Der Mittelfeldspieler Josh Cavallo von Adelaide United hat als aktiver Fußballprofi in der australischen A-League sein Coming-out gegeben – in einem sehr emotionalen Video auf Twitter.
Dort sagt der 21-Jährige: „Ich bin Fußballer, und ich bin schwul.“ Weiter erklärt er in dem Video, dass er einfach nur Fußball spielen und wie alle anderen behandelt werden wolle. „Zu versuchen, das Beste aus seinen Fähigkeiten herauszuholen und dieses Doppelleben zu führen, ist anstrengend. Ich möchte nicht, dass irgendjemand diese Erfahrung machen muss.“ Und weiter sagt er, es sei in Ordnung, schwul zu sein und Fußball zu spielen. Das möchte er allen anderen Menschen zeigen, die Probleme und Angst haben.
Josh Cavallo will mit seinem Coming-out ermutigen
Cavallo hofft, mit seinem Coming-out andere Menschen und Fußballer zu ermutigen. Es sei „ein langer Weg bis zu diesem Punkt“ gewesen. „Jetzt könnte ich nicht glücklicher sein mit meiner Entscheidung“, schreibt Cavallo auf Instagram. Seine Familie, seine Freunde und sein Verein hätten ihn großartig unterstützt.
Weiter schreibt der australische Mittelfeldspieler: „Es ist erstaunlich zu wissen, dass es derzeit keine schwulen Profifußballer gibt, die sich outen und aktiv spielen. Nicht nur in Australien, sondern auf der ganzen Welt“.
Positive Reaktionen auf Cavallos Coming-Out-Video
Sein Verein, der australische Verband und Klubs weltweit reagierten mit positiven Kommentaren. So schrieb zum Beispiel der FC Bayern München auf Twitter: „Josh, wir bewundern deine Courage und deine Stärke.“
Und auch Borussia Dortmund, Juventus Turin und der FC Barcelona zeigten sich auf Twitter solidarisch:
Cavallos Verein Adelaide United kommentierte auf Twitter einfach nur mit „Joshs Wahrheit“
Schwule Fußballer in der Bundesliga
In Deutschland outete sich als bisher einzig männlicher Profi der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger – allerdings erst im Jahr 2014 nach dem Ende seiner Profi-Karriere. Für diesen Schritt wurde Hitzelsberger dann im Oktober 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Wir ehren einen ehemaligen Fußball-Nationalspieler, Deutschen Meister mit dem VfB Stuttgart, der mit seinem Coming-out ein Tabu gebrochen hat und seit vielen Jahren gegen Homophobie, Sexismus und Rassismus in Stadien und Vereinen kämpft“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede. Momentan ist Hitzlsperger Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart.
Gegen die Angst – Thomas Hitzlsperger und das Bundesverdienstkreuz
Homosexualität im Fußball – Aktion der Zeitschrift 11 Freunde
In Deutschland gilt Homosexualität im Männer-Fußball immer noch als Tabu – auch wenn das Thema durch Diskussionen und Aktionen immer mal wieder hochkocht. Anfang 2020 startete zum Beispiel die Fußballzeitschrift 11 Freunde eine Kampagne unter dem Motto „Ihr könnt auf uns zählen“. Bei der Aktion hatten etwa 800 Profi-Fußballer und Profi-Fußballerinnen homosexuellen Spielern und Spielerinnen ihre Unterstützung zugesichert.
Über 800 Fußballer und Fußballerinnen unterstützen homosexuelle Profis
In der Erklärung heißt es, zwar sollte niemand zu einem Coming-Out gedrängt werden. Aber: „Wir sagen allen, die mit dieser Entscheidung ringen: Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen.“
Anders sieht das Ex-Nationalspieler Philipp Lahm. Der hatte in seinem neuesten Buch schwulen Fußballern geraten, erst nach ihrem Karriereende über ihre Homosexualität zu sprechen. Als Grund nannte er die fehlende Akzeptanz sowohl im Fußball als auch im Umfeld.
Deutlich fortschrittlicher ist es beim Thema Homosexualität im Frauenfußball. Wie groß die Akzeptanz homosexueller Spielerinnen ist, zeigt sich beispielsweise beim VfL Wolfsburg: Dort steht mit der früheren Nationalspielerin Anna Blässe und der Schweizerin Lara Dickenmann zum Beispiel ein Ehepaar unter Vertrag.
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