Zwei Klimaaktivisten haben eine Vorladung bekommen, sie sollten wegen einer Klebeaktion im vergangenen Herbst vor Gericht erscheinen. Sie hatten sich mit weiteren Aktivisten auf einer Bundesstraße festgeklebt und damit den Verkehr behindert. Yannick sollte deshalb als Angeklagter vor Gericht erscheinen, Luisa als Zeugin. Aber sie blieben dem Prozess fern, die Bild titelte, dass beide nach Bali geflogen seien.
Dabei hätten die Klimaaktivisten einen CO2-Ausstoß von 7,9 Tonnen verursacht, rechnete die Zeitung aus. Das sorgte in den sozialen Medien für eine riesige Diskussion, sogar einige Politiker meldeten sich zu Wort.
Klimakleber haben Südostasien-Urlaub länger geplant
SWR3 hat sich auf Recherche begeben und interessante Details herausgefunden. Ein vermutlich nicht ganz so entscheidendes Detail: Luisa und Yannick seien nicht auf Bali, sondern in Thailand, „um dort viele Monate zu bleiben“, teilte die „Letzte Generation“ in einer Mitteilung mit. Den Trip hätten sie schon geplant, bevor sie bei der „Letzten Generation“ gewesen seien.
Viel wichtiger: Dass die beiden nicht zum Gerichtstermin in Stuttgart erschienen sind, war mit dem Gericht abgesprochen. Das ist in der bisherigen Berichterstattung wohl untergegangen. Und: SWR3 war laut der „Letzten Generation“ das erste Medium, das bei den Klimaklebern wegen der Urlaubs-Aktion nachgefragt hat – alle anderen Medien hätten wohl nur bei der Bild abgeschrieben.
Danke, dass Sie dazu nachfragen! Sie sind bisher in der gesamten Medienlandschaft der Erste.
Letzte Generation beklagt Doppelmoral
Mittlerweile hat die „Letzte Generation“ auch eine Pressemitteilung zum Sachverhalt herausgegeben. Darin beklagt die Organisation Doppelmoral. Man könne nachvollziehen, dass es negative Gefühle auslöse, wenn Protestierende der Letzten Generation in ein Flugzeug stiegen, hieß es. Doch es sei auch Doppelmoral, als „Klimakanzler“ den Ort Lützerath abzubaggern.
Individuelles Verhalten sei nicht unwichtig, im Gegenteil, hieß es in der Mitteilung der Klimaaktivisten weiter. Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren und dabei das eigene Leben umzustellen, gehe oft Hand in Hand. Aber: So eine Lebensumstellung sei keine Voraussetzung für den Protest – deswegen habe man auch kein Problem mit Luisa und Yannick.
Im Posting der Woche fragt sich SWR3-Redakteur Jakok Reifenberger, ob er lieber lachen oder weinen soll. Er meint, das eigentliche Problem ist, wie sehr die Aktion den Klimaschutz lächerlich macht.
Herbe Kritik im Netz
Klar, dass der Urlaub der Klimaaktivisten im Netz einen bitteren Beigeschmack hat. Marcus Pretzell macht sich zum Beispiel über die beiden lustig.
AfD-Politikerin Beatrix von Storch stellt gleich den Klimawandel in Frage.
CSU-Chef und Bayern-Ministerpräsident Markus Söder drückte sein Unverständnis für den Flug der Klimaaktivisten recht kurz aus.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban drückt sich vorsichtiger aus – versteht den Flug der beiden aber auch nicht.
FDP-Mann Torsten Herbst wirft den Klimaaktivisten Doppelmoral vor.