Fast 600.000 Liter Rohöl sind aus einer Leitung vor der Küste von Los Angeles ausgelaufen. Die dickflüssige, schmierige Pampe verseucht die Strände in Huntington Beach und Laguna Beach. Viele Tiere verenden qualvoll oder haben verklebtes Gefieder – das zeigen traurige Bilder bei Twitter.
Jetzt sieht es so aus, als wäre der Grund für die Umweltkatastrophe gefunden. Die Behörden in Los Angeles glauben, dass ein Schiffsanker die Ölpest ausgelöst haben könnte. Möglicherweise habe sich der Anker an der Leitung verhakt, sie mitgeschleift und dann ein Loch in sie gerissen.
Küstenwache: Pipeline um mehr als 30 Meter verschoben
Eine Offizierin von der Küstenwache sagte, an der Leitung von einer Bohrplattform aufs Festland sei ein 30 Zentimeter langer Riss. Taucher hätten festgestellt, dass über 1,2 Kilometer der Pipeline um 32 Meter verschoben seien.
Twitter-User Mercoglianos erklärt auf Twitter, wie ein Schiff ankert. Dabei ist wichtig zu wissen, dass nicht der Anker das Schiff hält, sondern die Ankerkette. Entscheidend ist, wie tief das Wasser am Ankerplatz ist, denn man gibt drei- bis fünfmal so viel Kette, wie das Wasser tief ist.
Ist das Meer am Ankerplatz zum Beispiel 30 Meter tief, gibt man zwischen 90 und 150 Meter Ankerkette. Die ist bei einem Frachter so schwer, dass sie eine Pipeline ganz leicht aufreißen kann.
Viele Schiffe vor Los Angeles
In dem Gebiet ist jede Menge Verkehr auf dem Wasser. Frachtschiffe passieren auf ihrem Weg in die Häfen von Los Angeles und Long Beach regelmäßig den Umkreis der Pipeline. Dort bekommen sie auch gesagt, wo sie ankern können, bis sie in einen Hafen einlaufen dürfen.
Allerdings stehen die Schiffe dann nicht still im Wasser. Sie bewegen sich wegen des Windes und der Gezeiten immer. Ein falsch ausgebrachter Anker von zehn Tonnen Gewicht oder mehr könne alles mit sich ziehen, worin er sich verhakt habe, sagte der Schifffahrtsprofessor Steven Browne von der California State University.

Pipeline-Betreiber meldet Schaden erst nach Stunden
Jetzt steht vor allem der Pipeline-Betreiber Amplify Energy in der Kritik. Der Konzern habe den Schaden erst nach Stunden gemeldet. Schon am Freitag habe es in der Gegend nach Öl gerochen.
Am Samstagmorgen gegen 3:00 Uhr habe Amplify Energy einen Druckabfall in der Leitung festgestellt, die Pipeline aber erst gegen 6:00 Uhr geschlossen. Den Schaden habe die Firma erst um 9:00 Uhr am Samstagvormittag der Küstenwache gemeldet, sagen die Behörden.
Unternehmenschef Martyn Willsher sagte, seinen Mitarbeitern sei die Lage erst klar geworden, als sie kurz nach 8:00 Uhr einen Ölfilm auf dem Wasser entdeckt hätten. Die Richtlinien verlangen allerdings, dass die Behörden bei einem Ölleck sofort informiert werden müssen – warum das erst eine Stunde später geschah, ist nicht klar.
Ein paar Kilometer vor der Küste – zwischen der Insel Santa Catalina Island und Huntington Beach – stehen drei Ölplattformen im Pazifik. Von dort wird Rohöl in die Raffinerien auf dem Festland transportiert.
Ölteppich vor Los Angeles: Tote Fische und Vögel angespült
Das Loch in einer dieser Leitungen hat schon viele Tiere das Leben gekostet. An den Stränden seien tote Fische und Vögel angeschwemmt worden, schrieb die Bezirksabgeordnete Katrina Foley auf Twitter.
Die Bürgermeisterin von Huntington Beach, Kim Carr, sprach von einer Umweltkatastrophe. Sie sagte, Einsatzteams hätten Barrieren ausgelegt, um das Öl daran zu hindern, die bedrohten Feuchtgebiete vor dem Ölfilm zu schützen.
Betreiber: Ölleck wohl schon seit Samstag
Das Öl soll seit Samstag aus der kaputten Leitung laufen. Die Betreiber teilten am Sonntag mit, Taucher würden die Ursache des Lecks untersuchen. Solange sei die Plattform stillgelegt, es werde kein weiteres Öl gefördert. Seitdem sei auch kein weiteres Öl ausgetreten, sagte Firmenchef Martyn Willsher.
Laut Küstenwache ist der Ölteppich etwa 33 Quadratkilometer groß. In Huntington Beach mussten Spaziergänger und Surfer den Strand verlassen. Am Sonntag war auch eine große Flugshow mit Tausenden Zuschauern geplant. Die wurde wegen der Ölpest aber abgesagt.