Der Sinn des Museums erinnert stark an eine Szene aus Monty Pythons Film „Der Sinn des Lebens“. Mr. Creosote kommt in ein Restaurant, bestellt einmal die komplette Speisekarte und bevor das Essen aufgetischt wird, hat er noch einen besonderen Wunsch: „Bringt mir einen Eimer, ich muss kotzen.“
So könnte das in Berlin sicher auch noch passieren – allerdings nicht im Restaurant, sondern in einem Museum. Martin Völker ist der Direktor der Ausstellung und zieht vier Wochen nach der Eröffnung eine positive und bisher brechfreie Bilanz: „Wir sind ganz gut dabei und übergeben hat sich in unserem Haus bisher noch niemand“, freut er sich über die vielen Besucher, die die Ausstellung schon gesehen und geschmeckt haben.

Museumsdirektor: Wie man bricht, will man nicht auf Instagram zeigen
Wie kommt man denn auf die Idee, ein Museum mit für unsere europäischen Gaumen ziemlich ekligem Essen zu eröffnen? „Die Idee stammt aus Schweden, dort ist sozusagen unser Stammhaus“, sagte Völker dem SWR. Und so etwas wollte man in Deutschland auch haben – unter anderem als Seitenhieb auf die scheinbar perfekte Welt bei Instagram und Co.
In den sozialen Medien wollen immer alle cool und toll aussehen, die Realität sei aber manchmal ganz anders: „Wenn die Leute dann brechen oder ihr Gesicht angewidert verziehen, dann ist das ja etwas, was man auf Instagram nicht unbedingt zeigen will“, vermutet Völker.
Warum ekeln wir und vor manchen Gerichten?
„Wir ekeln uns vor Sachen, die uns fremd sind oder zu nah“, sagte Ernährungswissenschaftlerin Bastienne Neumann. „Wir würden hier keinen Hund essen, weil der uns zu nah ist.“ In Indien hingegen sei es unvorstellbar, die heilige Kuh zu essen.
„Wir triggern die Leute mit dem Begriff Ekel“, sagt Direktor Völker. Grundsätzlich will er mit der Ausstellung nicht nur Aufmerksamkeit erreichen, sondern auch aufklären – zu Themen wie Nachhaltigkeit und Tierwohl. So sollen für die Ausstellung zum Beispiel keine Tiere unnötig getötet werden.
Kuheuter, Milbenkäse und Eierlikör aus Straußeneiern
Das, was im Berliner Museum gezeigt wird, sind tatsächlich Gerichte aus aller Welt, die Menschen essen. Für unseren Geschmack sind das aber manchmal ganz schön eklige Gerichte. Schnitzel aus Kuheuter oder Gänsestopfleber klingt da fast noch nach einem Gourmet-Gang – verglichen mit den restlichen Gerichten, die im „Disguisting Food Museum“ in Berlin ausgestellt werden.
Zu den Ausstellungsstücken gehören auch Milbenkäse oder Eierlikör aus Straußeneiern. Wem das noch nicht genug ist: Der Rundgang beginnt mit Essen aus der Corona-Pandemie. Auf einem Ausstellungstisch liegen Fledermaus und Schuppentier – beide stehen im Verdacht, bei der Übertragung des Coronavirus eine Rolle gespielt zu haben.
Bibergeil macht vermutlich nur den Biber geil
Es gibt aber nicht nur Gerichte, die eklig klingen – manche haben auch einen lustigen Namen. Bibergeil zum Beispiel: Ein Schnaps, der mit dem Aroma aus den Analdrüsen von Bibern verfeinert wird. Klingt lustig, schmeckt aber eher abturnend.
Ebenso der Reiswein, in dem die Leichen von Babymäusen gekocht werden, um einen Verwesungsgeschmack abzugeben. „Das schmeckt wirklich scheußlich“, sagt Ausstellungschef Völker. Der Chef hat übrigens alle seine Ausstellungsstücke selbst gekostet – und findet nicht nur den Verwesende-Mäuse-Reiswein widerlich.
Ekliges Essen 2 go: Museum bietet Speisen zum Mitnehmen
Wer sich selbst davon überzeugen mag: Das Museum bietet eine Tasting Bar. An der könnt Ihr eine Kotzprobe – Verzeihung, eine Kostprobe – von vielen Ausstellungsstücken nehmen. Coronabedingt aber zurzeit nur „to go“: In kleinen Dosen gibt’s zum Beispiel fermentierten Hai, Milbenkäse und Käfer.
Um dem Feststoff-Bäuerchen danach vorzubeugen, hatte das Museum eine pfiffige Idee: „Statt Eintrittskarten bekommen die Besucher eine Eintrittstüte, falls sie dann doch brechen müssen“, verriet Völker dem SWR. Dann ist ja das Programm für die Sommerferien klar: Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!
Das Museum ist in der Schützenstraße 70, im ehemaligen Currywurst-Museum: „Da ist jetzt wieder der Ekel eingezogen“, lacht Völker. „Ich bin Berliner, ich weiß das.“ Na denn guten Hunger!