Nur acht Wochen liegen zwischen den folgenden Statements zur „One Love“-Kapitänsbinde. Acht Wochen, in denen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sich um 180 Grad gedreht hat. Das auf der Binde zu sehende Herz in bunten Farben sowie die Aufschrift „One Love“ soll für Vielfalt stehen und sich gegen Diskriminierung wenden – eine eindeutige Mahnung in Richtung des umstrittenen Gastgebers.
Wir haben euch gefragt, was ihr davon haltet, dass die FIFA die „One Love“-Binde verbietet und eure (ziemlich eindeutigen) Antworten in ein Video gepackt.
Am 21. September gab der DFB eine Erklärung heraus, in der sich Nationaltorwart Manuel Neuer ganz klar zum Tragen der bunten Kapitänsbinde bekannt hat:
Die Liebe zum Fußball verbindet uns alle. Egal, wo wir herkommen, wie wir aussehen und wen wir lieben. Fußball ist für alle da. Der Fußball muss für alle da sein, die sich diskriminiert und ausgeschlossen fühlen, überall auf der Welt. Ich bin stolz darauf, diese Botschaft gemeinsam mit meinen Kapitänskollegen aus anderen Nationen zu senden.
Jetzt die Kehrtwende: Exakt zwei Monate später – am 21. November – haben die Fußballverbände von Deutschland, England, Wales, Belgien, Dänemark, den Niederlande und der Schweiz eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, warum sie nun doch auf das Tragen der „One Love“-Kapitänsbinde verzichten.
Die FIFA hat sehr deutlich gemacht, dass sie sportliche Sanktionen verhängen wird, wenn unsere Kapitäne die Binden auf dem Spielfeld tragen.
„One Love“ – aber bitte nur im Stillen
Die europäischen Vereine knicken also vor der FIFA und dem WM-Gastgeber Katar ein. Die beteiligten UEFA-Nationen wollen das Risiko nicht eingehen, mögliche Gelbe Karten oder andere sportliche Sanktionen während der WM in Katar zu kassieren. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme schreiben die Fußball-Nationen, warum sie plötzlich doch nicht mehr für Vielfalt und gegen Diskriminierung eintreten wollen:
„Dass die FIFA uns auf dem Platz bestrafen will, ist einmalig und geht gegen den Geist des Sports, der Millionen verbindet“, hat der niederländische Verband KNVB mitgeteilt. „Wir stehen zur “One Love“-Botschaft und werden diese weiter verbreiten, aber unsere oberste Priorität ist es, Spiele zu gewinnen. Da möchte man nicht, dass der Kapitän das Spiel mit einer Gelben Karte beginnt.“
Schiedrichter-Legende Urs Meier hat eine klare Meinung zu der Situation:
Hochpolitische Entscheidung: „Mehr als frustrierend“
„Es handelt sich aus meiner Sicht um eine Machtdemonstration der FIFA“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Montag am Trainingsplatz der deutschen Nationalmannschaft im Norden Katars.

Nachrichten DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit seinem Statement zum One-Love-Binden-Verbot
- Dauer
DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit seinem Statement zum One-Love-Binden-Verbot
Das ist aus unserer Sicht mehr als frustrierend und auch ein beispielloser Vorgang der WM-Geschichte.
DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff sagte, es fühle sich „schon stark nach Zensur an“.
Bierhoff berichtete, es sei auch für Neuer „eine schwierige Situation. Wir sind beide ins Bett gegangen mit der Überzeugung, dass wir beim Spiel die Binde tragen können.“ Der DFB-Kapitän sei „natürlich enttäuscht“.
Das ist die Meinung von SWR3-Moderator Anno Wilhelm dazu:
SWR3-WM-Reporter Felix Gerhardt über scharfe Kritik und klare Worte:

Nachrichten Reaktionen auf Verbot der „One Love“ Binde
- Dauer
Acht Wochen, in denen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sich um 180 Grad gedreht hat.
Kritik an der FIFA
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte, jedes Kind lerne „in der F-Jugend, dass Fußball nur mit Fair Play und Vielfalt funktioniert. Wenn internationale Sportfunktionäre das wegzensieren – auf dem Rücken der Spieler – dann machen sie den Fußball kaputt.“ Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) twitterte, die Armbinde wäre eine gute Gelegenheit gewesen, ein glaubwürdiges Zeichen für Menschenrechte und gegen Homophobie zu setzen. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nannte die FIFA wörtlich eine Schande.
Rewe beendet die Kooperation mit der FIFA
Der Handelsriese Rewe beendete am Dienstag wegen des von der FIFA verursachten Kapitänsbinden-Eklats die Kooperation mit dem Verband und verzichtet auf seine Werberechte aus dem bis zum Jahresende bestehenden Vertrag.
Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel.
Ein anderer Sponsor kündigte Gespräche an, andere bekundeten Unterstützung. „Wir halten nichts von überstürzten Entschlüssen und müssen zunächst die Hintergründe der Entscheidung des DFB verstehen. Deshalb werden wir zeitnah mit dem DFB über die gesamte Thematik sprechen“, sagte ein Telekom-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Fußball-Fans gehen auf DFB und FIFA los
Klar, dass das Einknicken vor dem Fußball-Weltverband und den WM-Gastgebern in Katar im Netz auf wenig Gegenliebe stößt. Vor allem die FIFA bekommt dabei richtig was ab.
Benny Illinger schreibt: „Mündige Athleten derart zu drangsalieren ist an Doppelmoral der FIFA kaum zu übertreffen.“
Buenos Aires: Millionen feiern ihre WM-Helden – Parade abgebrochen
LisHoefer findet das Verhalten der FIFA und auch der UEFA-Verbände nur noch erbärmlich.
Florian Schlund schreibt, er sei „sauer, enttäuscht und sprachlos“.