Im Sommer 2020 hat Yves R. mit seiner spektakulären Flucht mit gestohlenen Polizeiwaffen Einsatzkräfte und Öffentlichkeit tagelang in Atem gehalten. Eine Woche lang wurde er in Oppenau im Schwarzwald von der Polizei gesucht.
Vor Gericht hat der als „Waldläufer von Oppenau“ bekannt gewordene Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Er habe vier Polizisten entwaffnet und sei dann mit deren Waffen geflohen, hieß es in einem Statement, das der 32-Jährige zum Prozessauftakt im Januar von seinen Anwälten verlesen ließ. Er habe aber nie vorgehabt, damit jemanden zu verletzen. Ihn habe die Angst getrieben, verhaftet zu werden: „Ich bin ein freiheitsliebender Mensch“, ließ der Angeklagte erklären.
Urteil für „Waldläufer von Oppenau“: drei Jahre Haft
Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre und neun Monate Haft gefordert — unter anderem wegen eines minderschweren Falls von Geiselnahme. Die Verteidigung hielt eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren für angemessen und sieht den Tatvorwurf der Geiselnahme nicht erfüllt. Das Urteil des Offenburger Landgericht: drei Jahre Haft wegen illegalen Waffenbesitzes, Widerstands gegen die Staatsgewalt, gefährlicher Körperverletzung und Geiselnahme in einem minderschweren Fall. Die Verteidigung kündigte nach dem Urteil bereits Revision an.
Der Prozess fand wegen der Corona-Maßnahmen in einer Mehrzweckhalle statt und stand unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen.

Juli 2020: Festnahme nach tagelanger Suche
Laut Anklage hatte Yves R. am 12. Juli 2020 bei der Kontrolle einer von ihm illegal genutzten Gartenhütte in Oppenau vier Polizisten entwaffnet. Ihm gelang die Flucht in den Schwarzwald. Ein Großaufgebot der Polizei durchkämmte die Umgebung mit Hubschraubern, Spürhunden und Spezialkräften.
Sechs Tage hatte die Fahndung nach Yves R. gedauert – am Ende konnte er schließlich festgenommen werden. Zwei Zeugen auf einem entlegenen Hof hatten ihn zuvor gesehen, als er wie ein Wanderer eine Straße am Waldrand entlang ging.
„Ich habe noch zu meinem Schwiegervater gesagt: Guck mal, da läuft einer, der so getarnt angezogen ist, das wird er doch nicht sein?“, berichtete Bianca Maier aus Oppenau:
Auf der Flucht in Erdlöchern und Gruben versteckt
Die Polizei teilte nach der Festnahme von Yves R. mit, dass dieser nichts von dem deutschlandweit großen Interesse an seiner Flucht mitbekommen hatte. Er habe sein Handy deaktiviert, um nicht geortet werden zu können. R. soll sich demnach vor allem nachts durch die Wälder nahe Oppenau bewegt haben. Tagsüber habe er Unterschlupf in Gruben und Erdlöchern gesucht. Ernährt habe er sich überwiegend von Wasser, so die Polizei.
An der tagelangen Suchaktion im Sommer waren laut Polizei 2.530 Einsatzkräfte beteiligt gewesen. Rund 250 Hinweise aus der Bevölkerung hätten die Beamten erhalten.
Im Interview mit SWR3 erklärte Polizeisprecher Yannik Hilger, warum der Mann so schwer zu finden war:

Nachrichten „Weitläufige Wälder, gute Ortskenntnis“
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