Die neuen Regenfälle machen den Menschen Angst: Die Niederschläge dürften zwar „nicht vergleichbar“ sein mit denen Anfang der Woche, sagte Irene Priolo, Vizepräsidentin der Region Emilia-Romagna, im italienischen Fernsehen. Der Regen könne aber vor allem zu weiteren Erdrutschen führen. Von einem „epochalen Unglück“ spricht Massimo Isola, Bürgermeister der Stadt Faenza. Kurz zuvor war in seiner Gemeinde der Leichnam eines älteren Mannes gefunden worden, Medienberichten zufolge im Schlamm vor seinem Haus. Der Mann ist der 14. Tote nach den schweren Unwettern in Norditalien.
Viele Hundert Einsatzkräfte von Feuerwehr, Zivilschutz, Militär und anderen Organisationen sowie unzählige freiwillige Helfer aus allen Teilen Italiens sind in der Emilia-Romagna seit Tagen im Einsatz.

Was die Menschen zusammenhält, ist die enorme Solidarität – Fotos wie diese findet man viele im Netz:
Mittlerweile sind fast 100 Gemeinden betroffen. „Das Gebiet ist bombardiert“, sagte Priolo am Samstag vor Journalisten. Die Schäden durch das Unwetter und Erdrutsche beliefen sich auf einige Milliarden Euro. An manchen Orten müsse man das „Straßennetz komplett neu aufbauen“.
Videos wie diese gehen unter die Haut und machen einem klar: Die vielen Helfer in Italien sind Helden:
Helfer in Ravenna: Dieses Video der Evakuierungen geht ans Herz
Vor allem rund um die Stadt Ravenna spitzte sich die Lage am Freitag wieder zu. Nachdem es wieder angefangen hatte zu regnen, traten erneut Flüsse über die Ufer. Wasser strömte über eine Schnellstraße hinweg direkt in Richtung Stadtzentrum. Viele Einwohner der Stadt nahe der Adria wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen, Polizisten gingen von Tür zu Tür. Mehr als 20.000 Leuten wurden laut Medien allein in Ravenna evakuiert. Bei all den schlimmen Details der Katastrophe gibt es aber eben auch immer wieder Bilder und Videos, die einen zum lächeln bringen und berühren:
Mindestens 14 Tote nach Überschwemmungen rund um Imola, Forli, Cesena und Ravenna
Seit Dienstag retten die Einsatzkräfte Menschen, die in ihren Wohnungen vom Wasser eingeschlossen waren oder holten gestrandete Autofahrer aus ihren Fahrzeugen. In der Stadt Cesena konnten die Einsatzkräfte dutzende Menschen von den Dächern ihrer Häuser retten.
Das Ausmaß der Verwüstung gleiche dem eines Erdbebens, sagte der Präsident der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini. Das Unwetter hat zwischen Forlì und Rimini auch Ackerflächen schwer getroffen. Laut der italienischen Agrarvereinigung Coldiretti hätten die Überschwemmungen „wertvolle landwirtschaftliche Flächen verwüstet“ mit „unkalkulierbaren Schäden für die Landwirtschaft“. Das Überleben von Betrieben und den von ihnen abhängigen Arbeitnehmern sei in Gefahr.
Adriaküste kommt „glimpflich davon“
Während die Gegenden rund um Imola, Forli, Cesena und Ravenna schwer getroffen werden, kamen die vor allem bei Touristen beliebten Orte an der Adriaküste wie etwa Rimini verhältnismäßig glimpflich davon. Das berichtete Tourismus-Ministerin Daniela Santanchè am Freitag:
Die einzig positive Nachricht, wenn man bei dieser Tragödie überhaupt von positiv sprechen kann, ist, dass Hotels und die Küstenstreifen weniger stark beschädigt wurden als die Gegenden im Landesinneren.