STAND
AUTOR/IN
Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)

Gerade wird noch der Kampf gegen Elon Musks auffällige Starlink-Ketten am Nachthimmel ausgefochten, da kommt jemand auf die Idee, da oben mit Satelliten Werbung zu machen.

Schau mal nach oben, wie schön, die Sternbilder: Großer Wagen, Orion, Cassiopeia...und das Logo eines Autoherstellers. Moooment!

Werbung mit Satelliten wird bezahlbar

Was klingt wie aus einem futuristischen Film, könnte uns tatsächlich bald drohen. Mit ein paar Dutzend Satelliten ließen sich Markenlogos oder Schriftzüge in mehrfacher Mondgröße an den Nachthimmel bringen. Da sie die Sonne reflektieren, sind sie von der Erde aus sichtbar. Wie viele Menschen man so mit seiner Firma erreichen könnte...

Ganz billig ist das natürlich nicht. All die Satelliten müssten erst einmal mit Raketen in den Orbit geschossen werden – und das kostet. Bisher war Weltraumwerbung unerschwinglich. Die Zeiten ändern sich aber. Russische Wissenschaftler haben jetzt in einer Machbarkeitsstudie festgestellt: Die Kosten sind mittlerweile so weit gesunken, dass eine solche Mission schon für 65 Millionen Dollar möglich wäre – inklusive 50 Satelliten.

Das klingt zwar erstmal nach viel Geld, ist für Werbung in diesem Umfang und mit so einer riesigen Reichweite aber vergleichsweise günstig: Ein 30-Sekunden-Spot beim Super Bowl kostet immerhin schon 6,5 Millionen Dollar. Sind wir also bald nicht mehr nur auf der Erde überall von Werbung umgeben, sondern auch von oben?

Weltraumschrott jetzt schon großes Problem

Was hochfliegt, kommt auch irgendwann wieder runter. Bei Dingen, die im Erdorbit kreisen, kann das aber sehr lange dauern oder auch gar nicht der Fall sein. Wir haben bereits ein riesiges Problem mit Weltraumschrott, also ausgedienten Satelliten, Raketenteilen und anderem Kleinkram, der irgendwann hochgeschossen wurde und seitdem da oben quasi festhängt.

Das Space Debris Office der Europäischen Weltraumagentur ESA schätzt, dass sich rund 36.500 Objekte größer als zehn Zentimeter, eine Million Objekte in der Größe von einem bis zehn Zentimeter und 330 Millionen Objekte in der Größe von einem Millimeter bis einem Zentimeter im Erdorbit befinden.

Es wird immer voller im Weltraum. Manuel Metz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigte sich deshalb in der SWR3 Morningshow auch wenig begeistert von der Idee, mit Satelliten am Himmel Werbung zu schalten:

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Nachrichten Weltraumschrott-Experte Manuel Metz in der SWR3 Morningshow

Dauer

Manuel Metz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigte sich in der SWR3 Morningshow wenig begeistert von der Idee, mit Satelliten am Himmel Werbung zu schalten.

Satelliten müssen heute schon ständig anderen Satelliten und Weltraumschrott ausweichen. „Und das wird einfach immer mehr und es wird auch immer komplizierter, diesen Verkehr im Weltraum zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass es nicht zu Kollisionen kommt“, sagt Weltraumschrott-Experte Metz.

Die ESA hat in einem Film auf das Problem des Weltraummülls aufmerksam gemacht. Nicht zuletzt gefährdet er ja auch die Crew der Internationalen Raumstation ISS und Astronauten anderer Missionen. Derzeit arbeitet die ESA deshalb an automatisierten Systemen zur Vermeidung von Kollisionen und an Methoden, wie man die Laufzeit von Satelliten erhöhen kann. Außerdem plant sie „Aufräum-Missionen“ im Orbit:

Lichtverschmutzung durch Satelliten

Nicht nur die immer größer werdende Anzahl an Objekten, die im Erdorbit kreisen und sich gegenseitig gefährlich werden, spricht gegen Werbe-Satelliten. Je mehr helle, künstliche Lichtpunkte sich da oben bewegen, desto schwieriger wird die Weltraumbeobachtung für Astronomen mit ihren empfindlichen Geräten. So könne es Aufnahmen stören oder gar unmöglich machen, wenn so helle Satelliten überfliegen, sagt Metz.

