 35-Jährige mit seiner Tochter in dem Auto auf dem Rollfeld verschanzt, bevor er sich am frühen Sonntagnachmittag ohne Widerstand festnehmen ließ. Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und Psychologen seit Samstagabend vor Ort. Der Mann muss in Untersuchungshaft, weil laut Staatsanwaltschaft Fluchtgefahr besteht.

Update:Die Geisellage ist beendet.Der Tatverdächtige hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen. Der Mann wurde widerstandslos von den Einsatzkräften festgenommen. Das Kind scheint unverletzt zu sein.#HamburgAirport #Hamburg @HamburgAirport

Die Polizei stand stundenlang in Kontakt zu dem Geiselnehmer. So konnte sie auch einschätzen, wie es dem Kind ging. Es gab nach Polizeiangaben Blickkontakt und die Vierjährige war während der Telefonate mit dem Täter im Hintergrund zu hören.

Das sind die Hintergründe der Tat

Hintergrund der Tat soll ein Sorgerechtsstreit sein. Die Ex-Frau des 35-Jährigen hatte am Samstagabend bei der Polizei eine Kindesentziehung gemeldet. Der Mann soll die Tat außerdem angekündigt haben.

Laut Polizei hat er seine Tochter am Samstag aus der Wohnung der Frau in Stade (Niedersachsen) entführt und war mit dem Auto nach Hamburg geflüchtet. Dort durchbrach er eine Schranke am Nordtor des Flughafens und fuhr auf das Rollfeld bis zu einer abflugbereiten Maschine der Turkish Airlines. Polizisten berichteten, dass er zuerst in die Luft geschossen und dann zwei brennende Flaschen aus dem Auto herausgeworfen habe. Die konnten von der Feuerwehr schnell gelöscht werden.

++AKTUELL++Derzeit kommt es auf dem Rollfeld des @HamburgAirport zu einem größeren Polizeieinsatz. Wir sind mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort. Aktuell gehen wir von einer statischen Geisellage aus. Nähere Informationen folgen.#Hamburg #HamburgAirport pic.twitter.com/dGOml6Ovzw

Der in Buxtehude lebende Mann ist nach Polizeiangaben türkischer Staatsbürger und soll schon 2022 mit der Tochter unberechtigt in die Türkei gereist sein. Damals sei bereits wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger gegen ihn ermittelt worden, was schließlich zu einer Verurteilung zu einer Geldstrafe geführt habe.

Stillstand am Hamburger Flughafen aufgehoben

Der komplette Flugverkehr am Hamburger Airport war von Samstagabend bis zum späten Sonntagnachmittag eingestellt. Zwei Terminals und alle Flugzeuge auf dem Rollfeld waren geräumt worden. Die Menschen verbrachten die Nacht in Flughafenhotels.

Nach dem Ende der Geiselnahme am Airport lief der Flugbetrieb zwar am Sonntag wieder um 17:30 Uhr an, es gab allerdings noch Verzögerungen und Flugstreichungen. Am Montag ist der Hamburger Flughafen wieder in den Normalbetrieb gestartet.

Diskussion um Sicherheit an Flughäfen

Während der Geiselnahme wurde über die Sicherheit auf deutschen Flughäfen diskutiert. Der Flughafen Hamburg sieht keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes. Diese entspreche allen gesetzlichen Vorgaben und übertreffe diese größtenteils, wie eine Flughafensprecherin der dpa am Sonntag mitteilte. Es könne bei der Größe des Airports allerdings nicht ausgeschlossen werden, „dass ein hochkrimineller, unbefugter Zutritt zum Sicherheitsbereich mit brachialer Gewalt erfolgen kann“. Die Alarmketten hätten allerdings einwandfrei funktioniert. Der Flugbetrieb sei sofort nach dem unbefugten Zutritt eingestellt und der Täter lokalisiert worden.

Am Montag kündigte der Hamburger Flughafen allerdings an, sein Sicherheitskonzept zu verbessern. Eine Sprecherin sagte, man werde mögliche Zugangspunkte baulich verstärken. Vorfälle wie die Geiselnahme zeigten, dass die Sicherheitskonzepte laufend neu bewertet werden müssen. „Das gilt für die gesamte kritische Infrastruktur, aber eben auch ganz konkret für den Flughafen Hamburg.

Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sagte dem Spiegel, viele Flughäfen schützten ihr Außengelände nur mit einem einfachen Maschendrahtzaun – der oft nicht elektronisch überwacht werde. Flughafenbetreiber und Behörden seien naiv. Sie agierten als wüssten sie nicht, dass man Kneifzangen und Seitenschneider in jedem Baumarkt kaufen könne. In den vergangenen Monaten hatten Aktivisten der „Letzten Generation“ an den Airports in Hamburg, Düsseldorf und Berlin Drahtzäune durchschnitten und gelangten aufs Rollfeld.

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Roßkopf, sieht auch die Politik in der Pflicht, um die Sicherheit an deutschen Flughäfen zu gewährleisten:

GdP zu Hamburger Flughafen GdP-Chef Roßkopf zu Flughafen Hamburg: „Sicherheitskonzept nicht zeitgemäß“

Wie kann es sein, dass mehrfach Unbefugte auf das Gelände das Hamburger Flughafens gelangen konnten? Das Sicherheitskonzept sei veraltet, sagt GdP-Chef Roßkopf bei tagesschau24. D…

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