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Christian Kreutzer
Christian Kreutzer (Foto: SWR3)

Groß Ankündigungen, und dann: Stille, Fiepen, Aussetzer. 20 Minuten lang blamierte die Twitter-Technik den vermeintlichen Top-Mann der US-Republikaner.

Ron DeSantis will Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner werden. Seine Anhänger nennen ihn „Trump with a brain“ („Trump mit Gehirn“). Allerdings liegt DeSantis schon seit einiger Zeit in den Umfragen hinter Donald Trump.

Jetzt wollte er durchstarten und im Zwiegespräch mit Twitter-Chef Elon Musk seine Kandidatur mit markigen Sprüchen ankündigen. Und dann das:

Folks: We can now all relive Ron DeSantis' humiliating failure to launch! Watch as DeSantis, Elon Musk, and David Sacks struggle to get Twitter Spaces to work in their initial 20+ minute attempt. pic.twitter.com/MyiX1yVKyb

20 Minuten dauerndes Twitter-Desaster für DeSantis

20 Minuten lang funktionierte nichts: Es war still, es fiepte, es wurde gesprochen – und dann war auch schon wieder der Ton weg. Angeblich wegen überlasteter Server aufgrund des großen Interesses. Erst etwa 20 Minuten später wurde die Veranstaltung neu gestartet und DeSantis begann zu sprechen.

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Nachrichten DeSantis: Wahlkampfauftakt mit massiver Technik-Panne

Dauer

Minutenlang war es still.

Selbst der rechte US-Sender Fox News nannte DeSantis' Ankündigung, um die viel Wirbel gemacht worden war, ein „Desaster auf Twitter“.

Joe Biden witzelt: „Dieser Link funktioniert“

Und auch US-Präsident Joe Biden konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: Zum Zeitpunkt der Panne veröffentlichte er auf seinem persönlichen Twitter-Profil einen Link zur Spendenseite seiner eigenen Wahlkampagne – und kommentierte diese mit den Worten: „Dieser Link funktioniert.“

Normalerweise wählen Präsidentschaftsbewerber für ihre „große Ankündigung“ ein anderes Format, halten Reden vor Anhängern oder veröffentlichen aufwendig produzierte Videos. Eine Audio-Schalte auf Twitter ist ungewöhnlich und dürfte vor allem auch einem helfen: Elon Musk. Der Tech-Milliardär, der seit Monaten rechte Botschaften im Netz verbreitet, fungierte in erster Linie als Stichwortgeber für die Botschaften des Republikaners.

DeSantis: Mann der rechten Botschaften

Ähnlich wie sein Kontrahent Donald Trump wirft DeSantis der Regierung von US-Präsident Joe Biden vor, das Land in den Niedergang zu führen. „Unsere Grenze ist eine Katastrophe. Das Verbrechen hat unsere Städte heimgesucht. Die Regierung erschwert es den Familien, über die Runden zu kommen, und der Präsident pfuscht herum“, sagt der Gouverneur in seinem Bewerbungsvideo.

In Florida aber habe man bewiesen, dass ein anderes Amerika möglich sei. „Wir haben uns für Fakten statt für Angst entschieden, für Bildung statt für Indoktrination, für Recht und Ordnung statt für Aufruhr und Unordnung.“ In der Corona-Pandemie, „als die Freiheit auf dem Spiel stand“, habe man sie verteidigt.

DeSantis gehört wie Trump zum rechten Flügel der Partei und teilt ähnliche Hardliner-Positionen. Allerdings macht er weniger durch Skandale, Kontrollverlust und politisches Chaos von sich reden, sondern gilt als diszipliniert, sortiert, bedacht. Für jene in der Partei und an der Basis, die genug haben von Trumps Eskapaden, aber einen Kandidaten mit Trumpschen Inhalten wollen, gilt DeSantis als echte Alternative.

