Insekten zählen klingt nach einer sehr mühseligen Angelegenheit. Sie sind klein, oft schnell und gefühlt überall – auch wenn es ihnen immer mehr an den Kragen geht, weil ihre Lebensräume bedroht sind. Trotzdem ist es ja interessant zu wissen, was und wie viel eigentlich um uns herumkrabbelt.
Das sind die Ursachen des Insektensterbens
Ein internationales Forscherteam um die Würzburger Biologen Sabine Nooten und Patrick Schultheiss hat sich jetzt dem Zählen von Ameisen verschrieben. Aber natürlich nicht Stück für Stück. Vielmehr griff die Gruppe auf schon vorhandene Daten zurück.
Schätzung: 2,5 Millionen Ameisen pro Mensch
So schätzen die Forscher, dass es weltweit rund 20 Billiarden oberirdisch lebende Ameisen gibt – das ist eine Zwei mit sechzehn Nullen! Rein rechnerisch kämen damit auf einen Menschen knapp 2,5 Millionen dieser Tierchen. Die Zahl könnte sogar noch höher liegen, denn für gewisse Regionen und Lebensräume fehle es an Daten, heißt es in der Studie, deren Ergebnisse jetzt in den Proceedings der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht wurden.
Pro Hektar bewegen Ameisen im Jahr bis zu 13 Tonnen Erdmasse. Damit haben sie großen Einfluss auf die Erhaltung des Nährstoffkreislaufs und spielen auch in der Verbreitung von Pflanzensamen eine entscheidende Rolle.

Ameisen schwerer als alle wilden Säugetiere
Damit nicht genug: Die komplette Ameisenpopulation wiegt den Wissenschaftlern zufolge mehr als alle Wildvögel und wildlebenden Säugetiere der Erde zusammen. Ihre Biomasse errechneten sie mit zwölf Megatonnen Kohlenstoff – das entspricht etwa 20 Prozent der Menschheit.
Die neuen Studien-Ergebnisse zeigen: Insgesamt gibt es fast 15.000 verschiedene Ameisen-Arten und -Unterarten. Und auch hier gilt: Wahrscheinlich sind es etliche mehr, die noch nicht entdeckt wurden. Fast zwei Drittel (61 Prozent) der oberirdisch lebenden Ameisen findet man demnach in tropischen Feuchtwäldern und tropischen Savannen. Für Deutschland seien rund 100 heimische Arten bekannt, sagt SWR-Umweltredakteurin Susanne Henn.
Biologie Wie sich Ameisen vor Epidemien schützen
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Kaum Daten zu unterirdisch lebenden Ameisen
Knapp 500 Studien mit Ameisen-Zählungen von rund 1.300 Standorten auf allen Kontinenten werteten die Forscher für die Studie aus. Das Material deckt die wichtigsten Lebensräume ab, in denen an der Oberfläche lebende Ameisen vorkommen – also Bäume, Böden und Nester. Letztere können aber auch unter der Erde liegen. Zu unterirdisch lebenden Ameisen gebe es kaum Daten, sagt Schultheiss. Man wisse nicht, wie viele es gebe.
Mehr Ameisen als angenommen
Die neuen Berechnungen zur weltweiten Anzahl der Ameisen liegt weit höher, als man bisher annahm. 1994 schätzten zwei US-amerikanische Biologen die Größe der Ameisenpopulation beispielsweise auf zwischen einer und zehn Billiarden – sie hatten allerdings die Ameisendichte in Gebieten Südenglands gemessen und dann auf die gesamte Welt hochgerechnet.