Die Staatsanwaltschaft Wels stellte der Nachrichtenagentur APA zufolge im Juni ein Ermittlungsverfahren gegen einen deutschen Verdächtigen ein – mit der Begründung, sie sei nicht zuständig, sondern die deutschen Behörden. Eine Hacker-Aktivistin machte laut APA zwei Deutsche ausfindig, die E-Mails mit Drohungen verfasst haben sollen.
Spur führt nach Oberbayern
Am Dienstag gab ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München II bekannt: Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen eine männliche Person aus Oberbayern. Der Mann steht der Mediengruppe Bayern zufolge im Verdacht, Kellermayr in Mails mit Folter und Mord gedroht zu haben. Außerdem habe die Staatsanwaltschaft Wels auch bei der Staatsanwaltschaft Berlin einen Tatverdächtigen angezeigt.
Das waren in etwa die täglichen Nachrichten, die die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr über sich ergehen lassen musste:
100.000 Euro aus dem eigenen Geldbeutel für Personenschutz
Am Ende gab sie auf und schloss ihre Praxis. Da hatte sie nach eigenen Angaben bereits 100.000 Euro in ihre Sicherheit und die ihrer Mitarbeiter investiert. Der Praxisbetrieb lasse sich so finanziell nicht mehr weiterbetreiben, schrieb sie. Das war vor vier Wochen.
Am Freitag (29. Juli) wurde Kellermayr tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefunden, erklärte die Staatsanwaltschaft Wels und bestätigte laut APA einen Suizid.
Kellermayr: Arbeitsbedingungen, die niemandem mehr zuzumuten sind
Kellermayr hatte von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen „aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene“ berichtet. Hier ihre erschütternde Begründung, als sie ihre Praxis dicht machte:
Arbeitsbedingungen, „wie wir sie die letzten Monate erlebt haben“, seien niemandem zuzumuten, schrieb Kellermayr. Dabei ist natürlich nicht sicher, warum genau sich die Ärztin das Leben genommen hat – es liegt einfach nur nahe.
Von der Staatsanwaltschaft hieß es am Freitag, es seien Abschiedsbriefe gefunden worden, eine Obduktion sei nicht angeordnet worden.
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Polizeischutz reichte nicht – Impfgegner feiern jetzt den Tod der Ärztin
Die Medizinerin hatte laut APA über längere Zeit Polizeischutz erhalten, nach eigenen Angaben dann aber auch selbst rund 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgeben müssen. Die Polizei hatte die Drohungen gegen die Ärztin bestätigt und Ermittlungen gegen unbekannte Täter eingeleitet.
Impfgegner, so heißt es, feierten jetzt ihren Tod auf ihren Telegram-Kanälen. Kritiker sagen, die Ärztin sei von den Behörden im Stich gelassen worden:
Hier das Statement des Autors Hasnain Kazim. Kellermayr habe in Angst gelebt und sei finanziell ruiniert gewesen, hat er zuvor getwittert:
Wie komme ich raus aus der Verschwörungsblase?
Gesundheitsminister: Morddrohungen von Impfgegnern sind brutale Realität
Der Präsident der österreichischen Ärztekammer, Johannes Steinhart, äußerte sich „zutiefst schockiert“ von Kellermayrs Suizid. Der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch, dessen Rücktritt die Ärztin vor zwei Tagen gefordert hatte, reagierte bestürzt auf die Nachricht. Die Morddrohungen gegen Kellermayr seien „brutale Realität“ gewesen. Hass gegen Menschen sei „unentschuldbar“ und müsse „endlich aufhören“, schrieb er auf Twitter.
Am Freitagnachmittag versammelten sich Trauernde vor dem Gesundheitsministerium in Wien, um der verstorbenen Ärztin zu gedenken.
Joko und Klaas gedenken Lisa-Maria Kellermayr
Die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben an Lisa-Maria Kellermayr erinnert. Sie widmeten ihre Prosieben-Sendung „Wer stiehlt mir die Show?“ ihrer „langjährigen Wegbegleiterin“, wie es zum Beginn der Show am Dienstagabend hieß. Die Ärztin sei oft Gast in den Sendungen von Joko und Klaas gewesen.