In einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag bestätigte die Klinik den Vorfall. Der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin Prof. Norbert Pfeiffer bedauerte den Fall, der Arzt sei inzwischen entlassen worden.
Der Arzt sei der festen Überzeugung gewesen, die Operation ohne Hilfe durchführen zu können, so Pfeiffer. Das sei bei kleineren Eingriffen nicht außergewöhnlich. Dann sei der Patient, der bereits teilnarkotisiert gewesen sei, aber unruhig geworden. Weil keine ausgebildete Pflegekraft direkt zur Verfügung stand, hätte der Arzt die Reinigungskraft, die sich in der Nähe befand, gefragt, ob sie ihm assistieren könne.
Die Frau hätte dann den Fuß des Patienten gehalten und medizinische Instrumente gereicht. Die Entscheidung die Reinigungskraft hinzuzuziehen, sei aber absolut falsch gewesen, sagte Pfeiffer. In kürzester Zeit wäre auch eine medizinische Fachkraft dagewesen. Der Patient habe die Operation ohne Komplikationen überstanden, der Arzt sei später entlassen worden.
Reinigungskraft hilft an Mainzer Uniklinik Zeh zu amputieren
Zuerst hatte die Mainzer Allgemeine Zeitung berichtet, bei der Amputation eines Zehs vor zweieinhalb Jahren stand für die Operation offenbar keine einzige OP-Assistenz zur Verfügung. Der Arzt hätte die Operation nicht durchführen dürfen. Der Fall vom 21. Oktober 2020 ist von der damaligen OP-Managerin gegenüber dem Medizinischen Vorstand Pfeiffer, ausführlich dokumentiert worden. Diese Meldung liegt der Mainzer Allgemeinen Zeitung vor.
Während der Arbeitszeit zum Arzt: Das sind deine Rechte!
Die Mainzer Allgemeine Zeitung berichtet weiter, dass die OP-Dokumentation bewusst fehlerhaft angelegt war. Als die OP-Managerin aus einem Nachbarsaal von dem Vorfall erfahren habe, habe sie umgehend die Operation aufgesucht, die zu diesem Zeitpunkt aber so gut wie abgeschlossen gewesen sei. Sie habe die Reinigungskraft mit blutigem Sauger und blutiger Kompresse in den Händen haltend am OP-Tisch vorgefunden. Die Frau sei weder technisch noch hygienisch oder sonst wie unterwiesen worden:
Ob beispielsweise ein korrektes Hände-Einwaschen stattgefunden hat und Sterilität bei der Sieb- und Instrumentenangabe gewährleistet blieb wissen wir nicht. Ein OP-Pflegeprotokoll wurde ebenfalls nicht angelegt, da es keine OP-Pflege im Saal gab.
Ricardo Lange im SWR3-Interview „Es verstauben Beatmungsgeräte und Betten, weil kein Personal vor Ort ist“
Der Notstand auf Intensivstationen besteht laut Ricardo Lange, selbst Intensivpfleger, schon lange. Was sich in der Pflege ändern sollte und wie er mit dem Druck auf den Social Media Plattformen umgeht, darüber hat er mit SWR3-Moderator Stefan Hoyer gesprochen.
Brandbrief: Aufruhr an Mainzer Unimedizin
Schon letzte Woche hatte es Unruhe in Mainz gegeben. Chefärzte und Chefärztinnen schrieben einen Brandbrief an den Aufsichtsrat der Universitätsmedizin Mainz. 40 Chefärzte haben sich darin über den kaufmännischen Vorstand der Unimedizin beschwert, dieser sei unfähig seinen Job zu machen, mit ihm habe sich die finanzielle Situation an der Einrichtung in den letzten Jahren extrem verschlimmert.
SWR3 Reporter Andreas Volland spricht „von einem Signal der Chefärzte und Chefärztinnen an den Aufsichtsrat der Unimedizin.“ Bisher wurde dort nicht reagiert. Gibt es Anzeichen dafür was passiert, wenn der Aufsichtsrat aus Sicht der Belegschaft auch weiterhin untätig bleibt?

Nachrichten Reinigungskraft im OP, Brandbrief – was sind die Folgen?
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Reinigungskraft im OP, Brandbrief – was sind die Folgen?