Es wäre zu schön gewesen: Das Wetter hätte am Dienstagabend mitgespielt und in SWR3Land hätten die Chancen gut gestanden, Polarlichter zu sehen. Im Interview mit SWR3 hatte Kai-Uwe Nerding, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD), Hoffnung auf Erfolge beim Gucken gemacht, denn laut der Vorhersage des DWD sollte die Wolkendecke am Dienstagabend für einige Stunden aufreißen – etwa ab 19 Uhr bis kurz nach Mitternacht.
Warum gab es keine Polarlichter zu sehen?
Unsere SWR-Wissenschaftsredaktion hat parallel zum SWR3-Interview mit dem DWD ebenfalls die Daten zu möglichen Polarlichtern am Dienstagabend durchgeschaut und auch Wissenschaftler am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam befragt. Dort schätzte man die Lage so ein, dass die nächste Chance auf die Sichtung von Polarlichtern erst am Donnerstag besteht, und auch dann sind die Chancen nicht wirklich groß.
Letzte Chancen auf Polarlichter am Donnerstag?
Wir haben deswegen nun nochmals bei Wetter.com nachgefragt. Meteorologe Ronald Porschke meint: „Theoretisch sind heute Nacht (Donnerstag zu Freitag) wieder Polarlichter möglich. Allerdings sind die Wolken in vielen Regionen in Deutschland zu dicht, um das sehen zu können.“
Uwe Gradwohl aus der SWR Wissenschaftsredaktion ergänzt, dass Polarlichter kein Dauerzustand sind.
Am Wochenende waren Polarlichter bis nach Norddeutschland zu sehen. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Naturphänomen nun mehrere Tage nacheinander eintritt. Dieses Missverständnis führte wohl auch zu der Interpretation, dass bei aufreißenden Wolkenlücken am Dienstag Polarlichter zu sehen sein könnten.
Polarlichter waren nur in Norddeutschland zu sehen
Eigentlich sieht man Polarlichter nur ganz im Norden – zum Beispiel in Finnland, Schweden, Norwegen oder Island. Doch wegen einer starken Sonneneruption am Donnerstag vor einer Woche, gab es auch einzelne Sichtungen in Deutschland – in der Nacht auf Montag in Brandenburg:
Einige von euch haben schon Donnerstag Ausschau nach Polarlichtern gehalten und unter unserem Facebook-Post geschrieben, dass bei ihnen welche zu sehen waren. Und bei manchen war es immerhin ein schöner Sonnenauf- oder -untergang ;-)
Was sind Polarlichter?
Polarlichter entstehen, weil die hochenergetischen Teilchen der Sonne gewisse Atome in der Erdatmosphäre zum Leuchten bringen können. Große Mengen dieser hochenergetischen Teilchen schleudert die Sonne bei Sonneneruptionen ins All. Man spricht auch von einem Sonnensturm oder Sonnenwind. Das Magnetfeld der Erde schützt uns vor diesen geladenen Teilchen und lenkt sie an der Erde vorbei. An den Polen allerdings, wo die Feldlinien des Erdmagnetfelds fast senkrecht verlaufen, ist die „Schwachstelle“ dieses Schutzschildes. Dort treffen die geladenen Teilchen am ehesten auf die Teilchen in der Erdatmosphäre und bringt diese zum leuchten – vor allem Sauerstoff und Stickstoffmoleküle. Übrigens: auch am Südpol gibt es Polarlichter. Sie heißen dort Südlichter.
Sonnenstürme wirken sich auf GPS-Geräte aus
Wenn die Energie, die durch die Sonneneruption ausgesandt wird stark genug ist, kann das auch negative Folgen haben, sagen die US-Weltraumbehörde Nasa und die Wetterbehörde NOAA. Sie kann dann nämlich die Atmosphäre in der Schicht stören, wo auch GPS- und Kommunikationssignale übertragen werden. Sehr schwere Sonneneruptionen sind in der Lage für großflächige und langanhaltende Stromausfälle zu sorgen, erklärt Meteorloge Goldhausen. Die jetzige Sonneneneruption zählt aber nicht dazu. Die Auswirkungen auf GPS und Kommunikationsgeräte sollten also gering sein.
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Wie stark war die Sonneneruption am Donnerstag?
Die Eruption vom Donnerstag wurde in die stärkste Klasse „X“ eingestuft, dort aber nur mit der geringsten Stufe „1“ versehen. Nach Erklärung der Nasa ist eine Eruption mit der Stärke X2 doppelt so stark wie die nun Aufgetretene - erst ab X10, also der zehnfachen Stärke, allerdings spricht die Weltraumbehörde von einer „ungewöhnlich intensiven“ Eruption.