Die Polizei war am Mittwochmorgen in mehreren Bundesländern im Einsatz. Bei den Durchsuchungen kam es zu einem Zwischenfall: In Reutlingen wurde geschossen. Der Verdächtige sitzt jetzt in Untersuchungshaft
Schüsse in Reutlingen: Das ist passiert!
In dem Haus in der Wohnstraße in Reutlingen soll ein mutmaßlicher „Reichsbürger“ wohnen, die Polizei rückt mit einem Spezialeinsatzkommando an. Doch der Mann wartet bereits im Wohnzimmer mit einer scharfen Waffe, so schildert es die Bundesanwaltschaft. Es kommt zum Schusswechsel, ein SEK-Beamter wird am Arm getroffen und verletzt.
Reichsbürger – sind sie richtig gefährlich?
Die Polizei habe zunächst mit Rufen auf sich aufmerksam gemacht, so die Bundesanwaltschaft. Die SEK-Beamten hätten ihn aufgefordert, die Waffe wegzulegen, so schildert es die Ermittlungsbehörde. Der Mann folgt demnach nicht – es kommt zum Schusswechsel. Schließlich ergibt sich der Mann.
Das sind staatsfeindliche, sehr gefährliche, gewaltbereite Leute, die auch eine hohe Waffenaffinität haben.
Laut Polizei wurde der Mann, der geschossen hat, vorläufig festgenommen. Die Bundesanwaltschaft teilte mit, dass gegen ihn wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt wird. Der Schütze Markus L. galt eigentlich lediglich als Zeuge. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, hatte der eine Erlaubnis für den Besitz von Waffen.
Anwohner hören mehrere Knallgeräusche. Später stellt sich heraus: Das Knallen kam aus der Wohnung des Verdächtigen, die Ermittler haben eine Tür aufgesprengt.
Viele Anwohner in Reutlingen-Ringelbach sind nach dem Zwischenfall verunsichert. Mehr dazu gibt es bei unseren Kollegen von SWR Aktuell:
Nach Schusswechsel bei Hausdurchsuchung Razzia gegen "Reichsbürger": Tatverdächtiger in U-Haft
Bei einer Razzia gegen einen "Reichsbürger" in Reutlingen wurde ein SEK-Beamter leicht verletzt. Innenminister Strobl warnt vor der Szene und kündigte konsequentes Vorgehen an.
Deutschlandweite Razzia gegen „Reichsbürger“
Insgesamt wurden bei der Razzia 19 Personen in Deutschland und der Schweiz durchsucht. Mehr als 20 Objekte in über acht Bundesländern und der Schweiz hat die Polizei dabei durchsucht. Dabei gab es den Angaben nach keine weiteren Zwischenfälle. Nach Recherchen von SWR, WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung sollen sich unter den durchsuchten Personen auch mehrere aktive Polizeibeamte und Soldaten befinden. Auf sie sollen die Ermittler unter anderem durch die Auswertung von Kommunikationsmitteln aus einer Razzia im Dezember 2022 gekommen sein.
Bei den durchsuchten Personen handelt es sich um Beschuldigte, aber auch Zeugen. SWR-Experte Holger Schmidt erklärt:
„Reichsbürger“ wollten neues „Deutsches Reichs“ aufbauen
Bei der Großrazzia am 7. Dezember waren 3.000 Polizeibeamte im Einsatz. Sie durchsuchten in ganz Deutschland mehr als 160 Wohnungen, Häuser und Büros. Das war die größte Razzia, die es in Deutschland je gegeben hat. Es ging dabei um eine Gruppe mutmaßlicher Reichsbürger und Verschwörungsextremisten, die offenbar einen Staatsstreich planten – die sogenannte Gruppe Reuß.
Anti-Terror-Einsatz gegen „Reichsbürger“: Mehr Mitwisser als bislang angenommen
Damals wurden 23 Männer und Frauen festgenommen. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Die Gruppe soll von einem Systemwechsel in Deutschland geträumt haben und wollten eine neue Regierung mit einem Mitglied einer ehemaligen Adelsfamilie an der Spitze aufbauen. Sie sollen auch einen Sturm auf den Bundestag in Berlin geplant haben.
So sah es nach dem Zwischenfall beim SEK-Einsatz in Reutlingen aus: