Ski-Superstar Mikaela Shiffrin fehlen nur noch zwei Siege, um den Allzeit-Rekord der schwedischen Alpin-Legende Ingemar Stenmark zu brechen. Doch nachdem die 27-jährige Amerikanerin am Mittwoch den zweiten Riesenslalom gewann und erstmal ihren 84. Weltcupsieg feierte, kam es im Interview danach zu einem Übersetzungsfehler.
Im englischen Original sagt Shiffrin: „I'm kind of in an unfortunate time of my monthly cycle“. Der Simultan-Dolmetscher des Österreichischen Rundfunks (ORF) zitiert sie mit den Worten: „Es ist sehr anstrengend. Ich komme nicht einmal zum Radfahren, was ich jeden Monat mache.“ Dabei wurde „monthly cycle“ mit „monatlichem Radfahren“ übersetzt und nicht mit „Monatszyklus“.
Hier kannst du dir den Ausschnitt im Video anschauen:
Auf deutsch übersetzt hätte Shiffrin so zitiert werden müssen:
Ich bin irgendwie in einer unglücklichen Phase meines Monatszyklus.
Zuvor wurde Shiffrin gefragt, ob sie die Energie dafür aufbringen könne, den Rekord zu brechen. Die ORF-Reporterin reagiert auf die Antwort mit großem Verständnis und sagt, das könne sie vollkommen verstehen.
Nach Übersetzungsfehler viele Reaktionen auf Twitter
Die Reaktionen auf Twitter ließen nach dem Übersetzungsfehler nicht lange auf sich warten. Von humorvollen Reaktionen bis scharfer Kritik war alles dabei.
Twitter-User @martinsadleder witzelt: „Now he has the salad.“ und bezieht sich damit auf die deutsche Redewendung „Jetzt hat er [der Dolmetscher] den Salat.“
Ein anderer User stellt sich eine lustige Unterhaltung zwischen einer menstruierenden Person und ihrem Partner vor.
„– Schatz, ich hab meine Tage.
– Okay, vergiss den Helm nicht.“
Twitter-User @HadaDad9 erinnert an die „Nasa-Männer, die damals eine Astronautin fragten, ob 100 Tampons für eine Woche Aufenthalt im All reichen.“
Menstruationszyklus im Leistungssport ein Tabu-Thema?
Der Menstruationszyklus einer Frau wird in der Öffentlichkeit oft tabuisiert. Dass eine Leistungssportlerin ihre Periode selbst thematisiert, könnte auf Grund der Live-Situation für den männlichen Dolmetscher überraschend gekommen sein. @BrixTheGood twittert, wenn es absichtlich war, sei es eine sehr frauenfeindliche Übersetzung.
Twitter-Userin @NicolaWerdenigg schreibt: „Für einen österreichischen Sportreporter ist die Möglichkeit, dass eine Athletin über ihren Zyklus öffentlich spricht, wohl auch 2023 noch undenkbar.“
Doch auch Kritik bekommt Kritik. Die Reaktion auf diesen Tweet vom österreichischen TV-Kommentator lautet: „Ich finde es nicht angebracht, reflexartig böse Absicht zu unterstellen.“ Userin @Jubuspieler vermutet, dass es ein akustisches Problem gewesen sei. Der ORF hat sich noch nicht öffentlich dazu geäußert.
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