Eine Horrorvorstellung, die gerade für eine Frau aus den USA Wirklichkeit war. Andrea Prudente machte mit ihrem Lebensgefährten Jay Weeldreyer Urlaub in Malta. Sie befand sich in der 16. Schwangerschaftswoche, als sie starke Blutungen bekam.
Baby hat keine Überlebenschance
Im Krankenhaus sagt man der 38-Jährigen, dem Kind gehe es gut. Doch ein oder zwei Tage später platzt die Fruchtblase, schildert Weeldreyer. Sie solle in 48 Stunden wiederkommen, habe man ihnen gesagt. Eine Ultraschalluntersuchung bestätigt dann: Es ist kein Fruchtwasser mehr da, das Baby wird nicht überleben. Das Herz des Fötus schlägt aber noch.
Werbeverbot für Abtreibungen ist Geschichte
Malta: Abtreibung verboten
Hier wird es gefährlich für die Mutter: Wegen des nicht lebensfähigen Fötus in ihrem Bauch könnte Prudente eine lebensgefährliche Blutvergiftung bekommen. In der Regel beendet man die Schwangerschaft, um das Leben der Frau zu retten. Das lehnen die Ärzte wegen des strikten Abtreibungsverbots in Malta aber ab.
Sie warten darauf, dass der Herzschlag aufhört. Sie warten darauf, dass Andrea eine Fehlgeburt hat, oder sie warten darauf, dass sie eine lebensgefährliche Infektion bekommt.
Weeldreyer bat die Behörden in Malta daher um „Gnade“, allerdings ohne viel Hoffnung. Die maltesische Regierung äußerte sich bislang nicht zu dem Fall. Dem Krankenhaus will Weeldreyer keine Vorwürfe machen: Die Klinik habe im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach maltesischem Recht gute Arbeit geleistet, sagte er.
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Die Ärzteorganisation Doctors for Choice hatte Prudentes Fall über Facebook öffentlich gemacht. Malta, ein katholisch geprägter Inselstaat im Mittelmeer, ist das einzige Mitgliedsland der Europäischen Union, das Abtreibungen komplett verbietet – auch wenn der Fötus keine Überlebenschance hat.
Hoffnungsschimmer: Flug nach Spanien
Für die Abtreibung in ein anderes Land zu fliegen, schien zuerst unmöglich, da keine Fluggesellschaft das Risiko eingehen möchte, dass Prudente während des Fluges eine Fehlgeburt oder mögliche Komplikationen erleidet. Dann wurde für Donnerstagabend doch noch ein Flug nach Spanien organisiert. Das Pärchen befürchtet, dass währenddessen weitere Blutungen auftreten könnten. Auch das Infektionsrisiko besteht weiterhin.
Andrea Prudente außer Lebensgefahr
Es hat geklappt: Prudente sei inzwischen in Spanien angekommen und nicht mehr in Lebensgefahr, sagte ihr Partner Jay Weeldreyer am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Doch es ist ein Gefühlschaos: Sie sei „schwach und erschöpft, erleichtert und trauert“, schrieb die Anwältin des Paares, Lara Dimitrijevic, auf Facebook.