Vier Insassen sollen nach Bild-Informationen an Bord der Cessna 551 gewesen sein: ein Pilot, ein Mann, eine Frau und ihre Tochter. Nach dem rätselhaften Absturz fehlt noch jede Spur von ihnen.
War der Pilot bewusstlos?
Möglicherweise ist der Pilot bewusstlos geworden. Der Luftsicherheitsexperte Hans Kjäll sagte dem schwedischen Rundfunksender SVT, Druckprobleme könnten dazu geführt haben, dass die Insassen das Bewusstsein verloren hätten. Das könne gerade in Höhen, in denen Kleinflugzeuge verkehren, schnell passieren. Die Cessna sei in einer Höhe von etwa 11.000 Metern unterwegs gewesen, wo der Luftdruck niedrig sei. Komme es in solch einer Höhe zu einem Druckabfall, könne man damit rechnen, bewusstlos zu werden, sagte er demnach.
Die These lautet, dass die Menschen an Bord durch den Druckabfall ohnmächtig geworden sind. Der Autopilot war eingeschaltet, der Privatjet hat so lange seine Flughöhe gehalten, bis der Treibstoff alle war. Dann ist er ins Meer gestürzt.
Auch ein Sprecher der Luftwaffe sagte dem WDR, dass die konstanten Flugdaten darauf hindeuteten, dass der Autopilot eingeschaltet und der Pilot möglicherweise bewusstlos gewesen sei.

Geisterflug quer durch Europa
Das Kleinflugzeug hob am Sonntag von Jerez de la Frontera ab und sollte am frühen Abend auf dem Flughafen Köln-Bonn landen. Die Maschine flog über die Insel Rügen hinaus, gelangte in den schwedischen Luftraum, flog südlich von Gotland und setzte ihren Geisterflug weiter in Richtung des Golfs von Riga fort. Dann stürzte sie vor Lettland ins Meer.
Kein Kontakt: Eurofighter der Luftwaffe stiegen auf
Wie die Bild-Zeitung berichtet, habe die Maschine nach dem Start im südspanischen Jerez de la Frontera Druckprobleme in der Kabine gemeldet. Kurz nach der iberischen Halbinsel sei der Kontakt zum Boden abgebrochen. Jets der französischen Armee stiegen daraufhin auf, um die Cessna über Frankreich zu eskortieren. Im deutschen Luftraum übernahmen Eurofighter der Luftwaffe aus Neuburg an der Donau und später aus Rostock-Laage. Deren Piloten sahen niemanden im Cockpit, es kam auch kein Funkkontakt zur Crew zustande. Nach relativ stetigem Flug stürzte die Cessna am Sonntagabend vor der lettischen Hafenstadt Ventspils ins Meer.
Ostsee: Noch keine Spur der Leichen
Schwedische Einsatzkräfte hatten bereits kurz nach dem Absturz mitgeteilt, dass sie nicht mehr damit rechnen, Überlebende zu finden. In der Nacht wurden Wrack- und Trümmerteile im Meer entdeckt, meldete das lettische Seerettungskoordinationszentrum. Die Leichen der Passagiere konnten noch nicht gefunden werden. Das Wrack soll in den Hafen von Ventspils gebracht werden.
Lettische Behörden haben die Leitung der Suche übernommen, die in einem sechs mal sechs Kilometer großen Gebiet stattfindet. Die Ostsee ist nach Angaben des Leiters der lettischen Seerettung an dieser Stelle 60 Meter tief. Es erleichtere die Suche, dass der genaue Ort und Zeitpunkt des Absturzes bekannt sind. Einsatzkräfte aus Estland und Litauen unterstützen bei der Suchaktion.
Flog deutscher Unternehmer den Privatjet?
Das Privatflugzeug war laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA in Österreich registriert und auf ein deutsches Unternehmen zugelassen. Unter anderem der Kölner Express berichtet, dass es sich bei dem Piloten um einen Unternehmer aus dem Rheinland handele. Demnach waren seine Ehefrau, seine Tochter und deren Lebensgefährte mit an Bord der Cessna. Das soll das familiäre Umfeld des Mannes bestätigt haben. Offizielle Informationen gab es zunächst nicht. Die Unternehmensgruppe des Mannes teilte auf Anfrage mit, derzeit keine Stellungnahmen abzugeben.