Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens. Alle drei arbeiten in den USA. Card erhält eine Hälfte des Preises für seine empirische Forschung zum Arbeitsmarkt. Dabei geht es beispielsweise um Fragen wie Bildung oder Migrationshintergrund sich auf Arbeitsstelle und Verdienst niederschlagen. Die andere Hälfte geht an Angrist und Imbens, die aufzeigten, welche Schlussfolgerungen aus Ursache und Wirkung von Experimenten gezogen werden könnten. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige, der nicht auf das Testament von Alfred Nobel zurückgeht. Er wird von der schwedischen Zentralbank gestiftet.
Friedensnobelpreis geht an zwei Journalisten
Die Journalistin Maria Ressa von den Philippinen und der Journalist Dmitri Muratow aus Russland erhalten dieses Jahr den Friedensnobelpreis. Die Jury lobte ihren „couragierten Kampf für die Meinungsfreiheit“. Das hat das norwegische Nobel-Komitee in Oslo bekannt gegeben. Die beiden werden demnach für ihren Kampf für die Meinungsfreiheit in ihren Ländern ausgezeichnet. Diese sei eine Bedingung für Demokratie und anhaltenden Frieden, heißt es in der Begründung.
Ressa gründete 2012 die Nachrichten-Webseite Rappler. Diese habe der „mörderischen Anti-Drogen-Kampagne“ unter dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, erklärte das Nobelkomitee. Sie und die Plattform seien auch gegen Falschnachrichten und die Manipulation des öffentlichen Diskurses eingetreten.
Muratow war 1993 Mitbegründer der unabhängigen russischen Zeitung Nowaja Gaseta, bei der es sich um die „unabhängigste Zeitung im heutigen Russland, mit einer fundamental kritischen Einstellung gegenüber der Macht“, handele, erklärte das Komitee.
Literaturnobelpreis geht an Schriftsteller aus Tansania
Abdulrazak Gurnah heißt der weitgehend unbekannte tansanische Schriftsteller, der in diesem Jahr mit dem größten Preis der Literaturwelt ausgezeichnet wird. Gurnah wurde 1948 auf der Insel Sansibar geboren, die zur früheren britischen Kolonie Tansania gehört. Er kam als Flüchtling Ende der 60er Jahre nach Großbritannien, wo er seither lebt. Er erhält den Preis „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“, hieß es von der Jury.
Deutscher Forscher gewinnt Chemienobelpreis
Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den Deutschen Benjamin List und den in Schottland geborenen US-Forscher David W.C. MacMillan. Die beiden werden für ihre Methoden zur Beschleunigung chemischer Reaktionen ausgezeichnet, teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften mit.
Die Chemiepreisträger des Jahres hätten ein neues und geniales Werkzeug für den Aufbau von Molekülen entwickelt, die Organokatalyse heißt. Sie werde für die Erforschung neuer Arzneimittel eingesetzt und habe auch dazu beigetragen, die Chemie umweltfreundlicher zu machen.
Die Organokatalyse habe sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit entwickelt. Mithilfe dieser Reaktionen könnten Forscher nun vieles effizienter herstellen, von neuen Arzneimitteln bis hin zu Molekülen, die Licht in Solarzellen einfangen können.
Deutscher Physiker wird für Klima-Modell ausgezeichnet
Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an den Deutschen Klaus Hasselmann, den in den USA forschenden Japaner Syukuro Manabe und den Italiener Giorgio Parisi für physikalische Modelle zum Erdklima. Das hat die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften mitgeteilt.
Syukuro Manabe und Klaus Hasselmann teilen sich eine Hälfte des Preises, die andere geht an Giorgio Parisi. „Drei Preisträger teilen sich den diesjährigen Nobelpreis für Physik für ihre Studien zu chaotischen und scheinbar zufälligen Phänomenen. Syukuro Manabe und Klaus Hasselmann legten den Grundstein für unser Wissen zum Klima der Erde und wie die Menschheit es beeinflusst.“ Giorgio Parisi werde für seinen revolutionären Beitrag zur Theorie von ungeordneten Stoffen und zufälligen Prozessen ausgezeichnet. Der Nobelpreis ist mit umgerechnet 980.000 Euro dotiert.
Der 89-Jährige Hasselmann sagte, er müsse zuerst Luft holen und dann versuchen, es zu begreifen. Er arbeitet am Max-Planck-Institut in Hamburg und hat ein System entwickelt, das zeigt, dass Klima-Modelle verlässlich sind, obwohl sich das Wetter chaotisch verhält. Hasselmann und Manabe waren am Nachweis beteiligt, dass der Mensch und sein CO2-Ausstoß einen großen Einfluss auf die Erderwärmung haben.
Medizin-Nobelpreis geht an zwei Wissenschaftler aus den USA
Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an David Julius (USA) und den im Libanon geborenen Forscher Ardem Patapoutian. Die Molekularbiologen werden für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung im Körper ausgezeichnet.
Die Entdeckung der beiden Forscher soll in Zukunft Behandlungen von verschiedenen Krankheiten möglich machen, zum Beispiel chronische Schmerzen. Das Nobelpreis-Komitee teilte mit, die Entdeckungen der Preisträger „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen“.
Medizin-Nobelpreis Auftakt zur Nobelpreiswoche
Die Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises ist traditionell der Auftakt für die Nobelpreiswoche. Am Dienstag und Mittwoch folgen die Preisträger in den Kategorien Physik und Chemie. Am Donnerstag ist der Literaturnobelpreis dran, am Freitag der Friedensnobelpreis.
Den Abschluss bildet am Montag in einer Woche die Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger in Wirtschaftswissenschaften. Das ist dann auch der einzige Nobelpreis, der nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurückgeht.
Nobelpreis: Nominierte werden 50 Jahre lang geheim gehalten
Wer jeweils alles für die Auszeichnungen nominiert worden war, wird auch im Nachhinein von den verschiedenen Auswahlkomitees traditionell 50 Jahre lang streng geheim gehalten.
In der Nobelpreiswoche wird allerdings nur bekanntgegeben, an wen der Preis verliehen wird. Überreicht werden die Auszeichnungen erst am 10. Dezember – dem Todestag von Alfred Nobel.