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Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung will, dass Patienten in Zukunft Geld bezahlen müssen, wenn sie gleich in die Notaufnahme eines Krankenhauses fahren.

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen ist genervt davon, dass viele Patienten direkt in die Notaufnahme fahren. Deswegen schlägt er vor, dass diese Patienten eine Notfallgebühr bezahlen sollen, wenn sie sich nicht vorher eine telefonische Einschätzung geholt haben.

Wer weiterhin direkt in die Notaufnahme geht, ohne vorher die Leitstelle anzurufen, muss gegebenenfalls eine Notfallgebühr entrichten, denn das kostet die Solidargemeinschaft unterm Strich mehr Geld und bindet unnötig medizinische Ressourcen.

Wer noch selbst laufen kann, ist oft kein echter Notfall

Solche Gebühren seien nicht sozial, sei immer das Argument, sagt Gassen den RND-Zeitungen. „Unsozial ist in meinen Augen jedoch, den Notdienst unangemessen in Anspruch zu nehmen und damit das Leben anderer Menschen zu gefährden.

Wer noch selbst in eine Notaufnahme gehen kann, ist oft kein echter medizinischer Notfall.

Was Gassen gut findet, ist die Idee von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), den Rettungsdienst unter 112 und den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 virtuell zusammenzuschalten, um dort eine erste Einschätzung zu machen und den Anrufer anschließend richtig weiterzuleiten.

„Notaufnahmen in Not“ ist auch das SWR3 Topthema mit SWR3-Nachrichtenredakteurin Viola Kockler:

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Topthema vom 12.04.2023 Notaufnahmen in Not

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Wer ohne Not in die Not-Aufnahme geht, soll dafür eine Gebühr bezahlen. Mit diesem Vorschlag hat Kassen-Ärzte Chef Andreas Gassen heute für Diskussionen gesorgt. Der Hintergrund ist ein lange bekanntes Problem: Die Notaufnahmen sind überlastet, eine Reform der Notfallversorgung ist überfällig. Die Bundesregierung will sich darum kümmern. Notaufnahmen in Not, das SWR3 Topthema mit Viola Kockler:

Gesundheitsminister Lauterbach gegen Notaufnahme-Gebühr

Lauterbach dagegen will von Gassens Idee nichts wissen. Es gebe zurzeit intensive Beratungen über die Neustrukturierung der Notfallversorgung in Deutschland, sagte Lauterbach. Über eine Gebühr werde aber nicht diskutiert.

Daher wird der Vorschlag, der hier von der kassenärztlichen Bundesvereinigung, von Herrn Gassen vorgetragen wird, der wird keine Umsetzung finden.

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Nachrichten Lauterbach: Notaufnahme Gebühr kommt nicht!

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Lauterbach: Notaufnahme Gebühr kommt nicht!

Auch Patientenschützer wollen keine Strafgebühr

Auch Patientenschützer sind gegen eine Strafgebühr für Notaufnahme-Besucher. Die Forderung von Kassenärzte-Chef Gassen sei unberechtigt, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.

Denn von massenhaftem Missbrauch der Notaufnahmen kann keine Rede sein. Schließlich würde sich fast jeder Zweite bei nicht lebensbedrohlichen Beschwerden an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden.

Patientinnen und Patienten könnten oft nicht deuten, wie schwer ihre Symptome sind. Und auch für Mediziner sei es nicht selten schwierig, eine fachfremde Diagnose zu stellen, meint Brysch. „Deshalb müssen zunächst die Verbände der Kassenärzte ihre Hausaufgaben machen.

Das gelte neben dem Ausbau und der Spezialisierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes auch für ausreichende Öffnungszeiten der niedergelassenen Arztpraxen sowie das Angebot von Hausbesuchen.

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Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.

Die AFP (Agence France-Presse) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AP und SID.

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