Nach dem gewaltsamen Tod des italienischen Botschafters Luca Attanasio im zentralafrikanischen Kongo hat am Dienstag die Suche nach den Tätern begonnen: Nach Einsetzung eines Krisenstabs entsandte Präsident Félix Tshisekedi am Dienstag Ermittler in die östlich gelegene Grenzstadt Goma.
Hutu-Rebellen im Kongo: Wir waren es nicht
Die Regierung hatte zunächst Hutu-Rebellen der FDLR (Forces démocratiques pour la libération du Rwanda) aus dem benachbarten Ruanda der Tat verdächtigt. In einer Erklärung haben die aber eine Beteiligung bestritten. Ihre Milizen befänden sich weit entfernt vom Tatort, den die Armee kontrolliere.
Im Osten der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo hatten bewaffnete Angreifer am Montag einen Konvoi des Welternährungsprogramms (WFP) überfallen und dabei den italienischen Botschafter getötet. Der 43-Jährige erlag kurz nach dem Überfall seinen schweren Verletzungen, erklärte der zuständige Gouverneur der Region Nord-Kivu, Carly Nzanzu Kasivita.
Kongo: Fahrer und Leibwächter von Botschafter sind ebenfalls tot
Nach seinen Angaben schlugen Ranger, die sich zufällig in der Nähe aufhielten, den Angriff zurück. Die Behörden gaben an, dass auch ein Fahrer und der Leibwächter in dem Hinterhalt getötet worden seien.
Afrikanische Medien meldeten, der Mord sei bei einem Entführungsversuch geschehen. Auf Bildern war zu sehen, wie der sterbende Botschafter auf einem offenen Wagen ins Krankenhaus von Goma gebracht wurde.
In diesem Krankenhaus verstarb der Diplomat nach dem Angriff:
Außenminister Luigi Di Maio reiste am Montag wegen des Vorfalls vorzeitig von einem Treffen in Brüssel zurück nach Italien, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb. Di Maio habe seine EU-Kollegen zuvor über den Tod des Botschafters informiert.
War Italiens Botschafter unterwegs zu den Berggorillas?
Unklar sind noch die genauen Umstände des Angriffs im Norden der Grenzstadt Goma. Die kongolesische Polizei zeigte sich überrascht über die Präsenz des Botschafters in der Region und die Tatsache, dass er ohne Polizeischutz unterwegs war.
Er war den Angaben zufolge unterwegs zum bekannten Virunga-Nationalpark an der Grenze zu Uganda und Ruanda. Das Unesco-Weltkulturerbe ist berühmt für die stark gefährdeten Berggorillas, die nur in diesen drei Ländern leben. Die Ranger dort sind oft durch Milizen und Wilderer bedroht, auch die seltenen Gorillas werden immer wieder getötet.
Ost-Kongo: Wilderer, Entführer, Milizen – und hilflose Menschen
Erst im Januar wurden dort sechs Wildhüter getötet und ein weiterer schwer verletzt. Damals wurden Rebellen für den Angriff verantwortlich gemacht. Im Ost-Kongo sind mehrere Milizen aktiv, denen es vor allem um die Kontrolle der wertvollen Bodenschätze geht. Oft müssen rechtlose Arbeiter in ihren Minen schuften.
In der Nähe des Virunga-Nationalparks sind Menschenrechtlern zufolge innerhalb von drei Jahren mindestens 170 Menschen entführt worden. Die Opfer - viele davon Frauen - seien geschlagen, gefoltert, vergewaltigt und zu Geldzahlungen erpresst worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch im Vorjahr. Sie machte dafür kriminelle Banden verantwortlich.
Italiens Präsident verurteilt „feigen Angriff“ im Ost-Kongo
Italiens Präsident Sergio Mattarella verurteilte den „feigen Angriff“ auf den italienischen Botschafter in der Demokratischen Republik Kongo scharf. Mattarella erklärte am Montag, Italien trauere um die Staatsbediensteten, die in Ausübung ihres Amtes getötet worden seien.
Er sprach den Familien des Botschafters Luca Attanasio, des Militärpolizisten Vittorio Iacovacci und des ebenfalls getöteten Fahrers sein "tiefstes Beileid" aus. Auch Regierungschef Mario Draghi bekundete sein Beileid.