In sozialen Netzwerken, in privaten Chat-Gruppen oder auf Video-Plattformen: Cybermobbing findet viele Wege zu den Opfern. 17,3 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind einer Studie zufolge von Cybermobbing betroffen – das sind etwa zwei Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Für die neue Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing und der Techniker Krankenkasse (TK) wurden knapp 6.000 Schüler, Eltern und Lehrkräfte befragt, im Zeitraum von Februar bis November 2020.
Cybermobbing wird auch an Grundschulen immer mehr
Herausgekommen ist ein düstereres Bild als noch vor drei Jahren: Die Zahl der Betroffenen ist laut der Erhebung in dem Zeitraum um 36 Prozent gestiegen.
Am häufigsten tritt Cybermobbing demnach an Haupt- und Realschulen auf. Aber auch unter den jüngeren Kindern stiegen die Zahlen an, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „Jedes zehnte Grundschulkind hat eigene Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht.“
Corona-Pandemie: Soziale Kontakt verlagern sich ins Netz
Auch die Corona-Pandemie trägt dazu bei, dass Cybermobbing immer häufiger wird, so die Studie. Homeschooling, Fernunterricht und Kontaktbeschränkungen hätten dafür gesorgt, dass immer mehr soziale Kontakte im Netz stattfinden.
„Kinder und Jugendliche sind aktuell viel mehr im Web unterwegs, weil viele Dinge digital laufen“, erklärt Schüler Lukas Pohland, der vor Jahren ein Sorgen-Telefon für Opfer von Cybermobbing ins Leben gerufen hat.
Pohland: Jeder mit Smartphon kann Cybermobbing-Opfer werden
Cybermobbing treffe Mädchen und Jungen gleich, das typische Mobbing-Opfer gebe es nicht. Dazu käme, dass Cybermobbing von außen nur schwer zu erkennen sei, erklärt Pohland. Jeder Schüler, der ein Smartphone besitze, könne ein Betroffener sein oder werden. Und weil das Smartphone immer in irgendeiner Tasche stecke, trage man den Täter quasi mit sich herum.
96 Prozent der befragten Eltern sind sich der Studie zufolge der Gefahr durch Attacken im virtuellen Raum bewusst und sehen eine „gefährliche Problemlage“. Auch viele Lehrer stehen unter Druck: Sechs von zehn sehen eine größer werdende berufliche Belastung durch das Internet bei Pädagogen.