 Trump giftet: „Anstatt dankbar zu sein...“

War Trump für DeSantis vor Jahren noch eine Art Mentor, fühlt sich der 76 Jahre alte Ex-Präsident nun von dem deutlich jüngeren Bewerber bedroht. Mit scharfen Worten schoss Trump auch am Mittwoch wieder gegen seinen Kontrahenten.

„Anstatt dankbar zu sein, greift DeSantis nun genau den Mann an, der seine Karriere gerettet hat“, hieß es in einem von gleich zwei Videos, die Trump etwa gleichzeitig zu DeSantis' Ankündigung auf der von ihm mitbegründeten Online-Plattform Truth Social veröffentlichte. Es gebe nur einen, der Amerika wieder großartig machen könne – und der heiße Donald Trump. Während seiner Zeit im Weißen Haus habe er das bereits unter Beweis stellen können.

Wer ist DeSantis?

DeSantis ist seit Anfang 2019 Gouverneur von Florida. Im November 2022 wurde er mit einem deutlichen Ergebnis im Amt bestätigt. Das stärkte seine Position – und sein Streben nach Höherem.

Der Republikaner ist in Florida vor allem mit einer stramm rechten Politik aufgefallen. Unter ihm wurden Gesetze verabschiedet oder auf den Weg gebracht, die Minderheiten diskriminieren, die akademische Freiheit an Universitäten beschneiden und mit Lehrverboten in das öffentliche Bildungswesen eingreifen. Außerdem agitierte er gegen Forderungen für schärfere Waffengesetze und gegen staatliche Vorschriften zum Infektionsschutz während der Corona-Pandemie.

Der dreifache Vater DeSantis hat eine geradlinige Karriere hinter sich. Er besuchte die Elite-Unis Yale und Harvard, war bei der Navy und während der US-Militäroperation im Irak im Einsatz. Später wurde er als Abgeordneter ins US-Parlament gewählt, wo er sich unter anderem gegen strengere Klimaschutzgesetze engagierte.

Trump oder DeSantis? „Was für eine Wahl“

Die Republikaner küren ihren Kandidaten in einer parteiinternen Vorwahl. In Umfragen unter Republikanern zu den möglichen Kandidaten liegt DeSantis gegenwärtig deutlich hinter Trump. Dem TV-Sender NBC zufolge will der Gouverneur kommende Woche eine Tour durch Bundesstaaten beginnen, die für die Vorwahlen besonders wichtig sind.

Die Präsidentschaftswahl steht am 5. November 2024 an. Bei den Republikanern wird ein breites Bewerberfeld erwartet. Neben Trump und DeSantis hat bislang unter anderem die frühere amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley ihre Ambitionen offiziell gemacht – sie ist in Umfragen allerdings weit abgeschlagen.

Der Miami Herald aus Florida kommentiert heute Morgen: „Ein Mann, der zum Umsturz der US-Regierung aufgerufen hat und im Mai wegen sexueller Nötigung und Verleumdung verurteilt wurde (Anm.: Trump)? Oder einer, der wie kein anderer Gouverneur Floridas in der jüngeren Geschichte eine extreme und hasserfüllte Agenda durchgesetzt hat (Anm.: DeSantis)? Was für eine Wahl.“

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AP (Associated Press) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AFP und SID.

Reuters ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, AFP, AP und SID.

X ist ein soziales Netzwerk aus den USA und wird häufig von Politikern oder Journalisten genutzt. Bis zu seiner Umbenennung hieß das Netzwerk Twitter. Auch Unternehmen und Vereine sind auf X aktiv. Sie schreiben Beiträge (früher: Tweets) mit wichtigen Infos über sich selbst. Ein solcher Beitrag kann dadurch zu einer Nachrichtenquelle für uns werden. Wir prüfen natürlich, ob das Profil und der Beitrag echt sind. Seit Elon Musk das soziale Netzwerk gekauft hat, ist das allerdings schwieriger geworden. Deshalb sind wir sehr vorsichtig mit Informationen, die ausschließlich über X verbreitet werden.

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