In einem Flügel des Gefängnisses soll ein Streit zwischen Gefangenen ausgebrochen sein, die dort in einer Näherei arbeiteten, sagte der Gouverneur von Teheran, Mohsen Mansouri. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete davon, dass Gefangene ein Lager mit Häftlingsuniformen angezündet hätten. Es habe demnach auch Auseinandersetzungen mit Wärtern gegeben.
Die „Randalierer“ seien von den anderen Gefangenen isoliert worden, um den Konflikt zu deeskalieren, hieß es weiter. Keiner der Häftlinge sei geflohen. Der Brand ist laut dem Teheraner Staatsanwalt Ali Salehi gelöscht. Irans Behörden gaben bis Montagmorgen bekannt, dass mindestens acht Inhaftierte ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden seien.
Schüsse in Evin-Gefängnis
Das Zentrum für Menschenrechte im Iran mit Sitz in den USA und die Nichtregierungsorganisation Iran Human Rights meldeten, es seien Schüsse aus dem Gefängnis zu hören. Dazu veröffentlichten sie Videos auf Twitter. Augenzeugen berichten zudem, es habe mindestens drei Explosionen in der Gegend gegeben.
Irans Justiz: Kein Zusammenhang mit Protesten
Die iranische Justiz sprach von einem „internen Konflikt“ in dem Gefängnis. Sie erklärte, es gebe keinen Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten, die seit dem Tod der jungen Mahsa Amini vor knapp einem Monat Teile des Landes erfasst haben.
Das Evin-Gefängnis im Norden Teherans gilt als Haftanstalt mit den schlimmsten Bedingungen im Iran. Menschenrechtsgruppen kritisieren die dortigen Zustände schon seit Längerem. In der Haftanstalt sitzen auch zahlreiche politische Häftlinge und regierungskritische Aktivisten ein. Ein Sprecher des US-Außenministeriums twitterte, der Iran sei verantwortlich für die Sicherheit von zu Unrecht inhaftierten Bürgern.
Straßen zum Gefängnis blockiert
Viele Angehörige der Inhaftierten eilten aus Sorge zum Evin-Gefängnis. Nach Angaben von Iran Human Rights hat die Polizei die Straßen dorthin gesperrt. Demnach machten sich Menschen zu Fuß auf den Weg zum Gefängnis.
In Teheran kam es nach dem Brand zu neuen Protesten. Dabei wurden Reifen verbrannt und Menschen riefen „Tod dem Diktator“. Sie meinen damit den Obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei.
Demos in Frankfurt und Berlin
In mehreren deutschen Städten kamen Menschen am Samstagabend zu spontanen Solidaritätsbekundungen mit den politisch Inhaftierten im Iran zusammen. So versammelten sich in Hamburg und Frankfurt mehrere Menschen vor den iranischen Generalkonsulaten.
Teilnehmer auf dem Frankfurter Römerberg hatten weiße Luftballons dabei – als Farbe des Friedens. Sie riefen: „Jin! Jiyan! Azadi!“ (kurdisch für „Frau! Frieden! Freiheit!“).
Die Teilnehmer in Hamburg blieben bis in die frühen Morgenstunden. Sie seien aufgeregt, aber friedlich geblieben, teilte die Polizei mit.
In Berlin versammelten sich nach Angaben der Polizei Menschengruppen vor dem Auswärtigen Amt und vor der iranischen Botschaft zu Demonstrationen. Die genaue Teilnehmerzahl konnte die Polizei am Abend noch nicht mitteilen. Die Proteste verliefen friedlich und ruhig.