Junge Menschen sollten eine Zeit lang bei der Bundeswehr oder im Sozialbereich arbeiten müssen, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Interview mit der Bild am Sonntag. Junge Frauen und Männer könnten zum Beispiel Senioren betreuen, sich in Behinderteneinrichtungen und Obdachlosenunterkünften einsetzen.
Was Bundespräsident Steinmeier sich bisher vorstellt, hier nochmal nachlesen!
Für die Idee des Bundespräsidenten gibt es Befürworter und Gegner – auch bei SWR3. Pro Pflichtdienst ist ARD-Hauptstadt-Korrespondent Alfred Schmit. Er sagt: „Eine Dienstpflicht hätte mehr Chancen als Risiken.“
Unser SWR3-Kollege Christopher Jähnert im ARD Hauptstadtstudio ist gegen einen Pflichtdienst. Sein Argument: „Leute zu ihrem Glück zwingen, führt in der Realität selten zum Ziel.“
Diskutiert mit uns: Wie findet ihr den Vorschlag?
Keine Zustimmung zum Pflichtdienst: „Feldversuch für junge Menschen“
Nach zwei Jahren Corona und den damit verbundenen Einschränkungen geht einigen Betroffenen der Hut hoch:
Dieser Student nennt die Idee „Rentnerpolitik“
Ist der Pflichtdienst ein „Feldversuch“?
Junge Leute sind eh „die Verlierer der Pandemie“:
Zustimmung zum Pflichtdienst: „Wertvoll“
Es gibt aber auch einige, die sich für einen Pflichtdienst aussprechen. Dieser User kann sich eine längere Pflichtzeit durchaus vorstellen:
Auch von diesem User kommt Zustimmung:
Die Bündnisgrüne Sprecherin des Kreisverband Chemnitz hat diese Meinung:
Steinmeier gegen Wiedereinführung der Wehrpflicht
Mit diesem sozialen Engagement würden Vorurteile abgebaut und der Gemeinsinn gestärkt, sagte Steinmeier. Wie lange ein solcher Dienst dauern solle, ließ er offen: „Ich habe bewusst Pflichtzeit gesagt, denn es muss kein Jahr sein. [...] Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen.“
Gleichzeitig sprach sich Steinmeier aber dagegen aus, die Wehrpflicht wieder einzuführen und riet auch davon ab, die Diskussion darüber neu anzufachen.
Familienministerin gegen Vorschlag zu Pflichtdienst
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) lehnt den Vorschlag Steinmeiers ab. Das würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten, sagte die Grünen-Politikerin zur Begründung.
Außerdem verwies sie darauf, dass die Freiwilligendienste sehr beliebt seien: „Aus freiwilligem Engagement würde Verpflichtung. Wir sollten unsere jungen Menschen, die unter der Corona-Pandemie besonders gelitten und sich trotzdem solidarisch mit den Älteren gezeigt haben, weiterhin die Freiheit zur eigenen Entscheidung lassen.“
FDP: Idee der Dienstpflicht ist für die Mottenkiste
Auch die Jungen Liberale lehnen eine neue Debatte über das Thema ab. „Einfach nein. Die Idee der Dienstpflicht gehört zurück in die Mottenkiste, aus der sie von der Union und anscheinend auch von Steinmeier alle paar Monate rausgeholt wird“, schrieb die FDP-Nachwuchsorganisation auf Twitter.
Bayerns CSU-Sozialministerin Ulrike Scharf hält eine Pflichtdienst ebenfalls für „nicht für zielführend“, sagte sie dem Münchner Merkur (Montagsausgabe) sagte. Jede und jeder solle sich freiwillig nach seinen eigenen Wünschen, Talenten und Vorstellungen einbringen können.
Unterstützung bekommt Steinmeier aus der CDU
CDU-Vorstandsmitglied Serap Güler unterstützte dagegen den Vorschlag von Steinmeier. Der Bundespräsident habe für diesen Vorschlag weite Teile der CDU an seiner Seite, schrieb Güler auf Twitter. Ein verpflichtendes Dienstjahr für junge Menschen könne „viele Vorteile haben und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen“.
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und andere Angebote
Speziell für junge Menschen gibt es das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und den Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD). Diese Angebote stehen allen bis zum Alter von 27 Jahren offen – unabhängig von Schulabschluss, Herkunft oder Einkommenslage. Außerdem gibt es den Bundesfreiwilligendienst (BFD) als Angebot für Menschen jeden Alters.