Wir schreiben das Jahr 79 nach Christus, vermutlich irgendwann zwischen August und November. Der Vulkan Vesuv am Golf von Neapel bricht plötzlich aus. Große Mengen von Asche, Lava und Gasen werden förmlich in die Atmosphäre geschossen. Ganze Dörfer werden von Staub und Asche überschüttet. Pompeji ist das bekannteste unter ihnen.
Herculaneum war deutlich kleiner als Pompeji
Der Ort, der hier spannend wird, ist Herculaneum. Deutlich kleiner als Pompeji wurde das Örtchen aber genauso verschüttet. Darunter auch die Bibliothek einer pompösen Villa. Die Papyri oder Schriftrollen aus dieser Bibliothek sind durch die Asche und Lava weitgehend konserviert worden. Aber sie bereiten den Forschern trotzdem Kopfzerbrechen.
Denn die Schriftrollen sind nicht leicht zu lesen. Genau gesagt, sie sind extrem fragil, weil die zusammengerollten Papiere verkohlt sind. Einfach aufrollen und lesen ist also nicht. Deshalb starten Forscher jetzt einen weltweiten Wettbewerb, um die verkohlten Papyri zu lesen.
Forscher haben es gefunden: Was glaubst du, was das ist?
Mit Hilfe von KI lassen sich Teile der Papierrollen entziffern
Wissenschaftler um Professor Brent Seales, Informatiker an der Universität von Kentucky, waren in der Lage, die Tinte auf der Oberfläche und im Innern einiger Rollen zu lesen. Dafür entwickelten sie einen maschinellen Lernalgorithmus, der Unterschiede in der Papyrusstruktur erkennen kann, die von 3D-Röntgenbildern erfasst werden. Die Forscher konnten aber nicht die ganze Geschichte der Rolle lesen.
„Wir haben gezeigt, wie man die Tinte von Herculaneum lesen kann. Das gibt uns die Möglichkeit, 50, 70 vielleicht 80 Prozent der gesammten Sammlung zu enthüllen“, so Seales gegenüber The Guardian. Das Ganze nennt sich „Vesuvius Challenge“ und dafür sucht er nun nach Forschern, die fähig sind, die künstliche Intelligenz zu verbessern, um die Entschlüsselung der einzigen intakten Bibliothek aus der Antike zu beschleunigen.
Wir haben das Boot gebaut. Jetzt wollen wir, dass jeder einsteigt und mit uns segelt.
Die teilnehmenden Teams konkurrieren um einen Hauptpreis in Höhe von 250.000 US-Dollar. Der Preis wird demjenigen verliehen, der als erstes vier Textpassagen aus den inneren Schichten der Schriftrollen lesen kann. Dafür haben die Forscher bis Ende 2023 Zeit.
Gehörte die verschüttete Bibliothek dem Schwiegervater von Julius Caesar?
Die beiden ungeöffneten Schriftrollen, die für den Wettbewerb genutzt werden, sind zwei von Hunderten, die in den 1750er-Jahren bei Ausgrabungen entdeckt wurden. Man nimmt an, dass das riesige Gebäude, in dem sich die Schriften befanden, einst einem wohlhabenden römischen Staatsmann gehörte. Möglicherweise handelt es sich dabei um Lucius Calpurnius Piso Caesoninus, dem Schwiegervater von Julias Caesar.
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