Es gebe im Grundgesetz zwar ein Diskriminierungsverbot aufgrund des Geschlechts, aber nicht aufgrund der Sexualität. Das kritisierte Lehmann am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Homosexuelle seien die letzte von den Nationalsozialisten verfolgte Gruppe, die noch keinen Schutzstatus im Grundgesetz habe. Das will Lehmann ändern.
Wir brauchen auch sehr viele Maßnahmen in der täglichen Politik, damit alle Menschen verschieden sein können, aber gleich an Rechten und frei von Diskriminierung.
Zuerst will der Grünen-Politiker grundsätzlich prüfen, welche diskriminierenden gesetzlichen Regeln es noch gibt. Ein Beispiel dafür sei das Transsexuellengesetz, das Transmenschen dazu zwingt, sich einem psychiatrischen Gutachten zu unterziehen. Das sei „Fremdbestimmung“, kritisierte Lehmann.
Mehr als zwei Sorgeberechtigte für Kinder
Die Änderung des Familienrechts ist ein weiterer großer Schritt: Sie sieht vor, dass Kinder künftig mehr als zwei Sorgeberechtigte haben können. „Ein Kind soll bis zu vier Sorgeberechtigte haben dürfen, denn mittlerweile wächst jedes dritte Kind in einer Familiensituation auf, die nicht einer klassischen Ehe entspricht“, begründet Lehmann den Plan.
Das könnte so aussehen: Wenn sich die Eltern trennen und neue Partner haben, könnten diese dann eine „kleines Sorgerecht“ bekommen. Von solch einer Änderung würden nicht nur sogenannte Regenbogenfamilien profitieren, sondern auch „Patchworkfamilien“. Gleichzeitig seien auch die Kinder rechtlich besser geschützt, sagte Lehmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Ungleichheit zwischen homo- und heterosexuellen Paaren
Bislang habe ein Kind, wenn es in eine Ehe mit zwei Frauen hineingeboren wird, per Gesetz nur ein Elternteil. Werde ein Kind dagegen in eine Ehe mit Vater und Mutter hineingeboren, habe es zwei Eltern. Diese Ungleichheit will der Queer-Beauftragte abschaffen.
Was bedeutet queer?
Der aus dem Englischen stammende Begriff „queer“ bezeichnet all jene sexuellen oder geschlechtlichen Identitäten, die von der heterosexuellen Mehrheit abweichen. Darunter fallen etwa homo-, trans- oder intersexuelle Menschen.
Lehmann ist seit 2017 Abgeordneter der Grünen im Bundestag. Von 2018 bis 2021 war er Sprecher für Queerpolitik und Sozialpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion.