Fünf Monate nach dem Fund der Leiche der 14-jährigen Ayleen aus Baden-Württemberg hat die Staatsanwaltschaft im hessischen Gießen Anklage gegen einen 30-Jährigen erhoben. Dem aus Hessen stammenden Mann werde vorgeworfen, die Schülerin ermordet zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Im September hatte der Verdächtige die Tötung des Mädchens gestanden (mehr dazu hier).

Mord-Anklage im Fall Ayleen
- Dauer
Die Staatsanwaltschaft Gießen hat Anklage gegen einen 30 Jahre alten Mann aus Hessen erhoben. Der Mann wird beschuldigt, im letzten Sommer die damals 14-jährige Ayleen aus Gottenheim am Kaiserstuhl ermordet zu haben.
Ermittler fanden Ayleen nach einer Woche – weit weg von Gottenheim
Ayleen war am 21. Juli in Gottenheim im baden-württembergischen Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald verschwunden und gut eine Woche später rund 300 Kilometer entfernt tot in einem See im hessischen Wetteraukreis gefunden worden. Noch am selben Tag nahmen Spezialkräfte der Polizei den damals 29-jährigen vorbestraften Verdächtigen in Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main fest.

Die Ermittlungen seien nunmehr abgeschlossen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Sie wirft dem Mann vor, Ayleen mit seinem Auto von Gottenheim in ein Waldstück bei Langgöns-Cleeberg in Hessen gefahren zu haben. Dort habe er sie getötet. Die Anklage geht davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war. Danach soll er die Leiche zum Teufelsee gebracht haben.
Das sind die Anklagepunkte:
Die Vorwürfe der Ankläger: versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge, Entziehung Minderjähriger, Nötigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Sichverschaffen kinderpornografischer Inhalte. Gekannt haben sich die beiden aus dem Internet – mehr dazu weiter unten.
Sollte er verurteilt werden, drohe ihm neben einer lebenslangen Haftstrafe auch die Anordnung der Sicherungsverwahrung, erklärte die Behörde. Über die Zulassung der Anklage entscheidet nun das Gießener Landgericht.
Was bisher bekannt war:
Geständnis Anfang September
Am 6. September, rund fünf Wochen nach seiner Festnahme, hatte der Mann ein Geständnis abgelegt – nach einer mehrstündigen Vernehmung, wie Polizei und Staatsanwaltschaft damals in Gießen mitteilten. Er hatte die Ermittler außerdem zu Kleidungsstücken des Opfers geführt, die er an einem Feldweg im Landkreis Gießen abgelegt habe.
Der Mann gestand, dass er Ayleen in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 2022 umgebracht und ihre Leiche dann im Teufelsee bei Echzell versenkt hat.
Ayleen war am 21. Juli in Gottenheim verschwunden. Gut eine Woche später war ihre Leiche rund 300 Kilometer entfernt in dem See gefunden worden.
Was hat der Täter der Polizei gestanden?
Weitere Details zum Geständnis hat SWR3-Reporter Arne Bartram:

Nachrichten Wie kam es jetzt zu dem Geständnis des Tatverdächtigen?
- Dauer
Wie kam es jetzt zu dem Geständnis des Tatverdächtigen?

Nachrichten Wie umfangreich war denn das Geständnis? Hat der Tatverdächtige weitere Details genannt?
- Dauer
Wie umfangreich war denn das Geständnis? Hat der Tatverdächtige weitere Details genannt?

Nachrichten Gibt es auch neue Erkenntnisse zum Tatmotiv?
- Dauer
Gibt es auch neue Erkenntnisse zum Tatmotiv?
Wohnung bei Wetzlar durchsucht
Kurz nach der Tat hatte die Polizei sich auf eine Person in Hessen konkretisiert. In einer Wohnung in der Nähe des hessischen Wetzlar seien dann persönliche Gegenstände von Ayleen gefunden worden. Welche genau das waren, will die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgeben.
Der Verdächtige habe gegenüber Beamten zuerst bestritten, etwas mit der Tat zu tun zu haben, sagte die leitende Oberstaatsanwältin Franziska Scheuble. Vor dem Richter habe er dann Gebrauch von seinem Schweigerecht gemacht.