Auch deshalb wird das Satellitennetzwerk Starlink der Firma SpaceX von Elon Musk stark kritisiert. Es soll für eine weltweite Netzabdeckung von Hochgeschwindigkeitsinternet sorgen. Wie eine Perlenkette reihen sich die Satelliten aneinander – sieht spektakulär aus, bringt aber eine enorme Unruhe in den Nachthimmel. Helle Störstreifen auf Aufnahmen von Teleskopen sind die Folge. Musk hat immerhin angekündigt, dass zukünftige Starlink-Satelliten mit speziellen Sonnenschutzschilden ausgestattet werden sollen, die die sichtbaren Sonnenreflexionen deutlich reduzieren sollen.

Für Werbe-Satelliten wird das natürlich nicht in Frage kommen – denn die sollen ja gut sichtbar sein. Die NASA-Gag-Zentrale hat auch schon Ideen, wofür da oben geworben werden könnte:

Die Erde mit vielen Werbelogos im All (Foto: IMAGO, Imago)

Houston, mir haben ein Problem Houston, mir kriegen Werbung im All

Dauer

Werbung im Weltall? Lohnt sich das? Und vor allem für was wird dort geworben?

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Wenn Personen, Vereine oder Unternehmen Neuigkeiten direkt kommunizieren, dann ist das eine Quelle für uns. Das können zum Beispiel exklusive Interviews oder Pressemitteilungen sein. In der Regel kennzeichnen wir bereits im Text, auf welche Quelle wir uns konkret beziehen – vor allem dann, wenn es keine zweite unabhängige Bestätigung zu der Neuigkeit gibt.

STAND
AUTOR/IN
Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)

Meistgelesen

  1. Boar Ey, ist das schlecht Warum „Manta Manta – Zwoter Teil“ leider richtig grottig ist!

    Fortsetzungen von Kultfilmen gehen oft richtig in die Hose. Bei „Manta Manta Zwoter Teil“ ist das leider auch so. Anna Wollner sagt euch, was da schief lief!

  2. Das große SWR3 Grillen 2023 Die Grill-Rezepte von Meta Hiltebrand und Johann Lafer

    Diesen Sonntag grillt SWR3Land ab 13 Uhr live im Radio und im Video-Livestream synchron mit Starkoch Johann Lafer und Starköchin Meta Hiltebrand. Die Rezepte gibt es jetzt schon!

  3. Punkrocker trifft King in Berlin Warum Campino mit König Charles zu Abend isst

    130 Gäste waren zum Dinner im Schloss Bellevue geladen – zu Ehren von König Charles III. und Camilla. Warum auch Tote-Hosen-Sänger Campino mit am Tisch saß, erfahrt ihr hier.

  4. „Hallo Mama, das ist meine neue Nummer“ Vorsicht vor Betrugs-SMS!

    Erst kommt die SMS oder der Anruf von einer unbekannten Nummer, dann die Aufforderung zum Zahlen. Hier bekommst du alle Infos, damit du auf diese Betrüger nicht reinfällst.

  5. In Gedanken schon gekündigt? Was sich Angestellte von ihren Chefs wünschen

    Nur jeder vierte Arbeitnehmer ist zufrieden mit seinem Chef oder seiner Chefin – das belegt eine Studie. Woran das liegt, wann man kündigen sollte und wie die Zufriedenheit zurückkommen kann, lest ihr hier!

  6. Zum Schutz der Haubenlerche Walldorf: Darum dürfen Katzen nur mit GPS-Tracker alleine raus

    In Walldorf, im Rhein-Neckar-Kreis, haben Katzen gerade Hausarrest. Oder sie tragen permanent einen GPS-Tracker, aber das kommt gar nicht gut an. Was hat es damit auf sich?