Die Polizei will ein Böllerverbot, die Feuerwehr möchte Kameras für ihre Wagen, um Angriffe besser festhalten zu können. Das sind nur einige der Forderungen nach der Silvesternacht 2022/2023.
Vor allem in den Großstädten wie Berlin oder Mannheim melden Polizei und Feuerwehr aggressives Verhalten. Allein in Berlin wurden 33 Einsatzkräfte verletzt – durch den Beschuss mit Feuerwerkskörpern. Auch in anderen Städten in SWR3Land gab es Angriffe auf Einsatzkräfte.
Am Mannheimer Wasserturm wurden Polizeibeamte mit Feuerwerk beworfen, ein Beamter erlitt einen Hörschaden. Auch auf einen Streifenwagen sei eine Rakete gezielt abgeschossen worden.
Polizeigewerkschaft: Intensität der Übergriffe nimmt zu
Ralf Kusterer von der Deutschen Polizeigewerkschaft sagte gegenüber dem SWR: „Wenn Polizei- und Feuerwehrbeamte verletzt werden, dann kann man nie von einem normalen Silvester reden, sondern ganz im Gegenteil.“ Nach Kusterers Beobachtung hat sich die Intensität der Übergriffe verändert. Er kritisierte auch die Aussage von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl, der von „silvester-typischen Einsätzen“ gesprochen hatte.
Die Gewerkschaft der Polizei Berlin verlangt als Reaktion auf die Angriffe, mit einem weitgehenden Böllerverbot Ernst zu machen. „Wir haben deutschlandweit gesehen, dass Pyrotechnik ganz gezielt als Waffe gegen Menschen eingesetzt wird“, kritisierte GdP-Landeschef Stephan Weh. Das müsse ein Ende haben.
Viola Kockler aus dem SWR3-Team fasst die Reaktionen zusammen:

Nachrichten Reaktionen nach den Silvester-Attacken auf Rettungskräfte
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Auch am Tag zwei nach den Angriffen auf Rettungskräfte in der Silvesternacht ist die Fassungslosigkeit groß. Viola Kockler aus dem SWR3 aktuell Team fasst die Reaktionen zusammen:
Diskussion über Verbot von Böllern und Feuerwerk
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich bestürzt über die Angriffe auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht. Der Kanzler und die gesamte Bundesregierung verurteilten die gewalttätigen Übergriffe auf Einsatzkräfte und auch auf Journalisten auf das Schärfste, sagte Vizeregierungssprecherin Christine Hoffmann. Der Rechtsstaat dürfe nicht zulassen, dass Menschen, die in unseren Städten friedlich feiern, und Einsatzkräfte, die ihren Dienst tun, derartigen Übergriffen ausgesetzt sind. Einen Anlass für ein Böller-Verbot zum Jahreswechsel sieht die Bundesregierung aber nicht.
Erstes Silvester ohne Corona-Maßnahmen
Erstmals seit 2019 haben die Menschen in Deutschland wieder weitgehend ohne pandemiebedingte Einschränkungen Silvester gefeiert. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz blieb es in den meisten Fällen friedlich, allerdings gab es nach Angaben der Stuttgarter Feuerwehr 72 Brandeinsätze. Auch in Rheinland-Pfalz hat es wegen Feuerwerkskörpern an einigen Stellen gebrannt.
Hochhausbrand in Sindelfingen wohl durch Rakete
In Sindelfingen (Kreis Böblingen) hat vermutlich eine Silvesterrakete einen Brand in einem Hochhaus verursacht. Wie die Polizei mitteilte, fing dabei ein Balkon im 12. Stockwerk des Gebäudes Feuer, nachdem die Rakete wohl die Möbel entzündet hatte.
Die Nacht auf das neue Jahr 2023 Silvester in BW: Brände, Böller und verletzte Einsatzkräfte
Nach zwei Corona-Wintern haben die Menschen in Baden-Württemberg das neue Jahr mit Böllern begrüßt. Aus Sicht der Polizei "ein normales Silvester" - mit Bränden und Verletzten.
Polizei in Rheinland-Pfalz zieht positive Bilanz
In Rheinland-Pfalz verlief die Silvesternacht nach Einschätzung der Polizei überwiegend friedlich und ohne herausragende Vorkommnisse. Das teilte das rheinland-pfälzische Innenministerium am Neujahrsmorgen mit.
Feuerwerk, Brände, Neujahrsfeiern Silvester in RLP: Polizei zieht positive Bilanz
Die Menschen in Rheinland-Pfalz sind überwiegend friedlich und ausgelassen ins neue Jahr gestartet. Laut Innenministerium gab es keine größeren Vorkommnisse. Allerdings brannte es an einigen Orten.
Polizei Berlin twittert über ihre Einsätze
Aus Berlin wurden besonders viele Einsätze gemeldet – unter anderem wegen Schlägereien, Bränden und Böllerwürfen. So wurden beispielsweise beim Löschen eines brennenden Autos die Polizisten und Feuerwehrleute „massiv mit Böllern angegriffen“, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. Im Stadtteil Lichtenrade versuchten laut Polizei 60 bis 80 Menschen, ein Fahrzeug mit Feuerwerk anzuzünden. Ebenfalls in der Hauptstadt wurden die Scheiben eines Ladens „weggeböllert“. „Unsere Kolleg. kamen schnell und wurden dann sprichwörtlich unter Beschuss genommen“, twitterte die Polizei. Ein Beamter habe Verletzungen erlitten.
17-Jähriger stirbt in Leipzig
In Leipzig wurde ein 17-Jähriger beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus starb. Der junge Mann sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen, teilte die Leipziger Polizei mit. Ein Fremdverschulden sei in dem Fall bislang auszuschließen.