Dario Gambarin ist Landwirt und wie viele andere von der schlimmsten Dürre in Norditalien seit 70 Jahren betroffen. Gambarin ist auch dafür bekannt, dass er Gemälde ins Mais-Feld mäht – und das mit seinem Traktor. Bisher waren das Gesichter von Leonardo da Vinci und Beethoven. Doch jetzt wegen der Dürre der Aufruf: „Spart Wasser!“.

Trug die Hitze auch zum Gletschersturz in den Dolomiten bei?
Die derzeitige Hitzewelle in Italien wird auch mit dem Gletscher-Unglück am Marmolata in Verbindung gebracht, von dem am Sonntag ein großes Stück abbrach und in Richtung Tal stürzte. Dabei kamen mindestens neun Menschen ums Leben.
Bergsteiger waren in Südtirol unterwegs Nach Gletschersturz: Weitere Leiche in Lawine gefunden
Bei einer Lawine aus Eis, Schnee und Felsen starben mindestens elf Menschen. Bei fünf zuletzt Vermissten zogen Rettungskräfte ein trauriges Fazit. Doch sie wollen weiter suchen.
EU-Kommissions-Vize-Präsident Maros Sefcovic sagt, der Vorfall in den Dolomiten sei „nur das jüngste Beispiel für Katastrophen, die mit wärmeren Temperaturen und damit mit dem Klimawandel zusammenhängen“. Offen ist aber, wie sehr die eher kurzfristige Hitzewelle seit Mai für den Gletschersturz in Südtirol verantwortlich war und ob die Ursache nicht eher in den allgemein steigenden Durchschnittstemperaturen infolge des Klimawandels liegt.
Italienischer Fluss Po: Extrem niedriger Pegel
Unbestritten ist jedoch eine andere Folge der derzeitigen Trockenheit für die Natur in Italien: Dort, im Norden des Landes, trocknet unter anderem der Fluss Po immer weiter aus. Im Vergleich zu anderen Jahren führt er bis zu 70 Prozent weniger Wasser, sagte Massimiliano Fazzini von der italienischen Gesellschaft für Umweltgeologie dem US-Sender CNN.

„Normalerweise bin ich nie ein Pessimist oder Alarmist, aber dieses Mal müssen wir alarmistisch sein“, sagte Fazzini. Der fehlende Schnee im Winter wirke sich jetzt auf die Pegelstände aus. Im Schnitt fallen in den italienischen Alpen 7,50 Meter Schnee im Winter – dieses Mal seien es nur 2,50 Meter gewesen. „Die Situation ist kritisch und kann nur noch schlimmer werden“, sagte er.
Auch Simone Minelli ist pessimistisch. Er besitzt eine Molkerei am Ufer des Po in der Nähe von Mantua. Seine 300 friesischen Rinder liefern Milch für Parmesankäse, den sogenannten „Parmigiano Reggiano“ aus der Region.
Hohe Ansprüche an Milch für Parmesan
Um zu echtem Parmesan verarbeitet zu werden, muss die Milch bestimmte Qualitätsmerkmale vorweisen. Jede der Kühe produziert am Tag etwa 30 Liter Milch. Um diese Menge zu schaffen, müssen die Tiere jeweils zwischen 100 und 150 Liter Wasser trinken. Und genau da ist das Problem: Da der Po Niedrigwasser führt, wird das Wasser für die Kühe immer knapper, die Milch entspricht dann nicht mehr dem Qualitätsstandard.

Aber nicht nur das Wasser für die Kühe bereitet Minelli Sorgen, sondern auch das Futter, das der Landwirt für seine Kühe anbaut. Er benutzt das Wasser aus dem Po auch, um die Felder mit Sojabohnen zu gießen. Durch den niedrigen Wasserstand klappt aber auch das nicht mehr – die Felder trocknen aus, die Ernte ist vernichtet, die Tiere bekommen weniger Futter.

Werden die Milchkühe jetzt in Rente geschickt?
Das wiederum hat Auswirkungen auf die Bestände der Parmesan-Kühe in der ganzen Region: „Wenn Sie nicht genug Futter haben, um Ihr Vieh zu füttern, müssen Sie reduzieren“, sagte Minelli über die Milchbauern. Herden verkleinern bedeutet aber auch weniger Milch – also auch weniger Parmesankäse. Vor allem in Deutschland hätte das zur Folge, dass bei uns in den Supermärkten der Parmesankäse zur Mangelware wird.
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