Es war noch früh am Dienstagmorgen, als Polizisten nach Barntrup (NRW) zu einer verletzten Katze gerufen wurden. Jemand hatte sie wohl angefahren und verletzt liegen gelassen. Was tun, gegen 6:30 Uhr, in einem solchen Fall?
Polizisten überfahren verletzte Katze
Einen Tierarzt konnten die Streifenbeamten nach Angaben ihres Reviers um diese Uhrzeit nicht erreichen, jedenfalls keinen in „erreichbarer Nähe“, berichtet die Polizei der Kreisstadt Lippe in einer Pressemitteilung. Sie beschreibt den weiteren Ablauf so:
Die Polizisten entschieden, das Leid der Katze selbst zu beenden. Eine Schussabgabe an der Fundstelle des Tieres war zu gefährlich und auch ein Bewegen des Tieres schlossen die Polizeibeamten aufgrund der schweren Verletzungen aus, so dass der Streifenwagen eingesetzt wurde.
Ein Anwohner war offenbar entsetzt darüber, wie die Polizisten vorgingen. Er hat sie nun angezeigt, berichtet das Revier. Die Staatsanwaltschaft ermittelt den Angaben zufolge „wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz“. Handelt es sich bei dem Vorfall in NRW um Tierquälerei? Ja, sagt zumindest der Landestierschutzverband Baden-Württemberg.
Tierschützer: Katze überfahren „absolutes No-Go“
„Ich würde es ganz klar als Tierquälerei einstufen“, sagt Stefan Hitzler. Der Chef des Verbands sagt im SWR3-Interview, je nach Fall wäre es aus seiner Sicht angemessen, ein schwer verletztes Tier mit der Dienstwaffe zu erschießen – „aber niemals, das Tier dann mit einem Fahrzeug (zu) überfahren“, kritisiert Hitzler. Grund dafür sei, dass Polizisten nicht wissen könnten, ob und wie genau sie mit ihrem großen Dienstwagen das kleine auf dem Boden liegende Tier treffen. Es sei dann möglich, dass die Polizisten ihm dadurch weitere Schmerzen zufügen.
Das sagt Stefan Hitzler im SWR3-Interview über das Thema:

Nachrichten „Tierquälerei“ – Das sagen Tierschützer aus BW über den Fall
- Dauer
Stefan Hitzler vom Landestierschutzbund BW findet, die Polizisten in NRW hätten Tierquälerei begangen. Grund dafür sei, dass Polizisten nicht wissen könnten, wie sie mit ihrem großen Dienstwagen das kleine auf dem Boden liegende Tier treffen.
SOKO Tierschutz: Polizisten handelten korrekt
Die Aktivisten des Vereins SOKO Tierschutz, der vor Kurzem im SWR-Magazin Report Mainz von unhaltbaren Zuständen in einem Schlachthof in der Region Stuttgart berichteten, sehen es dagegen anders.
Ein schwer leidendes, nicht zu rettendes Tier muss sofort erlöst werden, darum war die Maßnahme zwar sicher grausig, aber aufgrund von Alternativen, die das Leiden des Tieres erheblich verlängert hätten, die einzige Option.
Der Verein mit Sitz in München fügt noch hinzu: „Wir wünschten, man würde ebenso Empörung bei Hunderttausenden so genannten Nutztieren anbringen, die über Tage oder Wochen unter schlimmsten Schmerzen zu Grunde gehen.“
Polizei Lippe: Ermittlungen laufen
Was sagt die Polizei Lippe selbst zu dem Vorwurf der baden-württembergischen Tierschützer, es handle sich um Tierquälerei? Hätte es vielleicht noch andere Möglichkeiten gegeben?
Auf Nachfrage von SWR3 teilt eine Polizeisprecherin am Donnerstagnachmittag mit, weil die Staatsanwaltschaft nun gegen die Beamten ermittele, könne sie „über die veröffentlichte Pressemitteilung hinaus zuständigkeitshalber keine Auskünfte erteilen“.