Der Sender Sat.1 hat die Dokusoap Plötzlich arm, plötzlich reich abgesetzt. Auslöser ist die Kritik von Ikke Hüftgold an den Dreharbeiten.
In mehreren weiteren Tweets entschuldigt sich der Sender bei der Öffentlichkeit und der betroffenen Familie. Fehler seien passiert. Deshalb würden keine weiteren Folgen der Serie mehr ausgestrahlt.
Ikke Hüftgold: „gewissenlose Quotenjagd“
Zuvor erklärte Ikke Hüftgold in einem Instagram-Video: „Das Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern wurde von den verantwortlichen Medienanstalten mit Füßen getreten“. Der Sänger, der eigentlich Matthias Distel heißt, wirft den Machern der Sat.1-Dokusoap Plötzlich arm, plötzlich reich eine „gewissenlose Quotenjagd“ vor.
Das sind die Vorwürfe gegen die Macher von Plötzlich arm, plötzlich reich
Bei Plötzlich arm, plötzlich reich geht es darum: Eine Familie tauscht mit einer anderen Familie für eine Woche lang das Leben – inklusive Wohnung und Wochenbudget. Partyschlager-Sänger Ikke Hüftgold trat zuletzt öfter in der Dokusoap auf.
In seinem Statement beschreibt er, wie er mit seiner Begleitung die leere Wohnung der Tausch-Familie betrat. Er habe es nicht fassen können, dass in diesem Haushalt vier Kinder leben sollten. In Kalendereinträgen habe er dann lesen können, dass sich die zwei jüngsten Kinder sowie die Mutter demnach in psychologischer Behandlung befinden.
Ethik, Moral, Anstand und das Kindeswohl wurden dabei vollkommen und in meinen Augen vorsätzlich ignoriert!
Bei ihm und seinen Begleitern sei sofort die Frage aufgekommen, ob man Kinder im Alter von acht und zehn Jahren, die offensichtlich psychische Probleme haben, rechtlich und moralisch gesehen in ein Fernsehformat ziehen könne – in ein Fernsehformat bei dem acht Tage am Stück bis zu zehn Stunden gearbeitet werde.
Das ausführliche Statement von Matthias Distel aka Ikke Hüftgold könnt ihr hier nachlesen.
Matthias Distel aka Ikke Hüftgold macht sich selbst Vorwürfe
Laut Ikke Hüftgold liefen die Dreharbeiten schon zwei Tage. Während dieser Zeit habe er sich vor laufenden Kameras immer wieder negativ über die Situation geäußert. Er sei daraufhin „mit Nachdruck darum gebeten [worden], meine Stimmung doch bitte ins Positive zu drehen, damit die Geschichte in ein 'Happyend' gedreht werden könne“.
Bei einem Gespräch mit der besten Freundin der Mutter erfuhr der Sänger laut eigenen Angaben dann noch vor laufenden Kameras, dass die Kinder in der Vergangenheit durch ihren Vater misshandelt worden seien. Daraufhin brach der Sänger die Dreharbeiten ab.
Am Ende schreibt Matthias Distel aka Ikke Hüftgold in seinem Statement: „Und am Ende einer für mich sehr denkwürdigen Woche bleibt in mir das Gefühl mich mitschuldig gemacht zu haben! Mitschuldig, weil ich selbst Teil dieser perversen, deutschen Medien und Fernsehkultur geworden bin!“
Sat.1 will Zusammenhänge aufarbeiten
Inzwischen hat Sat.1 angekündigt, die Anschuldigungen aufzuarbeiten. Ein Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Unmittelbar nachdem Matthias Distel uns via Mail seine Sicht auf den Dreh zu 'Plötzlich arm, plötzlich reich' mitgeteilt hat, haben wir begonnen, mit der Produktionsfirma und der Familienhilfe zu reden, um der Familie zu helfen und um die Zusammenhänge aufzuarbeiten.“
Die zuständige Produktionsfirma Imago TV gab gegenüber dem Branchenportal Meedia zu, dass bei der Recherche Fehler gemacht wurden und dass man zu leichtgläubig war. Das würde man sehr bedauern. Imago TV-Geschäftsführerin Andrea Schönhuber sagte, ihrer Firma gehe es aber „in keiner Weise“ darum, Familien in Notsituationen auf der Jagd nach Quoten auszunutzen.