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Christian Spöcker
Christian Spöcker (Foto: SWR)

Im Streit um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen haben sich Piloten und die Lufthansa vorerst geeinigt. Doch das Pokern um die Details in den Arbeitsverträgen geht erst los.

In letzter Minute haben sich Vertreter der Piloten und die Lufthansa auf bessere Arbeitsbedingungen geeinigt. Ansonsten wäre es ab dem morgigen Mittwoch für 48 Stunden zu einem Streik gekommen, bei Frachtflügen sogar noch einen Tag länger. Grund für den angedrohten Streik war, dass Lufthansa-Piloten unter anderem mehr Gehalt forderten.

Im Tarifkonflikt sei eine Teil-Lösung erzielt worden, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft VC Cockpit. Aus Frankfurt berichtet SWR3-Reporter Roman Warschauer:

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Nachrichten Pilotenstreik abgesagt

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Pilotenstreik abgesagt

Lufthansa: Haben 900 Euro mehr geboten

Vergangene Woche gab der Konzern bekannt, er habe den Piloten monatlich pauschal 900 Euro mehr angeboten. Aber das war deren Gewerkschaft VC Cockpit offenbar zu wenig, sodass sie für diese Woche den Streik ankündigte. Sie verlangte Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr. Weitere Forderungen seien eine neue Gehaltstabelle sowie mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Training. Außerdem müsse es ab dem kommenden Jahr einen automatisierten Inflationsausgleich geben, forderte VC Cockpit.

Piloten der Lufthansa sagen Streik ab

Wie viel die Piloten nun tatsächlich mehr bekommen, das sollen offenbar erst noch Verhandlungen in den nächsten Tagen klären: Man habe am heutigen Dienstag eine Teillösung erreicht, teilte ein Sprecher mit. Die Deutsche Presse-Agentur formuliert es so: „Das umfangreiche Paket finanzieller und struktureller Themen sei im Kern vereinbart und müsse in den folgenden Tagen ausgestaltet werden“, schreibt die Agentur und beruft sich auf die Gewerkschaft.

Streik bei Piloten schon am vergangenen Freitag

Schon am ersten September-Freitag hatte die Pilotengewerkschaft einen Vorgeschmack darauf vermittelt, was an diesem Mittwoch und Donnerstag ohne die Einigung gedroht hätte. Denn damals, am Tag vor dem letzten Ferienwochenende in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, fielen rund 800 Flüge aus. Das betraf vor allem die Drehkreuze Frankfurt und München. Insgesamt habe das Auswirkungen auf die Reisepläne von rund 130.000 Menschen, sagte die Lufthansa über den Streiktag.

Flughafen Frankfurt (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski)
Betroffene sollten gar nicht erst zum Flughafen Frankurt kommen, rät die Lufthansa (Archivbild). picture alliance / Daniel Kubirski | Daniel Kubirski

Ausfall bei Lufthansa in Frankfurt und München

Die Lufthansa hatte Fluggäste am ersten September-Freitag aufgerufen, gar nicht erst an die Flughäfen zu kommen, sondern auf die Bahn oder Flüge an einem anderen Tag auszuweichen. Auch am Wochenende könne es noch zu einzelnen Ausfällen oder Verspätungen kommen, warnte sie.

Ausfälle an den Flughäfen Frankfurt und München Lufthansa streicht hunderte Flüge – diese Rechte haben Fluggäste

Gehörst du zu den mehr als 100.000 Fluggästen, die laut Lufthansa vom Pilotenstreik betroffen sind? Wir erklären, welche Rechte du hast und wie du dein Geld zurückbekommst.

Lufthansa in Stuttgart

Am Flughafen Stuttgart waren die Folgen jedoch offenbar überschaubar: Dort fielen zwei Flüge nach Frankfurt aus sowie zwei Flüge von Frankfurt, teilte der Betreiber mit. An den fünf weiteren Lufthansa-Flügen heute zwischen Stuttgart und München änderte sich den Angaben zufolge nichts.

Der Pilotenstreik bei der Lufthansa wirkte sich auch auf den Flughafen Friedrichshafen aus. Betroffen waren die Verbindungen nach Frankfurt. Eine erste Maschine startete zwar planmäßig um kurz nach 6 Uhr. Der Flug um 10:40 Uhr fiel nach Angaben des Airports dagegen aus. Zwei der fünf Lufthansa-Flüge von und nach Frankfurt seien abgesagt worden.

Nicht betroffen von dem Streik waren Flüge der Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover, sie sollten planmäßig fliegen. Gleiches galt für ausländische Lufthansa-Töchter wie Swiss, Austrian oder Brussels.

Streik beim Bodenpersonal Ende Juli

Ende Juli hatten bei der Lufthansa nicht die Piloten, sondern das Bodenpersonal gestreikt. Das hatte bei vielen Urlaubern für Unruhe gesorgt. Aber der Konflikt zwischen den Mitarbeitern und dem Lufthansa-Konzern war nach relativ kurzer Zeit wieder beendet. Laut SWR3-Wirtschaftsexpertin Tamara Land hätte es ohne eine Einigung im Tarifstreit bald auch zu einem längeren Pilotenstreik kommen können, wie sie am ersten September-Streiktag analysierte:

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Nachrichten Pilotenstreik: Chancen auf Einigung?

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Bei der Lufthansa haben die Pilotinnen und Piloten mit ihrem Streik
angefangen. Die Lufthansa hat Fluggäste aufgerufen, gar nicht erst an die
Flughäfen zu kommen, sondern auf die Bahn oder Flüge an einem anderen Tag auszuweichen.

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