Die Corona-Pandemie prägt das Leben der Menschen in Deutschland. Das hat auch Folgen für die Lebenszufriedenheit der Bürger und Bürgerinnen. Also hat die Deutsche Post in ihrer „Glücksatlas“-Studie gefragt: Wie zufrieden sind die Deutschen in der Corona-Krise?
Laut Studie haben die Befragten ihre allgemeine Zufriedenheit in diesem Corona-Jahr auf einer Skala von 0 bis 10 durchschnittlich mit 6,74 Punkten bewertet. Der Höchststand wurde im Jahr 2019 mit 7,14 Punkten erreicht. Die Corona-Krise drückt also offensichtlich auf die Stimmung der Deutschen. 45 Prozent der Befragten blicken aber trotzdem optimistisch in die Zukunft: Sie gingen davon aus, dass ihre Lebenszufriedenheit in einem Jahr wieder höher liegen werde.
Stimmungstief nach Lockdown im Frühjahr
Im Frühjahr wurde das öffentliche Leben zum ersten Mal heruntergefahren – und damit sank auch die Zufriedenheit der Menschen in Deutschland. Der Freiburger Finanzwissenschaftler und wissenschaftliche Leiter der Studie, Bernd Raffelhüschen, spricht von einem „beträchtlichen“ Rückgang der Lebenszufriedenheit zu diesem Zeitpunkt. Besonders stark davon betroffen seien Großfamilien und Familien mit älteren, zu Hause lebenden Kindern gewesen. Sie mussten laut Raffelhüschen die „herbste Pille“ schlucken, nachdem Schulen und Kindergärten geschlossen wurden. Als die Corona-Maßnahmen zum Sommer wieder gelockert wurden, habe sich dann auch die Lebenszufriedenheit wieder verbessert.
Froh, in Deutschland zu leben
In der Studie gaben 80 Prozent der Befragten an, sie seien froh, während der Corona-Krise in einem Land wie Deutschland zu leben. Laut Thomas Ogilvie, Personalvorstand der Deutsche Post DHL, läge das vor allem an einer hohen politischen und wirtschaftlichen Stabilität in Deutschland. Die Menschen fühlten sich außerdem gut abgesichert – sowohl sozial als auch gesundheitlich. Die Hälfte der Befragten findet außerdem, dass der Zusammenhalt in der Bevölkerung in der Krise gestärkt worden sei.
Ost und West im Glück-Vergleich
Im Vergleich von West- und Ostdeutschland gibt es nach wie vor einen Unterschied: Die Lebenszufriedenheit sank im Westen um 0,42 Punkte, im Osten waren es 0,30. Damit löst sich der Unterschied bei der generellen Lebenszufriedenheit zwischen den alten und neuen Bundesländern aber fast auf: Westdeutsche sind insgesamt nur noch 0,05 Punkte zufriedener als Ostdeutsche.
Auch im Vergleich zwischen Frauen und Männern gab es einen Unterschied: Frauen sind in der Corona-Krise unglücklicher als Männer. Sie büßten laut Studie mit minus 0,47 Punkten deutlich mehr an Zufriedenheit ein als Männer (minus 0,33 Punkte).
Wie schon in den vorigen Befragungen leben die glücklichsten Menschen laut Studie im Norden – und zwar in Schleswig-Holstein und Hamburg. Dort liegt der „Glücksindex“ bei 6,92. Doch der Abstand zu der Region mit den unzufriedensten Bürgern hat sich auch in diesem Jahr weiter verringert: Thüringen kommt im „Glücksindex“ auf 6,50 Punkte.
Baden-Württemberg belegt in dem Ranking den dritten Platz mit 6,88 Punkten. Rheinland-Pfalz und das Saarland schaffen es auf Platz 13.
Corona-Krise bietet auch Chancen
Laut der Umfrage ist nicht alles an der Corona-Pandemie schlecht: 70 Prozent der Befragten sehen Corona als Chance für die Zukunft, um verstärkt an einem nachhaltigen Wirtschaftssystem zu arbeiten. 65 Prozent der Befragten machen sich auf lange Sicht zudem weniger Sorgen um Corona, sondern mehr um den Klimawandel.
Woher stammen die Daten?
Für die Studie wurden laut Angaben 4.660 Personen ab 16 Jahren zwischen März und Juni 2020 telefonisch vom Institut für Demoskopie in Allensbach befragt. Ausgewertet wurden auch Daten von rund 30.000 Befragten, die teil des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) sind. Außerdem führte das Berliner Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Juni 2020 eine Online-Sonderbefragung zum Thema Corona, Konsum und Nachhaltigkeit unter 2.000 Deutschen zwischen 18 und 65 Jahren durch.