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Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)

Die Temperaturen steigen in den nächsten Tagen an die 40-Grad-Grenze, Regen ist selten. Der Wald ist knochentrocken – ein Funke reicht und es brennt.

Fast jeden Tag erreichen uns furchtbare Bilder von verzweifelten Feuerwehrleuten, die versuchen, riesige Waldbrände in den Griff zu bekommen. Egal ob Griechenland, Spanien oder Kalifornien: Überall brennen immer wieder riesige Waldgebiete. Das könnte uns in Deutschland auch bald wieder bevorstehen. In zwei Wellen kommt die Hitze aus Spanien und Frankreich zu uns: Mitte der Woche und dann vor allem ab dem Wochenende stehen uns Temperaturen von bis zu 40 Grad bevor.

Damit steigt auch das Risiko von Waldbränden, in einigen Gegenden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gilt die höchste Warnstufe. Dabei könnte es so einfach sein, die Feuer zu verhindern. „Die meisten Waldbrände werden durch Fahrlässigkeit ausgelöst“, sagte Tom Müller von ForstBW dem SWR. Brandursache Nummer 1 sind weggeworfene Zigarettenkippen – auch bei uns in Deutschland. So sieht das auch Müllers Kollege aus Rheinland-Pfalz.

Es brennt immer da, wo Menschen sind.

Höchste Waldbrandgefahr entlang des Rheins

Die höchste Gefahr für Waldbrände in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz herrscht in der Rheinebene. Auf der baden-württembergischen Seite ist der Waldbrandgefahrenindex in den kommenden Tagen (Stand: 12.7.2022) in Waghäusel-Kirrlach am höchsten – dem oft heißesten Ort in Deutschland im nördlichen Landkreis Karlsruhe. „Die Rheinebene ist generell hoch gefährdet, vor allem zwischen Karlsruhe und Heidelberg“, sagte Waldexperte Müller.

Auch in Rheinland-Pfalz ist die Waldbrandgefahr hoch, weil zum Beispiel viele Kiefern absterben und austrocknen. In den höheren Lagen, zum Beispiel auf dem Erbeskopf oder im Hunsrück ist die Gefahr niedriger. Aber auch Rheinland-Pfalz hat seine Hotspots für Waldbrandgefahr: „Der Rheingraben und das Mittelrheintal, aber auch der Ostabfall des Pfälzer Waldes sind Wärmekammern“, sagte Waldexperte Tobias Stubenazy dem SWR. Hier wehen föhnartige Winde mit bis zu 30 Kilometer in der Stunde durch. „Die sind sehr austrocknend.

Im Wald herrscht Rauchverbot

Was viele nicht wissen: In Baden-Württemberg gilt vom 1. März bis 31. Oktober ein generelles Rauchverbot im Wald, in Rheinland-Pfalz sogar ganzjährig. Das bedeutet: Wer im Wald spazieren geht oder im Auto durch einen Wald fährt, darf nicht rauchen. Auch im Auto nicht.

Generell gilt: Im Wald nichts aus dem Auto werfen. Man fährt auch auf einer Landstraße durch den Wald, das sollte man sich immer wieder klarmachen. Wenn man die Zigarette dann aus dem Fenster wirft, wirkt der Fahrtwind wie ein Brandbeschleuniger.

Erst vor wenigen Wochen gab es in Brandenburg einen riesigen Waldbrand. Die Feuerwehr brauchte mehrere Tage, das Feuer in den Griff zu bekommen, mehrere Orte mussten evakuiert werden. Ganz so schlimm kann es bei uns in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz aber nicht brennen.

Wälder in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz weniger anfällig für Feuer

Das hat einen Grund: „Baden-Württemberg hat mehr Niederschläge, die Zusammensetzung der Wälder und Bodenvegetation ist auch anders als im Norden“, sagte der baden-württembergische Staatswald-Experte Müller. In SWR3Land gibt es deutlich mehr gemischtere Wälder mit einem höheren Anteil an Laubholz. „Diese Wälder brennen fast gar nicht.

In Rheinland-Pfalz sind 60 Prozent der Wälder „naturnaher Mischwald“, sagte Forst-Experte Stubenazy. Und das zahlt sich aus: „In den letzten 20 Jahren hatten wir im Schnitt unter 50 Waldbrände im Jahr – es sind weniger als zehn Hektar im Jahr abgebrannt.“ Auf ganz Rheinland-Pfalz mit seinen 800.000 Hektar Wald gerechnet sind das weniger als 0,001 Prozent.

Rheinland-Pfalz ist stolz auf seine Waldbrand-Prävention

Das liegt vielleicht auch daran, dass Rheinland-Pfalz immer wieder viel Energie in Präventionsmaßnahmen steckt. Bestes Beispiel ist der Lennebergwald bei Mainz. Die rheinland-pfälzische Forstverwaltung macht dort zusammen mit den Feuerwehren Mainz, Budenheim und Ingelheim Kontrollgänge. Dazu gibt es auch regelmäßige Besprechungen. Auch die Zusammenarbeit mit Zeitungen, Radio, Onlinemedien und Fernsehen ist der Forstverwaltung wichtig. Und das zahlt sich offenbar aus: „Wir hatten im Lennebergwald zwischen 2017 und 2022 keinen einzigen Waldbrand – hier hat die Prävention vorbildlich funktioniert“, sagte Forstexperte Stubenazy.

Der Lennebergwald ist allerdings auch ein gutes Beispiel dafür, wie brandgefährlich Trockenheit und Stürme für die Forstflächen sind. Im Frühjahr ließen die Landesforsten Rheinland-Pfalz eine Drohne über den Wald fliegen. Die dokumentierte, wie trocken die Graslandschaft dort ist – und wie viel totes Holz dort liegt. Hier genügt schon ein Funke und das ganze Gelände könnte doch noch in Flammen aufgehen.

Vielleicht die wichtigste Art der Brandvorbeugung sind die Info- und Warntafeln, die die Forstverwaltung in ganz Rheinland-Pfalz aufgestellt hat: „Das sind mittlerweile mehr als 1.000 im ganzen Land“, freut sich Forstexperte Stubenazy. Auf denen steht, wie sich die Menschen im Wald richtig verhalten – und was sie auf keinen Fall tun sollten.

Feuerwehrleute und Mitarbeiter der Forstverwaltung bei einem gemeinsamen Termin (Foto: SWR, Landesforsten Rheinland-Pfalz)
Die Landesforsten Rheinland-Pfalz und die Feuerwehren bei Mainz arbeiten eng zusammen, um Waldbrände zu verhindern. Bild in Detailansicht öffnen
Mit Info- und Warntafeln sollen die Spaziergänger in Rheinland-Pfalz für die Gefahren von Feuer in der Natur sensibilisiert werden. Bild in Detailansicht öffnen
Was aussieht wie die Kalahari in Afrika, ist in Wirklichkeit der Lennebergwald bei Mainz. Bild in Detailansicht öffnen
Durch Stürme umgeknickt Bäume trocknen aus und bei Trockenheit können sie schnell Feuer fangen. Bild in Detailansicht öffnen
Der Lennebergwald liegt westlich von Mainz. Während der Sommermonate würde ein Waldbrand durch den ungünstig wehenden Wind Mainz und Wiesbaden bedrohen. Bild in Detailansicht öffnen
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