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Christian Spöcker
Christian Spöcker (Foto: SWR3, privat)

Jahrzehntelang haben Schüler mit den Knochen einer Frau etwas über Biologie gelernt. Nun hat das Skelett in NRW seine letzte Ruhestätte gefunden. Aber wer war die Tote?

Auf einem Friedhof in Schleiden (NRW) haben Elftklässler ein Skelett aus dem Bio-Unterricht beerdigt. Sie haben es in einem blauen Sarg vom Biologie-Raum des Johannes-Sturmius-Gymnasiums zum Friedhof getragen.

Schüler der Johannes-Sturmius-Gymnasiums tragen den Sarg mit den Gebeinen eines Schulskeletts zum Friedhof, wo sie beerdigt werden. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Roberto Pfeil)
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Rund 80 Schüler, Lehrer und Vertreter der Stadt waren dabei, als die Knochen der unbekannten Frau in ein Grab hinabgelassen wurden.

Schüler des Johannes-Sturmius-Gymnasiums beerdigen auf dem Friedhof den Sarg mit den Gebeinen eines Schulskeletts. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Roberto Pfeil)
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Die Stadt hatte das Skelett 1952, also vor 70 Jahren, für die Schule gekauft. Damals kostete es 600 D-Mark, was nach heutiger Kaufkraft offenbar mindestens 1.300 Euro wären. Wer die Tote war, aus welcher Region der Welt sie stammte und wie alt sie zum Zeitpunkt ihres Todes war, das weiß in Schleiden heute wohl niemand mehr so genau. Eine DNA-Probe des Skeletts könnte aber jetzt ein paar offene Fragen klären, wenn die Schule und die Gemeinde dafür ein passendes Institut finden, hieß es.

Blauer Sarg mit religiösen Symbolen

Die Beerdigung fand zwar auf dem evangelischen Friedhof der Stadt statt. Aber da auch niemand weiß, ob die Frau religiös war, haben sich die Schülerinnen und Schüler für eine Zeremonie entschieden, die interreligiös ist. Das bedeutet, dass die Feier nicht den Riten einer bestimmten Religion entspricht.

Der Sarg mit den Gebeinen eines Schulskeletts ist in der Biologie-Klasse aufgebahrt, kurz bevor es die Schüler zum Friedhof tragen, wo sie beerdigt werden.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Roberto Pfeil)
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Die Elftklässler hatten den Sarg von einem Bestatter gestiftet bekommen und ihn etwas umgestaltet. Sie verzierten ihn mit den Zeichen der Weltreligionen. Dazu zählen nach der gängigsten Definition das Christentum, der Islam, das Judentum sowie der Hinduismus und der Buddhismus.

Nicht die erste Beerdigung eines Schulskeletts

Ganz neu war die Idee nicht: Wäre nicht die Corona-Pandemie dazwischengekommen, wäre das Skelett schon früher beerdigt worden. Die Elftklässler haben den Namen „Anh Bian“ gegeben, was auf Vietnamesisch „geheimnisvoller Frieden“ bedeute, wie Reporter Beteiligte zitieren. Google Translator übersetzt es mit „Bruder“. Vorbild war nach Angaben des an der Aktion beteiligten Pfarrers Oliver Joswig eine ähnliche Geschichte, die sich ein paar Jahre zuvor an einem Gymnasium in Stolberg bei Aachen abgespielt hatte. Auch dort hatten Schüler 2016 das Schul-Skelett beerdigt. An der Schule in Schleiden nutzen Bio-Lehrer seit einigen Jahren statt der menschlichen Knochen übrigens ein Skelett aus Kunststoff.

Forscher setzen auf Körperspenden

Auch heutzutage ist es möglich, seinen Körper nach dem Tod der Forschung zu überlassen. Dies wird auch als „Körperspende“ bezeichnet und Forschungseinrichtungen haben dafür oft spezielle Regeln.

Auch andere entscheiden sich dazu, dass ihr Körper lieber nicht beerdigt werden soll, sondern beispielsweise bei der umstrittenen Wanderausstellung „Körperwelten“ gezeigt wird.

Ein Exponat der Ausstellung "Körperwelten" als Stabhochspringer auf einem großen Platz vor einer Kirche (Foto: SWR, Timo Staudacher)
Timo Staudacher
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