Bis gestern waren es fast 1.200 Schülerinnen in 15 Städten, die nach Angaben eines iranischen Abgeordneten mit Atemnot, Schwindel und Übelkeit hatten behandelt werden müssen. Am Donnerstag sind nochmal Hunderte neue Fälle zusätzlich gemeldet worden.
Iranische Eltern in Wut und Sorge
Allein in der nordiranischen Stadt Ardabil sollen mehr als 400 Schülerinnen an elf Schulen betroffen sein. Die jüngste Vergiftungswelle an Mädchenschulen versetzt das Land in Aufregung. Eltern sind besorgt und wütend, immer noch gibt es keine offizielle Erklärung der Regierung.
ARD-Korrespondentin zu vergifteten Schülerinnen im Iran
Für viele ist indessen klar, wer höchstwahrscheinlich dahintersteckt – so auch für die frühere Iran-Korrespondentin der ARD, Natalie Amiri:
Vergiftungen im Iran: Regime beschuldigt Anhänger sozialistischer Widerstandsgruppe
Wer die Mädchen vergiftet hat, ist bislang unklar. Jetzt wurden drei bislang unbekannte Verdächtige festgenommen. Laut Regime gehören sie den sogenannten Volksmudschaheddin an – einer sozialistisch geprägten Gruppe autoritärer Regimegegner, die seit den 60er Jahren gegen verschiedene Regierungen kämpft. Warum ausgerechnet sie Anschläge auf Mädchen verübt haben sollten, ist unklar. ARD-Korrespondentin Karin Senz mit den Einzelheiten:

Nachrichten Nach Vergiftungen von Schülerinnen: Verdächtige festgenommen
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Karin Senz: Regime macht Volksmudschaheddin verantwortlich.
Vergiftungen im Iran kommen seit Ende November vor
Die ersten Fälle wurden bereits Ende November gemeldet, als die Proteste im Iran im vollen Gange waren. Waren zunächst nur einige Mädchenschulen in der schiitischen Hochburg Ghom betroffen, wurden in den vergangenen Tagen immer mehr Fälle in anderen Landesteilen bekannt. Viele Mädchen wurden in Krankenhäuser eingeliefert.
Nun hat die Vergiftungswelle auch die Hauptstadt Teheran erreicht. Nachdem sich zunächst das Gesundheitsministerium mit den Fällen befasste, schaltete sich nun auch der erzkonservative Präsident Ebrahim Raisi ein. Seit Monaten steht dessen Regierung neben der klerikalen Führung im Land unter Druck.
Die Frauenproteste im vergangenen Herbst hatten die politische Führung in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt, auch die schwierige Wirtschaftslage bereitet vielen große Sorgen.