Nachrichten Ermittelnde Staatsanwältin Franziska Scheuble zu Tatvorwürfen
- Dauer
Ermittelnde Staatsanwältin Franziska Scheuble zu Tatvorwürfen
Spurensuche im Internet
Ayleen und der Verdächtige hätten sich über das Internet gekannt. Konkret nannte Arno Englen, leitender Kriminaldirektor bei der Kriminalpolizeidirektion Freiburg „große soziale Netzwerke“ und das Online-Spiel Fortnite. Man habe über zehn Millionen Spurenfragmente aus der digitalen Welt.
Die vielen sozialen Netzwerke und Messenger sowie die „irreführenden Personalien der User“ beschäftigten die Polizei. Nach jetzigem Stand hätten Ayleen und der mutmaßliche Täter mehrere Wochen Kontakt gehabt.
Wie können Eltern einen vertrauensvollen Blick auf die Tätigkeiten ihrer Kinder im Netz haben? Antworten von Expertin Nora Imlau in den Topthemen am Mittag mit Anno Wilhelm:

Highlights anhören Wie Eltern ihre Kinder vertrauensvoll kontrollieren können
- Dauer
Der Fall Ayleen erschüttert viele Menschen. Die 14-Jährige aus der Nähe von Freiburg ist gewaltsam getötet worden, ein 29-jähriger Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft.
Über das Netzspiel Fortnite hatten sich die beiden offenbar kennengelernt. Wie können Eltern einen vertrauensvollen Blick haben auf die Tätigkeiten ihrer Kinder im Netz?
Antworten von Expertin Nora Imlau.
Was ist mit Ayleen passiert?
Das Mädchen aus Gottenheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) war am 21. Juli verschwunden. Sie hatte gegen 18 Uhr das Haus ihrer Eltern verlassen. Seitdem fehlte jede Spur von ihr. Berichte von Zeugen, nach denen Ayleen am Freiburger Hauptbahnhof gesehen wurde, erwiesen sich laut Polizei als Irrtum.
Ayleen sei in einem Fahrzeug von Gottenheim nach Hessen gebracht worden, sagte Dieter Inhofer von der Staatsanwaltschaft Freiburg. Die Fahrt habe zum Teufelsee in der Nähe von Bad Nauheim geführt. Dort habe es einen längeren Aufenthalt in der Nacht zum 22. Juli gegeben.

Leiche im Teufelsee gefunden
Am 29. Juli wurde durch einen Polizeihubschrauber eine weibliche Leiche im See treibend gefunden, die bereits mehrere Tage darin gewesen sein muss. Laut Thomas Hauburger von der Staatsanwaltschaft Gießen handelt es sich um einen kleinen See, der nicht zum Baden geeignet und von außen kaum einsehbar und anfahrbar ist.
Per Zahn- und DNA-Abgleich konnte am Abend des 30. Juli festgestellt werden: Der Leichnam gehört zur vermissten Ayleen aus Gottenheim. Ihr Fundort am Teufelsee ist etwa 300 Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt.
Wegen Sexualdelikts: Tatverdächtiger war in psychiatrischer Behandlung
Der Beschuldigte war von 2007 bis 2017 in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Er hatte damals eine 11-Jährige von hinten angegriffen und wurde deshalb wegen versuchten sexuellen Missbrauchs, gefährlicher Körperverletzung und versuchter Vergewaltigung verurteilt. Nachdem er aus dem Maßregelvollzug entlassen worden war, stand er noch fünf Jahre unter Führungsaufsicht. Diese wurde auf richterliche Anordnung hin am 25. Januar 2022 beendet.

Nachrichten Hessischer LKA-Präsident Röhrig zur Vorgeschichte des Verdächtigen
- Dauer
Hessischer LKA-Präsident Andreas Röhrig zur Vorgeschichte des Verdächtigen