Rund fünf Wochen ist es her, als vier Männer aus einer geschlossen Station des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg (Baden-Württemberg) ausgebrochen sind. Wie die Polizei mitteilte, wurde der letzte der vier in Mulhouse im Elsass gefasst.
Die Festnahme des 24-jährigen Mannes sei durch eine „gute internationale justizielle und polizeiliche Zusammenarbeit“ gelungen, so die Polizei. Unklar ist noch, wo sich der vierte Mann die ganze Zeit versteckt hatte.
Zwei Ausbrecher aus Weinsberger Psychiatrie in Barcelona geschnappt
Auch bei der Festnahme der beiden anderen war internationale Polizeiarbeit ausschlaggebend. Sie wurden schließlich in Barcelona geschnappt. Verdeckte Ermittler hatten die 28 und 36 Jahre alten Männer durch mehrere europäische Länder verfolgt und schließlich in der spanischen Metropole gestellt.
Die teils als gefährlich geltenden Männer waren am 22. September aus einer geschlossenen Station der Psychiatrie in Weinsberg geflüchtet. Sie sollen in einem der oberen Stockwerke der Klinik ein Fenster hinausgedrückt und sich danach abgeseilt haben. Ein 37-Jähriger war schon einen Tag später in Mannheim festgenommen worden.
Weiterer Mann aus Weinsberger Psychiatrie ausgebrochen
Kurz nach dem Quartett war ein weiterer Mann aus der Psychiatrie Weinsberg ausgebrochen. Der 40-Jährige, der noch flüchtig ist, war allerdings auf der offenen Station. Laut Informationen der Polizei haben die beiden Ausbruchsfälle keinen Zusammenhang.
Patienten flüchten immer wieder aus Psychiatrien. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums 47 solcher Fälle bei 1.252 Patienten landesweit. In Weinsberg habe es aber seit 2005 keinen Ausbruch mehr aus dem gesicherten Bereich gegeben.
Weissenhof-Klinikum in Weinsberg behandelt psychisch kranke Menschen
Im Gegensatz zu dem 40-Jährigen im offenen Vollzug saßen die vier anderen Ausbrecher im Maßregelvollzug. Dort werden psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter untergebracht. Ziel ist der Schutz der Bevölkerung und eine Therapie der Patienten.
Der Ausbruch der vier Männer aus dem Maßregelvollzug hatte auch politische Diskussionen ausgelöst. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) forderte eine Reform des Strafrechts. Es gebe eine hohe Zahl von zu Unrecht in die Psychiatrie eingewiesenen Straftätern, die mit vermeintlicher Suchtproblematik in den Maßregelvollzug kämen. Er kritisierte, dass der entsprechende Paragraf im Strafgesetzbuch zu unscharf gefasst sei.