Der KI-basierte Chatbot ChatGPT war seit Ende März in Italien gesperrt. Grund waren Datenschutzbedenken. Jetzt ist der Sprachroboter wieder online.
ChatGPT in Italien wieder online
Der Entwickler OpenAI teilte mit, er sei den Aufforderungen zum besseren Datenschutz nachgekommen.
OpenAI stellt den Dienst in Italien mit verbesserter Transparenz und verbesserten Rechten für europäische Benutzer wieder her.
Zwei wesentliche Veränderungen wurden auf der Website eingebaut. Erstens: Bevor man die künstliche Intelligenz nutzen kann, muss man beweisen, dass man älter als 13 Jahre ist. Zweitens: Man kann jetzt, wenn man in der Europäischen Union wohnt, dem Entwickler verbieten, seine eigenen Daten zu verwenden. Dafür wurde eine neue Information auf die Seite eingebaut.
ChatGPT in Italien gesperrt – Datenschutzbedenken
Mit ChatGPT können Nutzerinnen und Nutzer wie mit einer realen Person Gespräche führen, Fragen stellen oder Befehle eingeben. Für die Bearbeitung greift die Software auf riesige Datensätze aus dem Internet zurück und setzt diese in den passenden Zusammenhang.
Der Betreiber der Software OpenAI sitzt in den USA. Weil der Betreiber seine Nutzer und Nutzerinnen nicht darüber informiere, welche personenbezogenen Daten gespeichert werden und weil es für das Speichern keine Rechtsgrundlage gebe, hatte Italien den Chatbot abgeschaltet.
KI besorgt zunehmend Experten
Erst vor wenigen Wochen haben 1.300 Menschen, darunter Tesla-Chef Elon Musk, Apple-Mitgründer Steve Wozniak und Historiker Yuval Noah Harari, einen offenen Brief unterzeichnet. Die Forderung: Eine Pause für Künstliche Intelligenz.

Topthema vom 30.03.2023 Die Sorge vor der Killer-KI
- Dauer
Wer schon immer ein mulmiges Gefühl bei der Vorstellung hatte, was mit künstlicher Intelligenz inzwischen alles machbar ist, dem dürfte bei diesem offenen Brief noch etwas mulmiger werden.
Über 1300 Unternehmer aus der Tech-Branche, Expertinnen und Forschende haben ihn schon unterschrieben und fordern, dass wir dringend eine KI-Entwicklungspause benötigen. Darunter auch Leute wie Elon Musk oder Apple-Gründer Steve Wozniak. Mindestens 6 Monate lang. Um KI besser zu verstehen und sie zum Beispiel auch loyaler zu machen.
Aber lässt sich die Entwicklung überhaupt aufhalten und mal eben so pausieren?
Es solle für ein halbes Jahr einen Forschungsstopp bei der Entwicklung leistungsstarker KI geben, damit ein Regelwerk und Sicherheitsstandards ausgearbeitet werden könnten, wie in Zukunft mit dieser Technologie umgegangen wird.
KI kreiert Bilder und schreibt Texte
Aktuell werden wir fast täglich mit KI konfrontiert. Ob es Fake-Strandbilder sind von Merkel und Obama oder eine Stadträtin, die eine Rede hält, die von ChatGPT geschrieben ist – überall tauchen Bilder, Nachrichten und Texte von, über und mit KI auf.
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Kritik: KI-Systeme sind nicht transparent
Doch KI-Entwickler wissen oft gar nicht, wie ihre Software genau arbeitet. Warum ChatGPT zum Beispiel dieses eine Kochrezept runterschreibt und nicht ein anderes, ist nicht transparent. Und das führt jetzt schon zu richtigen Problemen. Warum, erklärt Ranga Yogeshwar in einem Interview mit hr-info.
Wir wissen alle, dass diese Systeme nicht transparent sind. Das ist aber etwas Fundamentales in unserer Demokratie, weil wir Enkel der Aufklärung sind. Das heißt, wir wollen, dass man genau in solchen kritischen Fragen auch sagen kann, warum. Wir wollen die Gründe. Das gilt für unser Rechtssystem, das gilt für Personalrekrutierung oder für einen Bankkredit. Und das droht plötzlich über Nacht ersetzt zu werden durch eine Art digitales Orakel, bei dem man nicht mehr genau weiß, warum die Entscheidung so gefällt wird. Und wir lassen uns nur blenden, weil dieses System natürlich auf der anderen Seite unglaublich schnell und manchmal auch scheinbar gut ist.
Aber ist so eine weltweite Forschungspause nicht nur wichtig, sondern auch realistisch? Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz sagt: „Ja, aber.“
Die erste Frage wäre erst mal: Wer müsste da eigentlich pausieren? Denn diese ganz großen Modelle, über die wir sprechen, die können ja sowieso nur einige große internationale Firmen überhaupt erzeugen. Also hier in Deutschland, Europa hat ja eigentlich fast niemand die Kraft dazu. Das heißt, es ist eigentlich gerade nur eine Frage unterhalb der Elefanten, ob die gerade etwas langsamer laufen wollen.
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KI-Entwicklungspause wichtig und notwendig
Das heißt, die großen Unternehmen müssten sich dazu entscheiden, eine Pause einzulegen. Ranga Yogeshwar hält ein Moratorium – also ein vertraglich vereinbarter oder gesetzlich angeordneter Aufschub – für zwingend notwendig. Und wenn die Unternehmen nicht die Pause-Taste drücken würden, dann müssten staatliche Institutionen dies tun.
Wir rasen über Nacht in ein System, dessen Potenzial so gewaltig ist, dass wir einen Moment innehalten müssen und darüber nachdenken. Wo führt das hin? Was sind unsere Zielsetzungen? Nach welcher politischen Ausrichtung ist ein KI-System, eher republikanisch oder demokratisch? Ist ein KI-System eher westlichen Werten zugeneigt oder östlichen? All diese Fragen müssen jetzt besprochen werden, denn der Einfluss und die Auswirkungen sind einfach zu groß.
Ranga Yogeshwar fromuliert es dann noch drastischer und zieht folgenden Vergleich: „Es ist ein bisschen so als würden wir Maschinengewehre im Kindergarten verteilen, um dann festzustellen, dass Katastrophen geschehen.“