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Christian Kreutzer
Christian Kreutzer (Foto: SWR3)

In den USA nennen sie ihn den „Godfather“ der Künstlichen Intelligenz. Jetzt jagt ihm die rasante Entwicklung nackte Angst ein – er ist nicht der einzige.

Seinen Job bei Google hat Geoffrey Hinton (75) im April gekündigt. Er will keine Künstliche Intelligenz (KI) mehr entwickeln. Dabei hat er das ein halbes Jahrhundert lang in verschiedenen Firmen getan. Die letzten zehn Jahre bei dem amerikanischen Suchmaschinenriesen.

Angst vor der Zukunft: „Pate der Künstlichen Intelligenz“ verlässt Google

Hinton ist nicht irgendwer: „Godfather of AI“ – den „Paten der KI“ – nennen seine Kollegen den britischen Informatiker und Kognitionspsychologen. Jetzt sieht Hinton nur noch eine Aufgabe für sich: Er will vor der KI warnen, die er selbst mitentwickelt hat.

Geoffrey Hinton, ‘The Godfather of A.I.’ has quit Google after over a decade, expressing regret over his life’s work, and warning of dangers ahead. “I console myself with the normal excuse: If I hadn’t done it, somebody else would have.” pic.twitter.com/psZUEEh16f

Seine unmittelbarste Sorge: Per KI gefakte Bilder, Videos und Texte. Bald könne einfach keiner mehr sagen, was noch echt sei und was nicht. Und niemand könne sie mehr aufhalten: „Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie man böse Akteure davon abhalten sollte, KI für böse Dinge zu nutzen“, hat Hinton der New York Times gesagt.

Auch einfache Jobs würden bald verloren gehen und von KI-Anwendungen ausgeführt werden. Vor allem aber: KI könne wirklich irgendwann intelligenter werden, als der Mensch, warnt Hinton eindringlich.

Riesige Datenmengen: Wann macht die KI sich selbstständig?

Google und das Unternehmen OpenAI – das Startup, das den bekannten Chatbot ChatGPT entwickelt hat – begannen im vergangenen Jahr damit, lernende Systeme zu entwickeln, die dafür eine sehr viel größere Datenmenge als zuvor nutzen.

Hinton sagte der New York Times, diese Systeme würden aufgrund dieser schieren Datenmenge die menschliche Intelligenz in mancher Hinsicht in den Schatten stellen.

Google kontert damit ein Projekt von Microsoft. Der weltgrößte Softwarekonzern, der in Bereichen wie der Online-Werbung und der Internet-Suche von Google abgehängt wurde, versucht seinerseits mit OpenAI die traditionelle Google-Suche durch Anfragen an ein KI-System zu ersetzen.

KI-Entwickler Hinton: Alles läuft viel schneller, als erwartet

Vor allem laufe die ganze Entwicklung viel viel schneller ab, als gedacht, sagt Hinton: „Dass das Zeug intelligenter als Menschen werden könnte – ja, ein paar Leute haben das schon immer gedacht“, sagt Hinton der New York Times.

„Die meisten aber glaubten, das sei noch weit entfernt. Ich selbst habe geglaubt, wir seien davon noch 30 bis 50 Jahre entfernt. Das denke ich heute nicht mehr.“ Hinton sagt, man müsse sich nur die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre anschauen und dann hochrechnen.

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Ex-Google-Mann Hinton: Konkurrenz treibt Google und Microsoft in den KI-Wahnsinn

Google habe sich eigentlich immer verantwortungsvoll verhalten und sich bemüht, die Techniken unter Kontrolle zu halten, sagt Hinton. Das Problem sei aber der Wettbewerb mit Microsoft um die smartesten Lösungen. Dieses Rennen, in dem die Tech-Riesen gefangen seien, werde eskalieren – unkontrolliert, befürchtet er.

Die einzige Möglichkeit sei eine weltweite Regulierung. Die aber sei kaum vorstellbar. Niemand könne ja sagen, ob Firmen nicht insgeheim daran weiterarbeiteten. Dabei erkennt Hinton durchaus an, dass KI beispielsweise bei der Medikamentenforschung viel Gutes leisten könne.

Hinton ist nicht der einzige Mahner aus dem Innern der Branche: Erst Ende März hatten der Technologie-Milliardär Elon Musk und zahlreiche Experten eine Pause bei der Entwicklung von besonders fortgeschrittener Künstlicher Intelligenz gefordert. „KI-Systeme mit einer Intelligenz, die Menschen Konkurrenz macht, können große Risiken für Gesellschaft und Menschheit bergen“, haben auch sie gewarnt.

KI-Experten: Zeitpunkt zur Regulierung „ist jetzt“

„Mächtige KI-Systeme sollten erst dann entwickelt werden, wenn wir zuversichtlich sind, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken kontrollierbar sind.“

In einem offenen Brief zu einem Stopp der KI-Entwicklung verwiesen die Unterzeichner auf einen Satz von OpenAI-Gründer Sam Altman, demzufolge irgendwann eine „unabhängige“ Überprüfung notwendig sei, bevor mit dem Training neuer Systeme begonnen werde. „Wir stimmen zu“, schreiben die Verfasser des Briefes. „Der Zeitpunkt ist jetzt.“

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