Die Staatsanwaltschaft ist der Ansicht, dass sie in den Chats ein bestimmtes Muster erkannt hat: Menschen hätten bei dem angeklagten Mediziner Betäubungsmittel bestellen können – ganz einfach, ohne Rezept. Denn Ärzte dürfen zwar zum Beispiel Cannabis verschreiben, aber dafür muss es medizinische Gründe geben wie beispielsweise krasse Schmerzen.
Die Tagesschau zeigt das Beispiel eines Mannes, dem Drogen auf Rezept geholfen haben:
Gras, ganz einfach per WhatsApp?
Der Arzt aus Weinheim im Norden von BW habe aber gegen die Regeln verstoßen: Denn solche medizinische Gründe habe es in diesen vor Gericht gebrachten Fällen nicht gegeben, so die Ermittler. Auch dafür notwendige Untersuchungen der Patienten seien nicht erfolgt. Außerdem hätten Patienten bei ihren Chats über Whatsapp auch teils selbst auswählen dürfen, welche Betäubungsmittel sie wollten.
Cannabis sei nur nach Gespräch verkauft worden
Der Arzt selbst bestreitet alle Vorwürfe und stellt die Sache ganz anders dar: Er kenne die Patienten schon lange. Und bevor er ihnen Cannabis verschrieb, habe er persönlich mit ihnen darüber gesprochen – so wie Ärzte eben Patienten betreuen, bevor sie ihnen etwas verschreiben. Einige jüngere Patienten hätten zwar versucht, über WhatsApp entsprechende Mengen Cannabis zu bestellen, das habe er aber nie ohne persönliche Prüfung verschrieben.
Der Prozess findet mitten in der Debatte über eine Legalisierung von Cannabis statt:
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Arzt spricht von Interesse an Drogen
Außerdem weist der Verdächtige aus Weinheim den Vorwurf zurück, er habe Kokain konsumiert. Ein Ermittler sagte aber vor Gericht aus, eine Haarprobe des Arztes habe mehrere Drogen nachgewiesen, auch Kokain. Auf der Liste der Anklagepunkte steht außerdem, dass der Mann eine andere Droge aus südamerikanischen Lianen nach Deutschland liefern ließ. Das habe er aber nur aus persönlichem und fachlichem Interesse im Internet bestellt, erklärte der Mediziner dazu.
Auch Fake-Atteste für Corona ausgestellt?
Außerdem soll er falsche Atteste ausgestellt haben, die von der Maskenpflicht befreiten, werfen ihm die Ermittler vor. Der Staatsanwalt sagte, angesichts der Vorwürfe sei es aus seiner Sicht denkbar, dass gegen den Mediziner ein Berufsverbot verhängt wird. Auch eine Geldstrafe kommt in Frage oder bis hin zu maximal fünf Jahren Gefängnis.
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