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Amelie Heß
Amelie Heß (Foto: SWR)

Jahrzehntelang war ein Minibecken in Miami das Zuhause von Orca Lolita. Das soll sich jetzt ändern. Tierschützer kämpften für ihre Freilassung und hatten Erfolg.

Lolita ist 57 Jahre alt, 2.268 Kilo schwer und so bekannt, dass sie sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel hat. Jahrzehntelang war sie die Attraktion des Miami Seaquariums. Tag ein Tag aus machte sie Kunststücke und sprang in die Luft.

Wal Lolita wird freigelassen

Lolita, die auch Toki genannt wird, lebte all die Jahren in einem kleinen Becken, das nur viermal so lang ist wie sie. 2022 war nach über 50 Jahren zwar Schluss mit den Kunststücken. Aber trotzdem musste Lolita ihr Renten-Dasein weiter in ihrem Minibecken fristen. Das soll sich jetzt ändern.

Lolita wird freigelassen. Das teilte das Seaquarium am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit. Es habe eine „verbindliche Vereinbarung“ mit der gemeinnützigen Organisation „Friends of Toki“ gegeben, die vorsieht, den Wal innerhalb von zwei Jahren in seinen Lebensraum im Nordwesten des Pazifik zu bringen.

Lolita war 1970 in der Bucht von Seattle gefangen worden. Damals war sie vier Jahre alt. Die fünf jungen Orcas, die mit ihr gefangen worden sind, sind mittlerweile gestorben. Auch ihr Gefährte Hugo, der lange Zeit an ihrer Seite im Becken in Miami schwamm, starb 1980. Er war immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand des Beckens gestoßen. Tierforscher sprechen auch von einem Selbstmord in Gefangenschaft.

Lolita wird freigelassen – nach jahrelangen Diskussionen

Tierschützer und Tierschützerinnen kämpfen schon sehr lange für die Freilassung von Lolita. Sie hoffen, dass sie im Pazifik möglicherweise sogar mit ihrer Familie zusammenkommen kann.

2021 wechselte das Seaquarium den Besitzer und dadurch wurde das Vorhaben konkreter. Das Unternehmen The Dolphin Co., das den Wassertierpark kaufte, ging einer Partnerschaft mit einer gemeinnützigen Organisation ein, um den Wal medizinisch zu versorgen. Außerdem sorgte es dafür, dass Lolita quasi in Rente geschickt wurde.

Die Suche nach einer besseren Zukunft ist einer der Gründe, die uns dazu bewogen haben, das Miami Seaquarium zu erwerben.

Tierschützer hatten jahrelang erfolglos vor Gerichten für die Freilassung von Lolita gekämpft.

Orca Lolita während einer Show in ihrem Becken. Sie macht ein Kunststück, während Tierpfleger ihr Befehle zurufen. Zuschauer sitzen auf ihren Plätzen um das Becken herum.  (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)
Jahrelang war dieses Becken das Zuhause von Lolita.

Kann Lolita ihre Familie wiedertreffen?

Bevor Lolita freigelassen werden kann, wird sie nun zunächst per Flieger in ein Wal-Schutzgebiet gebracht, wo ihr beigebracht wird, sich selbst zu ernähren. Auch Muskeln werde sie aufbauen müssen, heißt es. Denn: Normalerweise schwimmen Orcas rund 60 Kilometer am Tag – das würde sie gerade vermutlich nicht schaffen.

Sie war vier Jahre alt, als sie gefangen wurde, sie lernte also gerade das Jagen. Sie kennt das Lied ihrer Familie, Sie wird sich erinnern, aber es wird Zeit brauchen.

Dann soll Lolita im nordwestlichen Pazifik ausgesetzt werden. Dort schwimmt ein Orca in einer Gruppe mit anderen Tieren, von dem angenommen wird, dass es sich um ihre 90-jährige Mutter handeln könnte. Experten hoffen, dass die Wiedervereinigung mit ihrer Familie Lolita hilft, sich in der freien Wildbahn wieder zurechtzufinden. So könnte sie noch ein langes Leben haben.

Schwertwale sind hochsoziale Säugetiere, die keine natürlichen Feinde haben und bis zu 80 Jahre alt werden können. Sie leben in einem komplexen sozialen Gefüge und verständigen sich über eine eigene Sprache – man spricht auch vom Lied der Wale.

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