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Isabel Gebhardt
Isabel Gebhardt (Foto: SWR3)
Björn Widmann
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Die Schweiz will in der Nähe von der Grenze zu Baden-Württemberg Zehntausende Kubikmeter radioaktiven Abfall vergraben. Jetzt ist klar, warum der Standort gewählt wurde.

Im Süden von Baden-Württemberg protestieren mehrere Gemeinden gegen die Pläne aus der Schweiz, ganz in der Nähe der deutschen Grenze ein Atommüllendlager einzurichten. Konkret geplant sind das Endlager und eine Verpackungsanlage für Brennelemente südlich von Waldshut-Tiengen.

Das sei für die 67.000 Menschen in der Region eine große Belastung, schreiben mehrere Bürgermeister in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Warum kommt das Atommüll-Endlager an die Grenze zu Baden-Württemberg?

Der geplante Standort ist nach Überzeugung von Schweizer Experten der sicherste Ort für radioaktiven Abfall. Matthias Braun, Chef der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), sagte am Montag: „Es ist ein eindeutiger Entscheid. Die Geologie hat gesprochen.“

Das Gestein ist sehr dicht, bindet radioaktive Materialien wie ein Magnet und sollte es doch einmal brechen, heilt es sich von selber wieder.

Die Region Nördlich Lägern unweit der deutschen Gemeinde Hohentengen sei aus rein geologischen Gründen die beste Wahl unter den drei geprüften Standorten, erklärte er weiter. Die nötige Gesteinsschicht von Opalinuston liege dort am tiefsten unter der Erdoberfläche, die Schicht sei am dicksten und der mögliche Bereich für das geplante Endlager am größten.

Endlager für Atommüll der Schweiz: Um was geht es?

Die deutschen Gemeinden reagierten mit Skepsis auf die Entscheidungen der Schweiz. Sie wollen genau prüfen, ob die Begründungen der Nagra plausibel sind. Vor einigen Jahren galt der Standort noch als zweite Wahl. Die Schweizer „müssen sehr gut begründen, warum ein zurückgestellter Standort plötzlich zum präferierten Standort wird“, sagte der Bürgermeister von Hohentengen, Martin Benz.

Den Bewohnern sei klar, dass der radioaktive Müll vorhanden ist und entsorgt werden muss. Auch sie seien für die Lagerung am sichersten Ort. „Aber diese Fragen müssen beantwortet werden: Was gibt es für Störfallszenarien, und wie ist man darauf vorbereitet?

Das Bundesamt für Energie in Bern teilte mit, dass die Brennelement-Verpackungsanlage in Würenlingen entstehen soll. Dort werden radioaktive Stoffe schon zwischengelagert. Am 15. September soll es in Hohentengen eine Informationsveranstaltung zu den Plänen geben.

Eine Luftaufnahme des geplanten Atommüllendlagers in der Schweiz (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/KEYSTONE | Michael Buholzer)
Im Schweizer Ort Stadel soll das Endlager für den Atommüll aus der Schweiz gebaut werden.

Atommüllendlager in der Schweiz: Antworten auf die wichtigsten Fragen

Hochrhein-Gemeinden haben Angst um Grundwasser

Die Bürgermeister am Hochrhein haben Angst, dass bei Atomtransporten zum Endlager bei einer Havarie die Grundwasserströme der Aare und auch am Rhein und damit die Trinkwasserquellen gefährdet seien. „Ebenso wird ein immenser Imageschaden für den Tourismus befürchtet“, schreiben sie. „Die Begründung der Nagra für den Standort Würenlingen ist für die Städte und Gemeinden deshalb nur schwer nachvollziehbar.

Der Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger vor radioaktiver Strahlung muss gewährleistet sein, insbesondere aber auch der Grundwasserschutz“ – darauf besteht auch Baden-Württembergs Landes-Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Die Bevölkerung leiste einen großen Beitrag zur Endlagerung des Atommülls. Das müsse bei Kompensationszahlungen berücksichtigt werden.

Martin Steinebrunner, der die Deutsche Koordinationsstelle Schweizer Tiefenlager (DKST) beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee vertritt, sagte: „Bei der Aushandlung von Kompensationszahlungen wollen wir angemessen beteiligt werden, sowohl bei den Verhandlungen als auch im Ergebnis. Manche deutschen Gemeinden liegen näher am Lager als Schweizer Gemeinden, die berücksichtigt werden sollen.“ Jetzt müssten die geplanten Oberflächenbauten konkretisiert werden. Die zunächst geplanten Bauten liegen nur etwa zwei Kilometer südlich der Landesgrenze.

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