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Cornelia Stenull
Cornelia Stenull (Foto: SWR3)
Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)

Mit dem Ablegen ihres Kopftuchs im Finale der Asienmeisterschaften in Seoul hatte die Kletterin Elnaz Rekabi für Wirbel gesorgt. Wenige Tage später ist die Welt in Sorge um die Iranerin.

Wie geht es der iranischen Sportkletterin nach ihrem Auftritt ohne Kopftuch? Die Lage ist undurchsichtig – und wirft viele Fragen auf.

Der Fall Elnaz Rekabi – was ist passiert?

Die Sportkletterin Elnaz Rekabi aus dem Iran war bei den Asienmeisterschaften in Seoul am Start. Im Finale trug die Sportlerin kein Kopftuch, sondern nur ein Haarband. Das widerspricht den Kleidervorschriften der Islamischen Republik, nach denen iranische Sportlerinnen nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland die Haare bedecken müssen.

Rekabis Aktion war von vielen Iranerinnen und Iranern bejubelt worden, die ihre Aktion als Solidarität mit den systemkritischen Protesten im Iran betrachten, die nach dem Tod von Mahsa Amini begonnen hatten. Die 33-jährige Rekabi wurde dafür auf Social Media von vielen als Heldin gefeiert.

Wurde die Sportlerin Rekabi festgenommen?

Für Rekabi selbst entwickelte sich die Aktion zum Albtraum. Laut BBC-Informationen wurden ihr nach dem Wettkampf vom Landesverband das Handy und der Pass abgenommen. Auch von einer Festnahme war die Rede. Die iranische Botschaft in Seoul wies diese Anschuldigungen kategorisch zurück.

BREAKING: Iranian athlete Elnaz Rekabi, who went viral after refusing to wear a headscarf while competing in Seoul, had her phone and passport confiscated. Her current status is unknown - BBC https://t.co/QxiRXEQHXp

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, schrieb bei Twitter: „Wo ist die iranische Sportlerin Elnaz Rekabi? Und wo ist ihr Bruder?“ Ihre Schicksale stünden „für so viele Iraner*innen, gerade in diesen Tagen“.

Wo ist die iranische Sportlerin #ElnazRekabi? Und wo ist ihr Bruder? Ihre Schicksale stehen für so viele Iraner*innen, gerade in diesen Tagen. Wir fordern vom Regime die Freilassung aller, die friedlich protestiert haben, für ihre Rechte eingestanden + zu Unrecht inhaftiert sind!

Ist die Entschuldigung auf Instagram erzwungen?

Auf Rekabis Instagram-Seite wurde am Dienstag ein Statement in einer Story veröffentlicht. In dem entschuldigte sich die Sportlerin dafür, kein Kopftuch getragen zu haben. „Durch ein unpassendes Timing und einen unvorhersehbaren Aufruf zum Klettern“ habe sie das Kopftuch unabsichtlich nicht getragen, hieß es darin. „Zurzeit bin ich mit dem Team auf dem Weg in den Iran, gemäß dem vorher vereinbarten Zeitplan.“

Aufnahmen von der Veranstaltung in Seoul zeigten Rekabi jedoch entspannt, bevor sie kletterte. Beobachter sehen die Entschuldigung als erzwungene Stellungnahme. Denn die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck auf Aktivisten im In- und Ausland aus.

Rekabi zurück in Teheran

Die Sportlerin kam am Mittwochmorgen am Flughafen in Teheran an. Wie auf im Netz kursierenden Videoaufnahmen zu sehen ist, bereitete ihr eine große Menschenmenge einen begeisterten Empfang. Zu hören war, wie die Menschen immer wieder Rekabis Namen skandierten und sie als Heldin feierten.

Am Flughafen in #Teheran erwarten sie #Elnaz_Rekabi , die Klettersportlerin und rufen: Elnaz, die Heldin. Der Flughafen ist ein Ort, wo Menschen im #Iran leicht verschwinden koennen. https://t.co/YhK9hMqCIA

It's 5am in Iran and yet a sizeable crowd has gathered at Tehran's Imam Khomeini Airport to welcome Elnaz Rekabi, a female climber who competed without a hijab in Seoul and was subsequently censured and forced into an apology by Iranian authorities. 📸 @Hkh_Hossein #مهسا_امینی https://t.co/vmGHX6vIYZ

Kletterin #ElnazRekabi ist seit heute Morgen zurück in #Iran: Unter Beifall und "Heldin Elnaz"-Rufen wurde sie von einer Menschenmenge empfangen. Die internat. Aufmerksamkeit wird darüber entscheiden, wie das Regime mit Rekabi umgehen wird. #IranRevolution https://t.co/0cg6TKCV7B

Bei ihrer Ankunft wurde sie von Staatsmedien interviewt – und wiederholte, was sie in ihrer Instagram-Story bereits gesagt hatte: dass sie ihr Kopftuch versehentlich nicht getragen habe.

Elnaz Rekabi was interviewed by state media upon arrival. She repeated her Instagram story about her hijab "inadvertantly" falling off. She added she was feeling "stressed" and "tense" about returning but was fine, and denied she intended to retire. #مهسا_امینی #الناز_رکابی https://t.co/r9Ijrj5PI2

Kletterverbände beobachten Situation um Rekabi

Der Sportkletter-Weltverband IFSC hat nach eigenen Angaben Kontakt zu Rekabi aufgenommen. „Soweit wir wissen, kehrt sie zurück in den Iran, und wir werden weiter beobachten, wie sich die Situation nach ihrer Ankunft entwickelt.“

IFSC Official Statement on Elnaz Rekabi. 🔗 https://t.co/EZlZN3SPcd #IFSC #SportClimbing https://t.co/PFCO6bYT5h

Der Deutsche Alpenverein (DAV), als Fachverband für das Klettern in Deutschland, schrieb auf Twitter, dass er zusammen mit dem IFSC die Situation und die weiteren Entwicklungen im Fall Elnaz Rekabi sehr genau beobachte.

Bei den Asienmeisterschaften im #Klettern, die am vergangenen Wochenende im südkoreanischen Seoul stattfanden, nahm die iranische Top-Athletin Elnaz #Rekabi ohne Kopftuch teil. Nun droht ihr dafür laut verschiedenen Medienberichten die Inhaftierung in ihrem Heimatland. (1/5)

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