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Ferdinand Vögele
Ferdinand Vögele (Foto: SWR3)
Cornelia Stenull
Cornelia Stenull (Foto: SWR3)

Es klingt verrückt: Russland scheint im Krieg gegen die Ukraine auch Delfine einzusetzen. Doch so ungewöhnlich wäre das gar nicht.

An der Einfahrt zum Hafen von Sewastopol sollen im Februar – und damit zu Beginn des Krieges – zwei Unterwassergehege platziert worden sein, schriebt das US Naval Institute (USNI). Das zeigten Aufnahmen vom US-Satellitenfotodienst Maxar, berichtet die Washington Post. Maxar hatte der Zeitung entsprechende Bilder zukommen lassen. Doch was will das russische Militär mit Delfinen?!

Meeresbiologe: Kampfdelfine können indirekt Taucher töten

Wenn man Delfine trainiert, werden sie natürlich auch instrumentalisiert, sagt Nicolas Entrup, Meeresbiologe bei der Umweltorganisation Ocean Care im Interview mit SWR3. Das heißt, dass sie Taucher indirekt töten können.

So werden Delfine darauf trainiert, Taucher zu berühren. Gleichzeitig können sie zum Beispiel eine Vorrichtung zum Töten auf der Rückenflosse tragen, erklärt der Meeresbiologe. Durch die Berührung des Delfins mit dem Taucher wird die Tötungsvorrichtung dann aktiviert.

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Nachrichten Meeresbiologe: Kampfdelfine können Taucher indirekt töten

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Wenn man Delfine trainiert, werden sie natürlich auch instrumentalisiert, sagt Nicolas Entrup, Meeresbiologe bei Ocean Care im Interview mit SWR3. Das heißt, dass sie Taucher indirekt töten können.

Wie viele Delfine bei solchen Militär-Einsätzen selbst sterben, darüber gibt es laut Entrup keine offiziellen Zahlen. Denn es sei nicht im Sinn des Militärs, darüber eine Auskunft zu geben. Eines sei aber klar, so der Experte:

Solche Einsätze [der Kampfdelfine] sind ein weiterer Auswuchs dieses komplett sinnlosen Krieges.

Beluga-Basis im russischen Wladiwostok. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/Yuri Smityuk/TASS/dpa)
Auch Beluga-Wale soll das russische Militär schon eingesetzt haben. Hier eine Basis in der russischen Hafenstadt Wladiwostok. picture alliance/Yuri Smityuk/TASS/dpa

Auch US-Militär setzt Kampfdelfine ein

Auf ihrer Internetseite schreibt die US-Navy, dass sie schon seit 1959 Delfine und Seelöwe trainiert, um sie gegen Bedrohungen unter Wasser einzusetzen. Gerade Delfine mit ihrem ausgezeichneten Gehörsinn könnten Minen und andere potenziell gefährliche Gegenstände aufzuspüren. Dabei helfe ihnen auch die Fähigkeit, Unterwasser auch bei wenig Licht sehr gut zu sehen.

US-Soldaten mit Kampfdelfin, der Minen aufspüren soll beim irakischen Hafen Umm Qsar. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance / dpa/dpaweb | Alan_Evans)
US-Soldaten mit Kampfdelfin, der Minen aufspüren soll beim irakischen Hafen Umm Qsar. picture-alliance / dpa/dpaweb | Alan_Evans

Militärs setzten auch auf Hunde, Ratten, Pferde – und Bienen

Delfine und Seelöwen haben also die Aufgabe, Terroristen, Spione oder feindliche Marinetaucher unter Wasser aufzuspüren und Alarm zu schlagen oder Minen zu finden. Doch es gibt noch viele andere Tiere, die Militärs weltweit einsetzen:

  • Hunde kommen mit ihrem feinen Geruchssinn zum Einsatz, wenn es darum geht Sprengstoffe und anderen Chemikalien in Landminen zu finden. Sie werden intensiv darauf trainiert, sowohl Metall- als auch Plastikminen aufzuspüren. In der Ukraine ist ein zweieinhalbjähriger Russel Terrier zu einer kleinen Berühmtheit geworden, weil er dort schon viele Minen erschnüffelt hat, berichtet die BBC.
  • Auch Ratten eignen sich gut, um Mienen aufzuspüren. Das Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung in Genf schätzt, dass die Nager genauso effektiv sind wie ein Rudel Spürhunde – aber wesentlich billiger.
  • Und das Verblüffendste zum Schluss: Auch Bienen sollen Minen aufspüren können. Und dabei sind sie wohl effektiver als teure Suchgeräte und sensible Schnüffelhunde. Zehntausende Bienen können eine größere Fläche in einer relativ kurzen Zeit absuchen, ohne Minen aus Versehen auszulösen. Die geschulten Tiere werden zum Beispiel darauf trainiert, den Geruch des Explosionsmaterials mit Nahrung in Verbindung zu bringen. In der Nähe von vergrabenen Minen schwärmen sie dann in der Hoffnung, dort Nahrung zu finden. Die Nachrichtenagentur AP berichtet, dass besonders in Kroatien Versuche dieser Art gestartet wurden. Bis heute warnt das Auswärtige Amt vor dort noch vorhandenen Landminen aus dem Jugoslawienkrieg.

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