Seit Tagen wird darüber diskutiert, Bewegungsdaten von Freiwilligen über eine Smartphone-App zu erfassen, um Corona-Infektionen einzudämmen. Die Idee: Man ist infiziert, bevor man Symptome zeigt – geht also noch einkaufen und gibt dabei das Virus möglicherweise an andere Menschen weiter. Wenn es also gelingen würde, schnell herauszufinden, wer sich in der Nähe einer wahrscheinlich infizierten Person aufgehalten und sich vielleicht angesteckt hat, könnten diese Menschen isoliert und so die Verbreitung des Coronavirus gestoppt werden.
Smartphone speichert Kontakte über Bluetooth
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man das machen könnte. Bisher wurde überlegt, Funkzellen zu nutzen. Die Telekom hatte zu Forschungszwecken bereits anonymisierte Bewegungsdaten an das Robert-Koch-Institut weitergegeben. Doch Experten gehen davon aus, dass diese Daten zu ungenau sind, da die Funkzellen, in die sich Smartphones einloggen, sehr groß sind. Es ist auf diesem Weg also nicht möglich, genau zu ermitteln, ob Personen auch direkten Kontakt hatten.
Deshalb wird jetzt über die sogenannte Stopp-Corona-App diskutiert, die über Bluetooth funktionieren soll. Wann immer sich zwei Handys nahe kommen, speichern sie dann verschlüsselt die ID des jeweils anderen. Wenn bei einem Handynutzer Corona festgestellt werden würde, können von einer zentralen Stelle nur über diese IDs Pushnachrichten an alle Kontaktpersonen verschickt werden, damit diese sich in Quarantäne begeben können.
Es gibt ähnliche Apps, die bereits eingesetzt werden – zum Beispiel in Singapur. Die App funktioniert dort ohne Eingabe persönlicher Daten und ohne Zugriff auf Standortdaten. Es werden lediglich das Telefonmodell und ein Gerätename gespeichert. Sie könnte also auch in Sachen Datenschutz ein Vorbild für eine mögliche deutsche Version sein.
Kann die Ausbreitung mit einer App eingedämmt werden?
Mehrere Politikerinnen und Politiker haben sich bereits für eine Stopp-Corona-App in Deutschland ausgesprochen. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber setzt bei einem möglichen Handy-Tracking auf den Grundsatz der Freiwilligkeit. „Die Menschen müssen freiwillig diese App auf ihren Geräten installieren“, stellte er klar. Wenn dabei der Datenschutz hinreichend beachtet werde, „wird es eine große Bereitschaft geben, zu teilen, sich selbst zu schützen und andere zu schützen“, ist Kelber überzeugt.
Auch in Österreich gibt es bereits eine Warn-App. Sie wurde vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellt und speichert ebenfalls zweitweise Begegnungen auf, um im Fall einer Infektion alle Kontaktpersonen zu informieren. Ähnliche Überlegungen werden inzwischen auch beim Deutschen Roten Kreuz angestellt. Berichten nach soll auch das Robert-Koch-institut bereits an einer App arbeiten.
Ob es eine solche App geben wird, ist derzeit allerdings noch unklar.