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Hans Liedtke
Hans Liedtke (Foto: SWR3)

Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Teilmobilmachung der Russen angekündigt. 300.000 Reservisten sollen so zur Verfügung stehen.

Putin benötigt dringend Soldaten für seinen Krieg gegen die Ukraine. Die Teilmobilmachung hat Putin in einer aufgezeichneten Fernsehansprache mitgeteilt. Was das bedeutet, erfahrt ihr hier:

Schnelle Updates zur Lage im Ukraine-Krieg findet ihr in unserem Ticker:

Was ist eine Teilmobilmachung?

Bei einer Teilmobilmachung können grundsätzlich alle Ex-Soldaten, die bereits gedient haben, ins Militär zurückberufen werden. Wer das genau ist, bestimmt jedes Land selbst. Russland möchte dies auf jene Reservisten begrenzen, die über „einschlägige Erfahrungen verfügen“ und momentan nicht studieren. Das sind in Russland rund 300.000 Menschen.

Falls sich die Reservisten weigern, könnten sie bestraft werden und zum Beispiel im Gefängnis landen – und zwar neuerdings bis zu zehn Jahre. Der Föderationsrat in Moskau habe eine entsprechende Gesetzesänderung verabschiedet, wie die Staatsagenturen am Mittwoch berichten. Bereits am Dienstag habe die erste Kammer des Parlaments im Eilverfahren der Novelle zugestimmt. Jetzt muss sie noch von Präsident Wladimir Putin unterschrieben werden. 

Was ist der Unterschied zur Generalmobilmachung?

Registrierte Reservisten sind grundsätzlich bereit zu kämpfen. Sie haben meistens eine Kampfausbildung abgeschlossen und verfügen teilweise sogar über Kampferfahrung. Bei einer Generalmobilmachung würden ALLE Männer im wehrfähigen Alter eingezogen werden. Das könnten zum Beispiel alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren sein. Die Ukraine hat die Generalmobilmachung bereits kurz nach der russischen Invasion in diesem Jahr ausgerufen.

Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt an einem Schreibtisch (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/Russian Presidential Press Service/AP | Uncredited)

Nachrichten Putin kündigt Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte an

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russischer Angriffskrieg

Was heißt Teilmobilmachung für die Ukraine?

Was die Teilmobilmachung genau für die Ukraine bedeutet, ist noch unklar. Einige Militärexperten schätzen die Lage so ein, dass Putin die Region Donbass im Osten der Ukraine und die Halbinsel Krim unbedingt halten will. Eine echte neue Front in der Ukraine oder sogar in anderen Ländern erwartet Ex-General Ben Hodges in einem ZDF-Interview nicht.

Für die Ukraine bedeuten die rund 300.000 Reservisten, die jetzt möglicherweise im Krieg mitkämpfen müssen, dass die russischen Angriffe wohl heftiger werden könnten. Die Reservisten sollen die Gebiete entlang und hinter der mehr als „1.000 Kilometer langen Frontlinie im Süden und Osten der Ukraine sichern“. Die reine Anzahl an russischen Soldaten ist aber nicht allein ausschlaggebend. Russlands Vormarsch in der Ukraine kommt häufig durch eine schlechte Infrastruktur und Planung im Militär ins Stocken. Es fehlt teilweise Nachschub und Koordination.

Was heißt das für Reservisten in Russland?

Das russische Verteidigungsministerium hat gesagt, dass Wehrpflichtige und Studierende nicht betroffen seien, sondern ausschließlich Reservisten mit Kampf- und Diensterfahrung. Wie motiviert die Reservisten in den Krieg gegen die Ukraine gehen, dürfte auch sehr unterschiedlich sein.

Was bedeutet das für uns?

Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) hat die in Russland angekündigte Teilmobilmachung der Streitkräfte kritisiert. Dies sei eine weitere Eskalation des völkerrechtswidrigen Krieges gegen die Ukraine, sagte er. Es sei ein „schlimmer und falscher Schritt“. Die Bundesregierung werde beraten, welche Antwort darauf zu geben sei. Jedenfalls werde die Ukraine weiterhin vollumfänglich unterstützt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die jüngsten Entscheidungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Akt der Verzweiflung“ bezeichnet. Putin habe die Situation von Anfang an komplett unterschätzt und mache jetzt alles nur noch schlimmer, sagte Scholz am Rande der UN-Generalversammlung in New York. Russland könne diesen verbrecherischen Krieg nicht gewinnen. 

Der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen bezeichnete Putins Vorhaben als Schwäche:

#Putin ist unter Druck. Er musste irgendetwas ankündigen - #Teilmobilmachung - um den Schein von Stärke zu wahren. Eigentlich ist es Schwäche.

In Putins Ansprache an die Nation warf er dem Westen vor, Russland „zerstören“ zu wollen. Russland werde alle „verfügbaren Mittel“ einsetzen, um sein Territorium zu schützen, sagte er.

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