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Leo Eder
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Habt ihr auch schon mal was bestellt, was dann nicht gepasst hat? Vermutlich war eure Fehlbestellung nicht so teuer wie die des Chefs der spanischen Eisenbahn Renfe.

Wenn man neue Züge bestellt, ist das mit dem Rückgaberecht ein bisschen schwieriger als bei, sagen wir mal, zu großen Schuhen. Immerhin: Die fehldimensionierten Züge sind noch nicht gebaut worden.

Renfe: 258 Millionen Euro für zu große Züge

31 Züge hatte die staatliche Bahngesellschaft Renfe im Jahr 2020 bestellt – Auftragsvolumen: 258 Millionen Euro. Blöd nur: Sie sind zu breit für einige Tunnel im Norden Spaniens, wo sie eingesetzt werden sollten. Das kam aber erst Ende Januar durch einen Bericht der Regionalzeitung El Comercio heraus. Inzwischen hat auch die Zentralregierung den Fehler zugegeben.

Auf die Kappe der Steuerzahler gehe das Debakel aber nicht, da die Züge noch nicht gefertigt worden seien. Die gesamte Produktion sei nach verschiedenen Warnungen irgendwann gestoppt worden. Den CAF-Ingenieuren erschienen die Abmessungen im Auftrag nämlich merkwürdig, berichtet ARD-Spanien-Korrespondent Reinhard Spiegelhauer. Sie maßen nach und gaben das auch der Bahn weiter, statt einfach anzufangen, die Triebwagen zu bauen. Das war also vor drei Jahren – eigentlich sollten die neuen Züge schon dieses Jahr fahren.

Was da alles genau schiefgelaufen ist, hört ihr im Audio:

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Nachrichten Schildbürgerstreich auf Schienen

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Spanien ist im Ausland bekannt für seine Hochgeschwindigkeitszüge. Jetzt sollte eine Regionalverbindung zwischen Asturien und Kantabrien zumindest modernere Züge bekommen. 31 neue Garnituren wurden bestellt, das Paket ist knapp 260 Millionen Euro schwer. Übersehen wurde, dass die neuen Züge nicht durch die Tunnel der Strecke passen. Mehrere hochrangige Funktionäre mussten ihre Posten räumen, eine Staatssekretärin im Verkehrsministerium und der Chef der ehemaligen Staatsbahn Renfe sind inzwischen zurückgetreten.

Neue Züge für den Norden Spaniens erst 2026

Am Samstag ging nun die neue Bestellung an den Transporthersteller CAF raus. Statt der geplanten 31 sollen nun sogar 38 neue Züge geordert werden. Das Zug-Desaster wird die Inbetriebnahme der neuen Züge allerdings um mindestens zwei Jahre auf 2026 verzögern, schätzen die Behörden. Kleines Trostpflaster für die betroffenen Einwohner: Bis dahin dürfen sie kostenlos fahren.

Die neuen Züge sollen die veraltete Flotte der Regionen im Norden Spaniens ersetzen, die nicht so gut an das nationale Schienennetz angebunden sind. In Kantabrien und Asturien stammt das Bahnnetz überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Die Tunnel der beiden gebirgigen Regionen haben heute noch unterschiedliche Maße, die nicht immer den modernen Bahnnormen in Spanien entsprechen.

Spanischer Bahn-Chef tritt zurück

Renfe-Präsident Isaías Táboas hat rund drei Wochen nach Bekanntwerden des Skandals Konsequenzen gezogen: Am Montag reichte er seinen Rücktritt ein, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE. Die spanische Transportministerin Raquel Sánchez habe seinen Rücktritt demnach angenommen – ebenso wie den der Staatssekretärin im Transportministerium, Isabel Pardo, die ihren Posten ebenfalls zur Verfügung stellte.

Die Ministerpräsidenten der betroffenen Regionen Kantabrien und Asturien hatten vor Bekanntgabe der Rücktritte gefordert, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Der kantabrische Ministerpräsident Miguel Ángel Revilla hatte etwa gesagt, es müssten auch „die Köpfe großer Tiere rollen“. Die bisher gefeuerten zwei Abteilungsleiter von Renfe und der Bahnnetz-Verwaltungsbehörde Adif seien nur Sündenböcke, so Revilla.

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