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Stefan Hoyer
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Cornelia Stenull
Cornelia Stenull (Foto: SWR3)

Bei Kindern und Jugendlichen ist Tiktok gerade die angesagteste App überhaupt. Dabei ist ihr Ruf eher schlecht – auch wegen Datenschutz. Eine gezielte Taktik soll das ändern.

Die Video-Plattform Tiktok macht gerade ziemlich auffällig auf verantwortungsbewusst: Tiktok hat angekündigt, künftig die Zeit zu begrenzen, wie lange Kinder die App nutzen dürfen – um gegen Internetsucht bei Kindern und Jugendlichen anzugehen. Auffällig ist dieser Schritt aber vor allem deshalb, weil Tiktok gerade wegen einer anderen Sache heftig in der Kritik steht: Es geht mal wieder um Sicherheitsbedenken gegen das chinesische Unternehmen.

Tiktok und seine neue Taktik

125 Millionen Menschen nutzen Tiktok allein in Europa – weltweit sind es rund eine Milliarde und alle zusammen sind vor allem eines: jung. Theoretisch müssen die Nutzerinnen und Nutzer mindestens 13 Jahre alt sein, um einen Account zu haben. Die Praxis sehe aber ganz anders aus, sagt Jasmin Riedl – sie ist Politikwissenschaftlerin an der Bundeswehr-Uni in München und Social-Media-Expertin:

Im Alter zwischen sechs und neun Jahren nutzen über 20 Prozent der Kinder einmal oder mehrmals pro Woche Tiktok. Bei den ganz jungen Kindern ist Tiktok ganz hoch im Kurs, höher als zum Beispiel Instagram.

Dass Tiktok jetzt die Nutzungszeit für Minderjährige begrenzen will, hält Jasmin Riedl für Taktik. Denn das Unternehmen habe zwei große Baustellen, nämlich Sicherheit und Datenschutz, außerdem Kinder- und Jugendschutz, so die Social-Media-Expertin.

Tiktok steht politisch unter Druck

Der Social-Media-Experte und Journalist Simon Hurtz sieht in den neuen Jugendschutz-Vorgaben den Versuch von Tiktok, positiv in die Schlagzeilen zu kommen.

 

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Nachrichten Simon Hurtz: Tiktok steht politisch unter Druck und reagiert

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Während das Unternehmen politisch unter Druck gerät, versucht Tiktok positiv in die Schlagzeilen zu kommen, sagt Social Media-Experte und Journalist Simon Hurtz.

Dass Tiktok seine Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich ausspioniert und Daten nach China liefert, dafür gebe es bislang keine eindeutigen Beweise, sagt Simon Hurtz. Bislang existierten nur Hinweise und Recherchen, dass es so sein könnte, so der Journalist.

 

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Nachrichten Keine glasklaren Belege, dass Nutzerdaten von Tiktok nach China fließen

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Es gebe zwar Vermutungen und Berichte, dass Tiktok Nutzerdaten weitergibt. Es gebe bisher aber keine glasklaren Belege, dass Tiktok diese Daten im großen Stil nach China weitergibt, erklärt Social Media-Experte Simon Hurtz.

Westliche Staaten haben Bedenken wegen Tiktok

Für die Politikwissenschaftlerin und Social-Media-Expertin Jasmin Riedl ist es jetzt aber trotzdem Zeit zu handeln. Denn, wenn internationale Organisationen und westliche Staaten Bedenken haben, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tiktok auf den Diensthandys nutzen, dann könne man dem auch als Privatperson Glauben schenken, argumentiert die Politikwissenschaftlerin.

Der Punkt ist einfach, dass die Server und Infrastruktur von Tiktok nicht auf europäischem Boden stehen und damit auch dem Zugriff des europäischen Rechts entzogen sind.

Plattform Tiktok nicht auf Verdacht verbieten

Die Plattform aber auf Verdacht komplett zu verbieten, wie das gerade in den USA einige fordern, das hält Social-Media-Experte Simon Hurtz im Moment für den falschen Schritt. Da müssten seiner Meinung nach schon klare Beweise her, denn sonst wäre dieser Einschnitt zu krass, weil:

Tiktok macht letztlich nichts anderes als sehr viele andere Apps wie Facebook, Instagram et cetera. Ich sehe schon einen Grund für Diskussionen, aber momentan ist mir die Debatte zu hitzig und zu einseitig.

 

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