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Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR  (Foto: SWR, SWR/Tim Benscheid)

Ein 2:3 beim Heimspiel und enttäuschte Fans haben eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt. Nach offiziellen Zahlen starben mindestens 125 Menschen im Stadion.

Inzwischen gibt es erste Konsequenzen. Der zuständige Polizeichef wurde mit sofortiger Wirkung entlassen und neun weitere Beamte bis auf Weiteres suspendiert. Die Polizei hatte im Stadion Tränengas eingesetzt, obwohl das der Weltfußballverband FIFA verbietet. Die indonesische Regierung hat außerdem angekündigt, eine Taskforce einzusetzen, die die Tragödie aufklären soll. Zudem erhalten die Hinterbliebenen der Todesopfer jeweils umgerechnet 3.200 Euro. Dem gastgebenden Verein wurden Heimspiele für den Rest der Saison verboten.

Katastrophe im Fußball-Stadion: Das ist passiert

Es war am Wochenende laut Zeugen das erste Mal seit 23 Jahren, dass der indonesische Fußball-Erstligist Arema FC zuhause gegen Persebaya FC verlor. Daraufhin begannen tausende Anhänger der Heimmannschaft in der Stadt Malang, Flaschen und andere Gegenstände auf Spieler und Offizielle zu werfen. Menschen seien auf das Spielfeld geströmt und hätten eine Erklärung verlangt, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Auf Videoaufnahmen lokaler TV-Sender ist zu sehen, wie zahlreiche Menschen auf das Spielfeld strömen und es zu Handgreiflichkeiten kommt.

Fußballfans stürmen das Spielfeld im Kanjuruhan-Stadion nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Yudha Prabowo)
Fußballfans stürmen das Spielfeld im Kanjuruhan-Stadion nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC.

Tote in Indonesien nach Spiel von Arema FC

Die Polizei setzte Tränengas ein, was nach FIFA-Regeln in Stadien nicht zulässig ist. Das habe zu einer Massenpanik geführt, bei der zahlreiche Menschen erstickt seien, so die Behörde. Die Einsatzkräfte sprachen zunächst von 174 Todesopfern. Nun senkten sie die Zahl aber auf 125. Der Vize-Gouverneur von Ostjava, Emil Dardak, erklärte, die frühere Zahl von 174 habe möglicherweise doppelt gezählte Opfer umfasst.

Mindestens 180 weitere hätten sich verletzt, nachdem sie auch im Zuge von Krawallen im Stadion überrannt worden seien, teilte die Polizei mit. Rund ein Dutzend Verletzte befänden sich in kritischem Zustand in Krankenhäusern.

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Nachrichten Die Massenpanik in Indonesien in den SWR3-Nachrichten

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Bei Ausschreitungen nach einem Fußballspiel in Indonesien ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 170 gestiegen. Nach Behördenangaben wurden etwa 180 Menschen verletzt.

Polizei: Fans haben „anarchisch“ gehandelt

Die Polizei rechtfertigt sich, sie habe vor dem Einsatz des Tränengases andere Maßnahmen ergriffen. Die Fans hätten jedoch die Polizei angegriffen, „anarchisch“ gehandelt und Fahrzeuge angezündet, sagte Provinzpolizeichef Nico Afinta. Die Ausschreitungen breiteten sich den Angaben zufolge auch außerhalb des Stadions aus, wo mindestens fünf Polizeifahrzeuge umgestürzt und angezündet wurden.

Bei Fußballkrawallen zerstörte Polizeiautos auf dem Spielfeld des Kanjuruhan-Stadions in Malang, Ostjava, Indonesien (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Yudha Prabowo)
Bei Fußballkrawallen zerstörte Polizeiautos auf dem Spielfeld des Kanjuruhan-Stadions in Malang, Ostjava, Indonesien

Minister: Stadion von Arema FC war überfüllt

Indonesiens Präsident Joko Widodo sprach den Opfern in einer Ansprache sein Beileid aus und forderte eine „gründliche“ Untersuchung. Der indonesische Fußballverband PSSI hat dafür nach eigenen Angaben ein Team gebildet. Der indonesische Sicherheitsminister Mahfud MD schrieb auf Telegram, das Stadion sei überfüllt gewesen. Es seien 42.000 Eintrittskarten verkauft worden, das Stadion aber nur für 38.000 Besucher zugelassen.

Menschenrechtler fordern Untersuchung des Polizeieinsatzes

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert, dass Ermittler den Einsatz der Polizei untersuchen. Es müsse sichergestellt werden, „dass eine derartige herzzerreißende Tragödie nie wieder passiert“. Tränengas solle niemals auf begrenztem Raum eingesetzt werden.

FIFA- und UEFA-Präsidenten zeigen sich schockiert

Der Präsident des Weltverbands FIFA Gianni Infantino zeigte sich schockiert. Es sei „eine Tragödie jenseits aller Vorstellungskraft“ und markiere einen „dunklen Tag“ in der Geschichte des Fußballs. Auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin brachte „im Namen des europäischen Fußballs unseren tiefen Schock und unsere Trauer“ zum Ausdruck. Papst Franziskus äußerte sich ebenfalls tief erschüttert. „Ich bete auch für diejenigen, die bei den Zusammenstößen nach einem Fußballspiel in Malang, Indonesien, ihr Leben verloren haben und verletzt wurden“, sagte er auf dem Petersplatz in Rom.

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