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Franziska Thees
Franziska Thees (Foto: SWR3)

Ein Schüler hat am Mittwoch in einer Belgrader Schule auf Mitschüler und Personal geschossen und dabei neun Menschen getötet.

In der Schule im Stadtteil Vracar im Zentrum der serbischen Hauptstadt Belgrad fielen am Mittwochmorgen um 08:40 Uhr die ersten Schüsse. Die Polizei habe sofort alle verfügbaren Polizeistreifen in die Schule geschickt, erklärte das serbische Innenministerium. Der mutmaßliche Täter sei ein 13-jähriger Schüler der siebten Klasse, er sei auf dem Schulhof angetroffen und festgenommen worden.

A 14-year-old boy shot dead eight fellow pupils and a security guard and wounded his teacher and six other students when he opened fire in his Belgrade classroom, Serbia's interior ministry said. Police said a seventh-grade student had been arrested https://t.co/wRBRQoVryK pic.twitter.com/KCyEBjJex6

Todesschütze hatte Waffen und Molotowcocktails

Er trug zwei Waffen seines Vaters und vier Molotowcocktails bei sich. Nach Angaben des leitenden Polizeibeamten Veselin Milic tötete der Schütze zunächst das Mitglied des Wachpersonals und dann drei Schüler in einem Flur. Anschließend betrat er einen Geschichtsunterrichtsraum und eröffnete erneut das Feuer.

Das Zimmer hatte er offenbar deshalb ausgewählt, weil er sich in der Nähe des Eingangs befand, sagte Milic. Der Angreifer rief nach dem Angriff selbst die Polizei.

Die Polizei machte keine Angaben zum Motiv und zum Hintergrund des Jugendlichen. Sie arbeite mit Hochdruck daran, „alle Fakten und Umstände aufzuklären, die zu dieser Tragödie geführt haben“, so das Innenministerium.

Belgrader Täter hatte Todesliste vorbereitet

Die Tat habe er offenbar einen Monat lang vorbereitet und im Vorfeld eine Todesliste erstellt. Die Polizei zeigte Reportern eine Skizze von Klassenzimmern, die angeblich von dem Schüler stammt. Milic sagte, der Schütze habe eine Liste mit Namen von Kindern angefertigt, die er bei dem Angriff „liquidieren“ wollte.

Innenminister Bratislav Gasic sagte, die benutzten Waffen seien zugelassen und würden normalerweise in einem Tresor aufbewahrt. Der Schüler, der auf Schießständen trainiert habe, kenne aber offenbar den Code. Der Vater des Jungen wurde ebenfalls verhaftet.

Nach Schüssen in Schule in Belgrad: Jugendliche sitzen an einem Baum und umarmen sich (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Darko Vojinovic)

Nachrichten Schüsse an Schule in Belgrad: Neun Tote

Dauer

Serbiens Hauptstadt steht unter Schock: Eine Schießerei an einer Schule hat es hier noch nie gegeben. Um kurz vor neun Uhr am Morgen eröffnete ein 14-Jähriger an seiner Schule im Zentrum Belgrads das Feuer auf Mitschüler, Lehrer, Wachpersonal. Neun Menschen sind tot: acht Kinder und einen Wachmann. Sieben weitere Menschen sind verletzt und werden in Krankenhäusern versorgt, teilte das serbische Innenministerium mit.
Der mutmaßliche Täter wurde unmittelbar nach der Tat festgenommen. Über seine Motive ist bisher nichts bekannt. Er soll die Tat aber von langer Hand geplant haben: Laut Polizei hatte er im Vorfeld eine Todesliste erstellt. Geschossen hatte der Junge mit einer Pistole seines Vaters. Der hat einen Waffenschein und soll laut Innenminister öfter mit seinem Sohn auf Schießständen gewesen sein.
Die serbische Regierung hat von Freitag bis Sonntag eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Der Nachmittagsunterricht an den Schulen fällt heute aus. Morgen soll der Unterricht landesweit mit einer Schweigeminute beginnen.

Sechs weitere Schüler sowie ein Lehrer seien verletzt worden. Eine Schülerin schwebe in Lebensgefahr, berichtete das Medienportal n1info.rs.

Milan Nedeljkovic von der Bezirksverwaltung in Vracar sagte, der Wachmann der Schule habe sich dem Schützen in den Weg gestellt und damit wahrscheinlich weitere Opfer verhindert. Der Wachmann „wollte die Tragödie verhindern und er war das erste Opfer“, sagte Nedeljkovic vor Journalisten vor dem Schulgebäude.

Eine Schülerin beschrieb den Schützen als einen „ruhigen Typen“, der gute Noten gehabt habe. Er sei eher verschlossen gewesen. Sie habe nicht damit gerechnet, „dass so etwas passiert“.

Nach Schüssen in Schule in Belgrad: Polizei und Rettungskräfte sperren Straße ab (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Darko Vojinovic)

Nach den tödlichen Schüssen hat die serbische Regierung eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Dies gab Bildungsminister Branko Ruzic am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in der serbischen Hauptstadt bekannt.

Derartige Taten sind in Serbien und in der gesamten Balkanregion äußerst selten. In den vergangenen Jahren wurde keine einzige Schießerei an Schulen gemeldet.

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